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Klangvoller Schlusspunkt: Haydn und Mozart in der Trinitatiskirche

Zwei große und bedeutende Werke der ersten Wiener Klassik standen beim Konzert der Kartäuserkantorei in der evangelischen Trinitatiskirche auf dem Programm: Die Nelson-Messe d-Moll von Joseph Haydn aus dem Jahr 1798 und das sieben Jahre früher komponierte Requiem d-Moll aus dem Todesjahr von Wolfgang Amadeus Mozart, welches bekanntlich von Mozart selbst nicht mehr fertiggestellt werden konnte.

Energiereich und klar
Gerade die Interpretation klassischer Musik hat in den letzten Jahrzehnten eine große Veränderung erfahren. Viele Klassikfreunde haben noch den breiten, ein wenig behäbigen weichen Klang der sechziger und siebziger Jahre im Ohr, während Musikwissenschaft und Instrumentenforschung in den letzten zwei Jahrzehnten viel dazu beigetragen, dass ein transparenterer Klang, frischere Tempi, entschiedenere Artikulationen und die Verwendung von Originalinstrumenten oder Instrumentenkopien in die Musizierpraxis Einzug gehalten haben. Insofern erwies sich das von Philipp Ahmann und der Kartäuserkantorei verpflichtete Orchester „Concerto con Anima“ als sehr glückliche Besetzung für einen energiereichen und klaren Zugriff auf die Partitur.

Ein erfahrenes Ensemble
Das dreißigköpfige Ensemble „Concerto con Amina“ wurde 2007 von seiner Konzertmeisterin Ingeborg Scheerer gegründet und ging aus der seit 1991 existierenden „Johann Christian Bach-Akademie“ hervor. Alle Musikerinnen und Musiker, allen voran Ingeborg Scheerer, sind auf die Aufführung der Musik des Barock und der Klassik spezialisiert. Sie haben im Musikleben Deutschlands und Europas einen festen Platz und blicken auf langjährige Kooperationen mit herausragenden Konzertchören zurück.

Der Abschluss einer erfolgreichen Zusammenarbeit
Auch die Kartäuserkantorei genießt weit über Köln hinaus großes Renommee. Sie wurde vor mehr als 40 Jahren vom damaligen Kartäuserkantor Professor Peter Neumann ins Leben gerufen. Neumann, der heute noch als gefragter Dirigent und mit seinem Kölner Kammerchor einer vielbeachteten Konzert- und Produktionstätigkeit nachgeht, formte die Kartäuserkantorei über Jahrzehnte zu einem leistungsfähigen Klangkörper für oratorische Musik. Philipp Ahmann, der Peter Neumann 2005 folgte, setzte mit der Hinwendung zum A-Cappella-Gesang und zur Musik in kammermusikalischer Besetzung neue, eigene Akzente. Dass das Konzert in der Trinitatiskirche nun wieder zwei großbesetzte, oratorische Werke bot, hatte einen besonderen Grund: Philipp Ahmann setzte mit Haydn und Mozart einen klangvollen Schlusspunkt unter die achtjährige Zusammenarbeit mit der Kartäuserkantorei. Der junge Dirigent, der bereits 2008 zum Chordirektor des NDR-Chores in Hamburg berufen wurde, verlegt nun seinen Lebensmittelpunkt endgültig in die Hansestadt.

Klarer Klang im weiten Kirchenraum
Philipp Ahmanns vitales Dirigat beflügelte Chor, Soli und Orchester in der Trinitatiskirche zu einer bemerkenswerten Leistung. Die 57 Choristinnen und Choristen waren musikalisch ebenbürtige Partner für das Orchester und füllten mit klarem Klang den weiten Kirchenraum. Auch das Solistenquartett, bestehend aus den Sopranistinnen Hiltrud Kuhlmann und Judith Hilger sowie Markus Francke (Tenor) und Lucas Singer (Bass) erwiesen sich als eine sehr gute Wahl und meisterten ihre Partien klangschön und zuverlässig. Besonders gefiel der Bass Lucas Singer mit seinem warmen und vollen Timbre. Kurzum: Das zahlreich erschienene Publikum konnte einen bemerkenswerten Konzertabend erleben, bei dem es Philipp Ahmann gelang, die großen Leistungen der Solisten, der Kartäuserkantorei und des Orchesters zu einem homogenen und zugleich lebendigen Ganzen zu formen.

Mit Spannung erwartet: die Nachfolge
Man darf nun gespannt sein, welchen Weg die Kartäuserkantorei in Zukunft nehmen wird. Das Auswahlverfahren für die Nachfolge von Philipp Ahmann läuft noch und es bleibt abzuwarten, welchen künstlerischen und stilistischen Schwerpunkt der Chor unter seiner neuen Leitung nehmen wird.

Text: APK
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler