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Klaus Schmidt, Kölner Pfarrer i.R. , wird vom Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandtaler“ ausgezeichnet

Verdienste um das multinationale Zusammenleben und die landschaftliche Kulturpflege zeichnet der Landschaftsverband Rheinland mit dem „Rheinlandtaler“ aus. Am 24. April erhält der evangelische Pfarrer Klaus Schmidt (70) aus Köln den Rheinlandtaler.


Dienstlich gesehen ist der 1935 in Rheydt am Niederrhein geborene Klaus Schmidt im Ruhestand. Lebenspraktisch passt das Wort Ruhestand kaum. In diesen Tagen erscheint das Buch „Sie schwammen gegen den Strom“, das Professor Günther van Norden zusammen mit Schmidt herausgibt. Der Band enthält 65 Porträts rheinischer Protestantinnen und Protestanten, die während Nazi-Regime und Shoah „gegen den Strom“ schwammen und verfolgt wurden.

Aufarbeitung rheinischer Kirchengeschichte in zahlreichen Büchern
In den zurückliegenden Jahren schrieb der Theologe und Historiker viele Bücher. Er porträtierte Johanna und Gottfried Kinkel („Gerechtigkeit, das Brot des Volkes“, 1996), Mathilde und Fritz Anneke (1998), den alternativen Karnevalisten und Demokraten Franz Raveaux (2001) sowie Andreas Gottschalk, den jüdischen Protestanten, Armenarzt und Pionier der Arbeiterbewegung (2002). Schon zuvor schrieb Schmidt „Kanzel, Thron und Demokraten“ über Protestanten und die Revolution 1848/49 in der Rheinprovinz. Zuletzt erschien „Das gefährdete Leben“ über den Kölner Arzt und Gesundheitspolitiker Franz Vonessen (2004).

Mit Martin Luther King  in den USA
Auch Klaus Schmidts Leben gäbe ein dickes Buch ab. Nach dem Studium von Theologie, Geschichte und Soziologie in Hamburg, Göttingen und Heidelberg und den beiden theologischen Examina war er 1961/62 ein Jahr in den USA – mit Stipendien des Ökumenischen Rats der Kirchen und der Fulbright-Stiftung. Neben Studien tat er Dienst in einer farbigen Gemeinde, absolvierte ein Anti-Rassismus-Training unter Martin Luther King und schrieb später ein Buch über den historischen Hintergrund der Rassenfrage: „Religion – Versklavung und Befreiung“.

Dorothee Sölle, Christentum und Sozialismus
Dann arbeitete er als Berufsschul- und Studierendenpfarrer in Köln, engagierte er sich außerdem bei den Politischen Nachtgebeten, in der außerparlamentarischen Opposition und in Dritte-Welt-Gruppen. Über 25 Jahre war er Mitherausgeber und -redakteur der „Jungen Kirche“. Mit Dorothee Sölle verband ihn nicht nur das Politische Nachtgebet: Mit der Theologin und anderen schrieb er zwei Bände über „Christentum und Sozialismus“: Aktivitäten, die ihm Verdächtigungen einbrachten, die mit dem damals negativ gemeinten Wort Sympathisant umrissen wurden. Ihm seien „einseitige“ Bibelauslegung und Nähe oder gar Verbindung zu „linksextremen“ oder „terroristischen“ Kreisen nachgesagt worden, erzählt Schmidt.

Aufdeckung blutiger Übergriffe und Entführung auf den Philippinen
1987/88 arbeitete Klaus Schmidt als Theologischer Dozent auf den Philippinen, machte Menschenrechtsarbeit. Im Auftrag des philippinischen Protestantischen Kirchenrats beteiligte er sich an fact finding missions zur Aufdeckung blutiger Übergriffe von Militärs und Paramilitärs. Das Militär entführte ihn, um ihm Beteiligung an Guerilla-Aktionen zu unterstellen. Freigelassen wurde Klaus Schmidt erst nach Wochen. Interveniert hatte neben Deutscher Botschaft, dem damaligen Außenminister Dietrich Genscher und der rheinischen Kirchenleitung auch Schmidts Freund Günter Wallraff.

Zurück in Köln: Kein Ruhestand
Nicht erst seit seinem Ruhestand engagiert er sich unter anderem zugunsten von Sinti und Roma im Kölner Rom e.V., in der lokalen Friedensbewegung und in der Solidarischen Kirche im Rheinland. Die Verleihung des Rheinlandtalers würdigt sicher seine Bücher und, so Schmidt, auch seine Aufarbeitung rheinischer Kirchengeschichte.

Tipp
Mehr über den „Rheinlandtaler“ auf den Seiten des Landschaftsverbands Rheinland hier.

Text: Anna Neumann für die EKiR
Foto(s): Neumann