„KölnEngagiert 2016“ – Ehrenamtspreis geht an „Baumpatin“ aus der Gemeinde Köln-Lindenthal

„In diesem Jahr sind meine Pflanzen besonders gut gediehen – wegen des vielen Regens!“, freut sich Gertrud Bach-Korth, die am 4. September für ihr Engagement als Baumpatin mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln im Kölner Rathaus ausgezeichnet wird.
Pflanzenparadies in Köln-Lindenthal - für ihr Engagement als Baumpatin in der Straße St. Laurentius erhält Gertrud Bach-Korth den Ehrenamtspreis der Stadt Köln
Elf „Baumscheiben“ – das sind die Grünflächen um die Straßenbäume herum – pflegt die 72-Jährige in der Straße St. Laurentius in Köln-Lindenthal schon seit fast 20 Jahren mit viel Liebe und Fachwissen.

Pflanzen mit besonderen Geschichten
Den Beginn ihres Engagements beschreibt Bach-Korth so: „1989 habe ich meinen Beruf als Diakonieschwester im Evangelischen Krankenhaus Weyerthal aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Ich habe immer schon überlegt, wie schön meine Umgebung doch eigentlich aussehen könnte. Da habe ich mit der Bepflanzung der ersten und zweiten ’Baumscheibe’ begonnen.“ 1996 war die elfte Baumscheibe gerodet und bepflanzt. Insgesamt 60 verschiedene Pflanzenarten und -sorten pflanzte die Naturliebhaberin. „So ist fast das ganze Jahr etwas Schönes zu sehen, das die Passanten erfreut", erklärt sie. „Ich könnte Ihnen zu jeder Pflanze eine besondere Geschichte erzählen“. Auf den Ehrenamtspreis lege sie keinen großen Wert, aber wenn durch ihr Beispiel andere Kölnerinnen und Kölner motiviert werden, Baum-Patenschaften zu übernehmen, dann mache dies doch Sinn.

Ehrenamtliches Engagement auch in der Gemeinde
Die gebürtige Baden-Badenerin lebt seit 30 Jahren mit ihrem Mann, Hans-Werner Korth, der seit 24 Jahren ehrenamtlich in der Evangelischen Informationsstelle Köln mitarbeitet, in der Domstadt – selbstverständlich mit Blick auf die Straße St. Laurentius. Auch in ihrer Kirchengemeinde in Köln-Lindenthal hat sie sich lange Zeit ehrenamtlich engagiert. Mit Lichtbildervorträgen gestaltete die Hobbyfotografin – die natürlich auch ihre „Baumscheiben“ regelmäßig dokumentiert – das Programm der Frauenhilfe mit. Heute hält sie noch ab und zu Vorträge für die Jungsenioren an der Antoniterkirche, für die Frauenhilfe in Weiden und für einen Seniorenkreis in Ostheim.

Sonderpreis "Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe"
Aus 148 Vorschlägen hat eine unabhängige Jury die Preisträgerinnen und Preisträger von „KölnEngagiert 2016“ ausgewählt. Neben vier Einzelpersonen, zu denen Gertrud Bach-Korth gehört, zeichnete sie drei Gruppen, zwei Schulen und ein Unternehmen aus. Außerdem wurde erstmals der Sonderpreis „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“ vergeben. Er geht an die Willkommensinitiativen in Köln, die sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, um Unterstützung für Flüchtlinge wohnortnah zu leisten. Sie knüpfen Kontakte zu Vereinen, Unternehmen, Politik und Verwaltung und sind Woche für Woche für viele Menschen im Einsatz. In den Kölner Willkommensinitiativen dürften grob geschätzt etwa 2.000 Menschen aktiv sein. Sie organisieren einen Rechtsbeistand, Freizeitaktivitäten für Kinder und Erwachsene, Fahrradwerkstätten, Patenschaften, Begleitung zu Ärzten und Ämtern, Sprachkurse, Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und vieles mehr. Die Willkommensinitiativen wollen das Bürgerengagement rund um die Kölner Flüchtlingswohnheime weiter vernetzen, damit sie schnell, effizient und unbürokratisch helfen können.
Das erste Vernetzungstreffen der Kölner Willkommensinitiativen fand im September 2014 in der Melanchthon-Akademie statt. Die Initiatoren: (v.links) Joachim Ziefle, Dorothee Schaper, Henriette Reker, Martina Domke und Claus-Ulrich Prölß

Seit 2014 Vernetzungstreffen in der Melanchthon-Akademie
Zum ersten Vernetzungstreffen lud im September 2014 die Melanchthon-Akademie zusammen mit dem Migrationsausschuss des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in die Räume der Melanchthon-Akademie in der Kölner Südstadt ein. Seitdem fanden 12 Treffen statt, ergänzt durch drei sogenannte Barcamps, bei denen sich die Tagesordnung aus den Themen ergibt, die die Teilnehmenden selbst einbringen. „Bei den Treffen geht es vor allem darum, den einzelnen Initiativen gegenseitigen Austausch, Beratung, Qualifikation und Vernetzung zu ermöglichen“, erklärt Joachim Ziefle, Stellvertretender Leiter der Akademie, der sich – in Kooperation mit dem „Forum für Willkommenskultur“ – als Moderator und Organisator der Treffen versteht. Mitstreiter sind das Diakonische Werk Köln und Region und der Kölner Flüchtlingsrat. Mittlerweile hat der Kölner Flüchtlingsrat zusammen mit der Kölner Freiwilligenagentur eine hauptamtliche Projektstelle eingerichtet, die die Arbeit koordiniert.

45 Willkommensinitiativen und viele kleine Projekte
Die regelmäßigen Vernetzungstreffen in der Melanchthon-Akademie werden inzwischen von Vertreterinnen und Vertretern von etwa 45 Willkommensinitiativen besucht. Hinzu kommen viele kleine Projekte und Gruppen wie etwa der „Musikbus“, der vor Ort Musik mit Flüchtlingen macht, Kunstprojekte, sowie Gruppen, die Flüchtlinge zum Essen oder in Konzerte einladen oder sich um Homosexuelle kümmern. „Auf den Treffen stellen die Menschen ihre Ideen vor“, erklärt Ziefle. Darüber hinaus bietet die Bildungseinrichtung in Kooperation mit dem „Forum für Willkommenskultur“ regelmäßig Schulungen für Ehrenamtliche an.

Das nächste Barcamp-Treffen findet am Samstag, 27. August, von 10 bis 15 Uhr, in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, statt und ist offen für alle Interessierten.

Weitere Infos erhält man in der Melanchthon-Akademie bei Joachim Ziefle, Telefon: 0221/93 18 03-23, ziefle(a)melanchthon-akademie.de, www.melanchthon-akademie.de.

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Die Preise überreichen Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die diesjährige Ehrenamtspatin Britta Heidemann am Sonntag, 4. September 2016, beim 17. Kölner Ehrenamtstag im Rathaus.

Text: Susanne Hermanns/knap
Foto(s): Gertrud Bach-Korth, Hans-Willi Hermans