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Kölner Forum gegen Rassismus und Diskriminierung gegründet. Einer der beiden geschäftsführenden Sprecher ist Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat

Zur Vernetzung der kommunalen Antidiskriminierungsarbeit wurde im Jahr 2004 der „Arbeitskreis Antidiskriminierungsarbeit in Köln“ eingerichtet. Aus ihm ist jetzt das „Kölner Forum gegen Rassismus und Diskriminierung“ hervorgegangen. Im September 2009 haben sich aus diesem Anlass nicht-städtische Einrichtungen, Verbände, Organisationen und Unternehmen sowie städtische Dienststellen auf der Grundlage einer Geschäftsordnung zusammengeschlossen. War die Geschäftsstelle des aufgelösten „Arbeitskreises Antidiskriminierungsarbeit“ noch im Interkulturellen Referat der Stadt Köln angesiedelt, wurden zu (geschäftsführenden) Sprechern des „Kölner Forums“ Banu Bambal und Claus-Ulrich Prölß gewählt. Bambal arbeitet im Antidiskriminierungsbüro Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. Prölß ist Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats e.V.. Der Flüchtlingsrat wurde vor 25 Jahren im Haus der Evangelischen Kirche gegründet. Davon war die Geschäftsstelle über 13 Jahre „direkt beim damaligen Evangelischen Stadtkirchenverband Köln angesiedelt“.

Rassismus und Diskriminierung kommen aus der „Mitte der Gesellschaft“
Der Gründung des „Kölner Forums“, deren aktuell neun Mitglieder bis auf wenige Ausnahmen bereits im aufgelösten „Arbeitskreis Antidiskriminierungsarbeit“ mitwirkten, war ein interner Diskussionsprozess vorausgegangen. An dessen Ende stand die Überzeugung, dass die Antidiskrimnierungsarbeit in Köln einer neuen Struktur bedürfe. „Denn Rassismus und Diskriminierung kommen aus der `Mitte der Gesellschaft´“, so Prölß. Ungleichbehandlung und Benachteiligung seien in allen Bereichen der Gesellschaft alltäglich wahrnehmbar: im privaten, beruflichen oder schulischen Umfeld, im öffentlichen Raum, in Behörden und in Medien. Deren Bekämpfung sei eine „dauerhafte gesellschaftliche Hausforderung“. Sie müsse stärker als bisher gerade auch auf kommunaler Ebene zu einer Querschnittsaufgabe gemacht und als ein maßgebliches politisches Handlungsfeld erkannt werden.

Aufklärung über Rassismus und Diskriminierung
Daher zielt das „Kölner Forum“ auf eine Intensivierung der Arbeit gegen Rassismus und Diskriminierung. Insbesondere will es der Stadt durch die „Entwicklung eigener Vorschläge, Initiativen und Projekte“ als Ansprech- und Kooperationspartner dienen. Das bedeute die Begleitung und Förderung städtischer Maßnahmen hinsichtlich der Information und Aufklärung über Rassismus und Diskriminierung. Das beinhalte die fachkompetente Unterstützung der Maßnahmen von Rat und Verwaltung zum Abbau und zur Verhinderung von Benachteiligungen von Kölnerinnen und Kölner mit Migrationshintergrund. Insgesamt geht es dem „Kölner Forum“ um nichts weniger als die „Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung in jedweder Form“.

Mitgliedschaft steht allen offen, die sich nachhaltig mit dem Thema beschäftigen
„Wir verstehen uns als Fach-, Arbeits- und Vernetzungsgremium zur Verbesserung der Situation“, betont Prölß. „Wir entwickeln Konzepte und Projekte, setzen uns mit verschiedenen Ansätzen der Antidiskriminierung auseinander.“ Auch in Form von Öffentlichkeitsarbeit. Möglichst in Verbindung mit Partnern. Kooperationen sind vor allem mit der Stadt Köln, dem Rat sowie Ämtern und Behörden geplant. Ebenfalls mit nichtstädtischen Organisationen, mit Wohlfahrtsverbänden und Unternehmen. Laut Prölß steht eine Mitgliedschaft im „Kölner Forum“ allen Einrichtungen offen, die sich nachhaltig mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung beschäftigen. Dies könnten auch Kirchengemeinden sein. Dabei verstehe sich das Forum zuvorderst als ein Arbeitsgremium. „Wer bereit ist, intensiv in Arbeitsgruppen mitzuwirken, sich aktiv theoretisch auseinanderzusetzen und an Konzepten mitzuschreiben, der ist bei uns richtig.“

Prölß: „Wir müssen die Bildungsarbeit verstärken“
Zwei Beispiele: Die Stadt Köln hat beschlossen, sich der „Europäischen Städte-Koalition gegen Rassismus“ anzuschließen. Sie wurde gegründet im Dezember 2004. Jetzt wurde vom Stadtrat ein „Zehn-Punkte-Aktionsplan“ verabschiedet. Er enthält konkrete Handlungsbeispiele. Mitarbeitende im „Kölner Forum“ haben sich den Kölner Ratsbeschluss angeschaut und detaillierte Vorstellungen eingebracht, wie die kommunale Antirassismus und Anti-diskriminierungsarbeit verbessert werden kann. Die Arbeitsgruppe Schule/Bildung legte dar, dass die rechtsorientierte Organisation „pro Köln“ gerade in „bildungsfernen Schichten“ Wählerstimmen rekrutiert. „Wir müssen die Bildungsarbeit verstärken. Wenn man Rassismus verhindern und eindämmen will, muss man sich der Bildung widmen“, folgert Prölß.

Ziel: Dauerhaftes Klima der Akzeptanz und Wertschätzung
„Uns ist es wichtig, in die Stadtpolitik eingebettet zu sein, teilhaben zu können an der Entwicklung und den Maßnahmen der Stadt auf diesem Gebiet. Dabei wollen wir auch Kritik üben dürfen“, sagt Prölß. Zwar liegt der vom „Kölner Forum“ gewünschte Beschluss des Stadtrates, in dem die Arbeit des Forums zur Kenntnis genommen und ausdrücklich begrüßt wird, noch nicht vor. Die Position der Kommune ist jedoch eindeutig. So nahm unter anderem Marlis Bredehorst, Dezernentin für Soziales, Integration und Umwelt, an der Gründungsversammlung teil. Sie unterstützt eine öffentliche Debatte, die die gesamte städtische Bevölkerung sensibilisiert und aktiviert, um Vorurteile möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen oder zu ihrem Abbau beizutragen. Ein dauerhaftes Klima der Akzeptanz und Wertschätzung für die ethnische und kulturelle Vielfalt in Köln sei die Grundvoraussetzung für gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Und damit für eine erfolgreiche Integration der Zugewanderten und zur Verhinderung von Benachteiligungen.

„Antidiskrimierungsarbeit hat in Köln eine große Bedeutung.“
„Die Stadt tut schon viel“, sagt Prölß. „Antidiskrimierungsarbeit hat in Köln eine große Bedeutung.“ Gleichwohl seien viele Punkte nur oberflächlich formuliert und unzureichend behandelt. Dies zu ändern, sind Anfang 2008, noch zu Zeiten des ehemaligen „Arbeitskreises Antidiskriminierungsarbeit in Köln“, viele Gruppen angetreten. Damals begannen sie im Auftrag oder auf Bitten der Stadt in verschiedenen Themenbereichen an einem Integrationskonzept zu schreiben. Auch Mitglieder des Kölner Forums beteiligten sich an der Konzepterstellung. Aber weder ist das Integrationskonzept fertig, noch klar, wie die Umsetzung von Maßnahmen aussehen soll. „Hier besteht Klärungsbedarf“, so Prölß. „Beispielsweise ist noch offen, wer über die Umsetzung wacht, wer sie wissenschaftlich begleitet, wer die Befugnis hat, Knackpunkte zu kritisieren und sich an die städtischen Dienststellen zu richten.“

Einrichtung einer Ombudsstelle vorgeschlagen
Rassísmus und Diskriminierung in ihren verschiedenen Formen seien alltägliche Phänomene. Beiden begegne man auf vielen Ebenen, in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Auch auf Ämtern und in Behörden, kritisiert Prölß, „schockierende“ Verhaltensweisen und Bemerkungen von städtischen Mitarbeitenden etwa gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Hier sei eine gezielte, systematische Schulung zwecks Qualifizierung für den korrekten Umgang mit „Kunden“ erforderlich. „An wen sollen die Betroffenen sich denn wenden? Den meisten bleibt nur übrig, die Bemerkungen runterzuschlucken“, so Pölß. Er schlägt deswegen die Einrichtung einer weisungsungebundenen Ombudsstelle vor.

Für Auskünfte etwa zur Mitgliedschaft, Mitarbeit und Veranstaltungen des „Kölner Forums“ stehen Claus-Ulrich Prölß (proelss@koelner-fluechtlingsrat.de) und Banu Bambul (Banu.Bambal@oegg.de) gerne zur Verfügung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich