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„Kitas in Deutschland allein gelassen“. Eine Studie ergab: In deutschen Kitas gibt es zu wenig Personal, Verbände fordern „Qualitätsoffensive Kita“

In deutschen Kitas gibt es zu wenig Personal, um die in den Bildungsplänen formulierten Ziele umzusetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die jetzt gemeinsam von dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin vorgestellt wurde. Die Verbände warnen vor einem Bildungs- und Erziehernotstand und fordern Bund, Länder und Kommunen zu einer gemeinsamen „Qualitätsoffensive in den Kitas“ auf. Auch die Fragen der Qualifizierung und Bezahlung pädagogischer Fachkräfte dürften nicht länger ausgeklammert werden.

„Qualität in Kindertageseinrichtungen steht und fehlt mit den Rahmenbedingungen.
Insbesondere ein guter Betreuungsschlüssel ist das A und O für mehr Qualität in Kitas“, betont Cord Wellhausen, stellvertretender Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Schon heute sei jedoch die Fachkraft-Kind- Relation vielerorts völlig unzureichend. Eine anspruchsvolle Bildungs- und Erziehungsarbeit sowie die Umsetzung der vorgegebenen Bildungspläne seien unter diesen Bedingungen kaum zu gewährleisten. „Wenn wir die Rahmenbedingungen in den Kitas nicht verbessern, werden alle Bildungspläne Makulatur bleiben. Wem das notwendige Werkzeug fehlt, der kann auch mit der besten Gebrauchsanleitung nichts anfangen“, kritisiert Wellhausen. Die Studie belege, dass über die Qualitätsziele länderübergreifend weitgehend Konsens bestehe. Jetzt sei es an der Zeit, im Rahmen einer bundesweiten Qualitätsoffensive sicherzustellen, dass diese Ziele auch in allen Kindertagesstätten umgesetzt werden können, forderte der Verbandsvize.

„Bildung ist der Schlüssel für Teilhabe und Gerechtigkeit, der die Chancen von Kindern und ihre Zukunftsperspektiven ganz entscheidend beeinflusst.“ stellt Dr.
Bernd Schlüter, Vorstandsmitglied des Diakonischen Werkes der EKD, fest. „Wer echte Bildungschancen für alle Kinder will, muss auch die notwendigen Voraussetzungen für die fachliche Umsetzung einer hochwertigen Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindertageseinrichtungen schaffen.“ Die Diakonie befürchtet, dass die Bereitschaft, sich für den Erzieherinnenberuf zu entscheiden, ohne Veränderung der Fachkraft – Kind – Schlüssel in den Kindertageseinrichtungen drastisch sinken wird und ein Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften entsteht. Damit wäre nach Meinung von Bernd Schlüter das Ziel, gleiche und gerechte Bildungschancen für alle Kinder so früh wie möglich zu sichern, hochgradig gefährdet.

„Wir brauchen bundesweit deutlich mehr Erzieherinnen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Selbst die engagierteste Erzieherin kann bei dem derzeit geltenden Personalschlüssel die aus den Bildungsplänen resultierenden 138 Einzelanforderungen nicht abdecken. Die Erzieherinnen benötigen beispielsweise mehr Vor- und Nachbereitungszeit“, sagte Norbert Hocke, Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit. Die Studie belege, das neben den Rahmenbedingungen eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen wichtig ist. „Der Erzieherberuf muss attraktiver werden. Sonst können wir nicht so viele junge Menschen für diesen schönen Beruf begeistern, wie notwendig sind“, unterstrich Hocke.

Infos zu der Studie
Autorinnen sind Prof. Dr. Susanne Viernickel und Stefanie Schwarz von der Alice-Salomon Fachschule Berlin. Die Untersuchung erfasst erstmals, was sich hinter dem Schlagwort der „Verbesserung der Qualität der Kita-Arbeit“ verbirgt. Sie führt detailliert 138 Tätigkeitsmerkmale auf, die die Arbeit von Erzieherinnen ausmachen. Die Studie „Wissenschaftliche Parameter zur Bestimmung der Fachkraft-Kind- Relation“ finden Sie im Internet unter:
www.diakonie.de
www.der-paritaetische.de/pressebereich
http://www.gew.de/Publikationen_Kita.html#Section25502

Text: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.
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