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Kochen mit Calvin, die Verwaltung himmlischer Sündenregister, Kampfschunkeln, Podolski-Song und vieles mehr: Das ist die Prots-Sitzung 2009

Wenn das Gotteshaus aus allen Nähten platzt und keine Kirchenmaus mehr Platz finden würde, dann kreist in der Bocklemünder Auferstehungskirche der Prots-Löffel, der offizielle Orden der Prots-Sitzung. 400 protestantische Jecken aus Köln, aus dem Umland und sogar aus Düsseldorf nehmen sich für einen Abend nicht so wichtig und lassen sich von den Bühnenakteuren auf die Schippe nehmen. Alles getreu dem Anspruch der Prots-Sitzung: „Protestantisch ist lustig mit Anspruch.“

„Verzicht“ war eines der Themen, die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurden. Bei einer Modenschau hatte man „hochgradig ausgemergelte Models“ entdeckt, die protestantische Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ bekam ihr Fett weg, schließlich reiche es nicht, nur auf die Sahne beim Nachtisch zu verzichten, und der arg verklemmte Bischof Gottfried Luschmeier forderte den „Verzicht auf unverschleierte Pfarrerinnen, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit“.

Eine ewig gültige, „prots-freche“ Analyse des Domstädters lieferte Pfarrer Wolfram Behmenburg, bekannt aus dem Kirchenkabarett „Klüngelbeutel“: „Der Kölner kriegt das meiste nicht geregelt, aber er hat zur Entschuldigung immer einen schönen Dreivierteltakt zur Hand, mit dem er die Welt überrascht.“

Die Leitung der Sitzung lag wie immer in den bewährten Händen der drei Könige unter Führung von Otmar Baumberger, Pfarrer aus Dellbrück. Gemeinsam mit den beiden „Königinnen“ Gundula Schmidt und Dorothee Schaper stand im Calvin-Jahr 2009 bei der Sitzungsleitung „Kochen mit Calvin“ auf dem Programm: „Das heißt, man muss alles weglassen, was lecker ist“, erklärte Baumberger. Zum krönenden Abschluss des kargen Mahls gönnten sich die drei Könige – man mag es kaum glauben – einen Genever: „Da mag man gar nicht an die Sünde denken“, so Baumberger.

Die „Sünde“ war das Hauptthema im „himmlischen Sündenregister“, dessen katholischer Sachbearbeiter mit der protestantischen Sicht der menschlichen Verfehlungen überfordert war: „Wir sind doch nicht dafür verantwortlich, dass ihre Mutter ihnen von diesem Sündenregister nichts erzählt hat. Ach Luther meinen Sie, nicht ihre Mutter“, konnte zumindest ein Missverständnis mit einem Evangelischen am Telefon aufgeklärt werden. Damit der Protestant eine ordentliche Sündenerklärung für 2008 ausfüllen kann, empfahl der Sachbearbeiter die „Anlage P“. Und einen Tipp hatte er auch noch für den armen Sünder: „Der Erzengelausschuss hat die Leidenspauschale für das Hören einer evangelischen Predigt verdoppelt, ohne Sitzkissen vervierfacht.“

Eine Verballhornung des diesjährigen Kirchentagsmottos war das Lied „Mensch, wo bis Du, sag mir wo, Mensch, fuhrst Du nach Itzehoe. Mensch, ganz Bremen sucht nach Dir, Du verirrtes Säugetier.“

Einen lautstark bejubelten Auftritt hatte der Chor der Lutherkirche aus der Kölner Südstadt mit der Kulthymne „Holt der Lukas nach Haus“. Wohl selten waren sich Protestanten wie Katholiken so einig wie bei der Forderung nach der Rückkehr von Nationalspieler Lukas Podolski aus dem fernen München. Es heißt, es gehe ihm dort nicht sonderlich gut, aber sicher erheblich besser als den fünf Evangelischen, die im „Kölle Alaaf Drill Camp“ eine karnevalistische Ausbildung erhielten, inklusive Anschreien durch den Ausbilder, Kampfschunkeln und, das Schlimmste zum Schluss, ein Kölsch auf Ex.

Alle fünf Sitzungen waren schon seit Monaten ausverkauft. Der Erlös des jecken Treibens ist für die Flüchtlingsarbeit des Diakonischen Werkes Köln und Region bestimmt. Nach aller Erfahrung weden sicher auch dieses Jahr wieder deutlich mehr als 20.000 Euro zusammenkommen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann