You are currently viewing „Kleiner Orgelmarathon im Altenberger Dom“

„Kleiner Orgelmarathon im Altenberger Dom“

Drei Konzerte in neun Tagen an der Klais-Orgel

Corona hat auch im Kulturbetrieb der Kirchen vieles durcheinander gebracht. Nicht nur die große Konzertreihe der sommerlichen Orgelfeierstunden im Kölner Dom musste angesichts der Pandemie komplett neu geplant werden. Auch das kirchenmusikalische Angebot im Altenberger Dom kann in diesem Jahr nicht wie vorgesehen stattfinden. Da viele internationale Gäste nicht anreisen konnten und Chöre derzeit nicht singen dürfen, haben der Altenberger Domorganist Andreas Meisner und sein katholischer Kollege Rolf Müller ein umfangreiches Ersatzprogramm auf die Beine gestellt. So finden zwischen dem 3. und 11. Oktober im Rahmen der geistlichen Musik im Altenberger Dom nun drei bemerkenswerte Orgelkonzerte statt.

Virtuose Reise durch 150 Jahre Musikgeschichte

Den Auftakt der kleinen Reihe macht Andreas Meisner am Samstag, 3. Oktober, um 14.30 Uhr. Der Titel des Konzertes, in dem der evangelische Domorganist selbst in die Tasten greift, lautet „TOCCATISSIMO“. Der Begriff „Toccata“ beschreibt eine sehr alte Gattung der Musik für Tasteninstrumente. Hergeleitet vom italienischen Wort „toccare“, was sinngemäß mit „schlagen“ übersetzt werden kann, bezeichnet der Begriff Stücke mit schnellen Läufen und rasch hintereinander angeschlagenen Akkorden. Meisner, der als Orgelvirtuose bekannt ist, ist ein Spezialist für diese rasanten Stücke und nimmt sein Publikum am 3. Oktober mit auf eine musikalische Reise durch mehr als 150 Jahre Musikgeschichte. Sein Programm beginnt mit der großartigen und strengen „Dorischen Toccata“ von Johann Sebastian Bach aus dem 18. Jahrhundert. Danach folgen sechs sehr berühmte Toccaten von französischen Komponisten wie Théodore Dubois, Eugène Gigout, Louis Vierne, Léon Boellmann und Charles-Marie Widor.

Emeritierter Hamburger Michel-Organist kommt nach Altenberg

Einen Tag später, am Sonntag, 4. Oktober, 14.30 Uhr konzertiert dann Christoph Schoener an der Altenberger Klais-Orgel. Schoener studierte in Freiburg, Paris und Amsterdam und war viele Jahre im Rheinland tätig, bevor er 1998 als Kirchenmusikdirektor an die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg berufen wurde, wo er bis Ende Dezember 2019 wirkte. Konzertreisen führten ihn in nahezu alle Länder Europas und in die USA; mehrfach war er beim Schleswig-Holstein Musikfestival und in der Hamburger Elbphilharmonie zu Gast. Seine Einspielung sämtlicher Orgeltoccaten von Bach erhielt 2016 einen ECHO-Klassik und 2018 wurde er zum Professor ernannt. Auch sein Programm beginnt mit Johann Sebastian Bach: Schoener spielt das große Präludium in Es-Dur. Danach präsentiert er ebenfalls Kompositionen französischer Meister, wie Alexandre Guilmant, Gaston Litaize, Charles-Marie Widor und Louis Vierne.

„Musik – mit und ohne Worte“

Stilistisch sehr vielfältig ist das Programm von Christian-Markus Raiser aus Karlsruhe, das am Sonntag, 11. Oktober, 14.30 Uhr zu hören ist. Der Organist der Evangelischen Stadtkirche lehrt an den Musikhochschulen Trossingen und Heidelberg, leitet unter anderem den Bach-Chor Karlsruhe und entwickelte die Stadtkirche Karlsruhe zu einem Zentrum der Kirchenmusik in Baden. 2007 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Unter dem Titel „Musik – mit und ohne Worte“ begegnen sich erneut Werke aus Deutschland und Frankreich – dieses Mal sogar aus drei Jahrhunderten. Neben Johann Sebastian Bach erklingen auch Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Christian Heinrich Rinck sowie eine eigene Komposition von Raiser. Dazu stehen französische Werke von Nicolas Clerambault und Louis Vierne auf dem Programm, das insgesamt eine klangschöne und abwechslungsreiche musikalische Stunde verspricht.

Geistliche Musik – ein gottesdienstliches Konzertformat

Die Geistlichen Musiken im Altenberger Dom haben bereits seit vielen Jahrzehnten Tradition. Sie finden sonntags ab 14.30 Uhr statt, dauern rund eine Stunde und verbinden das Format des Gottesdienstes mit einem niveauvollen Musikerlebnis. Konzertante Musik für Orgel und andere Besetzungen wird von einer sparsamen Liturgie mit Lesung und Gebet gerahmt. Der Eintritt zu diesen musikalischen Gottesdiensten ist frei, angesichts der gegenwärtigen Corona-Pandemie bittet die Evangelische Domgemeinde, sich auf die derzeit notwendigen Regelungen einzustellen und den Anordnungen Folge zu leisten.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler