You are currently viewing Köln feierte das ehrenamtliche Engagement

Köln feierte das ehrenamtliche Engagement

Matthias Opdenhövel war begeistert: „In Köln engagieren sich 200.000 Leute ehrenamtlich. Das hätte ich nicht erwartet“, sagte der ARD-Sportschau-Moderator am Ehrenamtstag auf der Bühne auf dem Heumarkt. Er selbst unterstützt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Opdenhövel war Pate des Ehrenamtspreises in Köln in diesem Jahr.

Eine Jury, der neben dem Moderator auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, alle Bürgermeister der Stadt sowie zahlreiche Repräsentanten von Politik und Institutionen angehörten, hatte aus 132 Vorschlägen hat die Preisträgerinnen und Preisträger von „KölnEngagiert 2017“ ausgewählt.

100 Initiativen, Verbände und Vereine
Neben vier Einzelpersonen zeichnete sie drei Gruppen, zwei Schulen und ein Unternehmen aus. Außerdem wurde der Sonderpreis „Ehrenamtliches Engagement im Sport“ vergeben. Reker erklärte, dass der Jury die Auswahl beim 18. Ehrenamtspreis, den die Stadt ausgelobt habe, wie immer sehr schwer gefallen sei: „Eigentlich waren alle gut. Man muss halt sehr genau prüfen, wo die eine oder andere Initiative vielleicht doch die Nase vorn hat.“ Die Oberbürgermeisterin dankte den Vertretern und Vertreterinnen von 100 Initiativen, Verbänden und Vereinen, die ihre ehrenamtliche Arbeit an Infoständen auf dem Heumarkt vorstellten. „Ohne Ihr Engagement wäre Köln weniger lebenswert.“

„Gesundheit für Wohnungslose“
Ehrenamtspreisträger ist zum Beispiel der Verein „Gesundheit für Wohnungslose“, der wie alle anderen einen Scheck in Höhe von 1000 Euro erhielt. Den nahm Professor Dr. Mark Oette entgegen, Chefarzt im Krankenhaus der Augustinerinnen in der Südstadt, im Volksmund „Klösterchen“ genannt. Seit 1995 gibt es die Kölner Gruppe „Gesundheit für Wohnungslose e.V.“, die immer montags- und mittwochabends in einem umgebauten Krankenwagen auf dem Appellhofplatz wohnungslosen Patienten zur Verfügung stehen. Elf Ärztinnen und Ärzte, sieben Schwestern und Pfleger, fünf Fahrerinnen und Fahrer und ein Vorstand kümmern sich darum. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch der Arzt Dr. Peter Krebs, 91 Jahre alt und noch immer vor Ort im Einsatz, und seine Frau Rena. Beide engagieren sich darüber hinaus auch für die Obdachlosenstation GULLIVER, zuletzt mit einer Geldspende von 10.000 Euro. (Lesen Sie mehr dazu hier).

Ärztliche Fähigkeiten gefragt
Häufige Erkrankungen bei Wohnungslosen sind offene Beine, Lungenentzündungen und Hautkrankheiten. Dabei sind ärztliche Fähigkeiten gefragt, die in der modernen Medizin kaum noch vorkommen. Denn in dem Krankenwagen stehen moderne Apparate für Diagnostik und Behandlung sowie Wasser nicht zur Verfügung. Der Arzt diagnostiziert durch Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Fühlen, Sprechen, Zuhören und Übersetzen. Opdenhövel, der den Scheck überreichte, wies auf die lebensrettende Arbeit der Vereinsmitglieder hin.

Wertschätzung für junge Familien
Geehrt wurde auch der Verein KinderWillkommen-Besuche (KiWi). „180 Ehrenamtliche, 17 Sprachen“, begrüßte Reker die Vereinsmitglieder auf der Bühne. Seit dem Sommer 2008 erhalten alle Eltern kurz nach der Geburt ihres Kindes einen Brief von der Stadtverwaltung mit dem Angebot eines KinderWillkommen-Besuchs von einem der Ehrenamtlichen. Wenn gewünscht, erhalten die Eltern Beratung bei der Versorgung, Erziehung und Bildung ihres Kindes. Aber auch Tipps, wo man sich Hilfe holen kann.
Gut zu wissen: Auch die Evangelische Familienbildungsstätte setzt sich für ein kinderfreundliches Köln ein: Sie ist ebenfalls Trägerin des Projektes „KiWi – KinderWillkommen“.

Bundesliga-Spielerin trainiert Jesidinnen
Den Sonderpreis „Ehrenamtliches Engagement im Sport“ erhielt Tugba Tekkal, Spielerin in der Frauenfußball-Bundesligamannschaft des 1. FC Köln. Tekkal hat mit dem Verein HAWAR.help das Integrationsprojekt „Scoring Girls“ gegründet. Sie trainiert einmal in der Woche Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren, die aus Flüchtlingsfamilien und sozial benachteiligten deutschen Familien stammen, auf den Vorwiesen des Rheinenergie-Stadions. „Ich wollte helfen mit dem, was ich am besten kann“, beschreibt sie ihren Antrieb. „Im Moment trainieren viele Jesidinnen bei mir. Eine ist wirklich talentiert. Die nehme ich bald mit zum Probetraining beim FC.“

Kirchenverband bildet Ehrenamtliche aus
In seinem Frühjahrsgespräch mit Pressevertretern und -vertreterinnen hatte Stadtsuperintendent Rolf Domning auf die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements in der Evangelischen Kirche verwiesen. „Wir brauchen die Ehrenamtlichen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Hauptamtlichen bei uns in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen wird.“
Eine Arbeitsgruppe im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region befasst sich seit einem Jahr mit einem Schulungsprojekt für Ehrenamtliche. In einem ersten Bildungsmodul mit einem Umfang von 50 Stunden wird Grundsätzliches erörtert wie zum Beispiel kommunikative Kompetenz im Besuchsdienst. Vertieft wird das Gelernte in einem zweiten Bildungsmodul mit 100 Stunden. Die Teilnehmenden erwerben dort die sogenannte „Feldkompentenz“. Dort konzentrieren sie sich auf Bereiche wie etwa Notfallseelsorge und werden auch mit der Praxis konfrontiert, um zu sehen, ob dieser Bereich für sie passt. Die Resonanz bei den Gemeindegliedern war durchweg positiv.
Wer sich ehrenamtlich in der Evangelischen Kirche engagieren möchte, findet hier weitere Informationen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann