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Kita-Träger fordern in einem Schreiben an Landespolitiker eine Erhöhung der Kind-Pauschale

„Evangelische Kindertageseinrichtungen befinden sich an vielen Orten in einer äußerst prekären Finanzsituation, deren Regelung keinen weiteren Aufschub mehr duldet“, mit diesen Worten wenden sich derzeit evangelische Kita-Träger an Landespolitiker in den Kommunen im Land Nordrhein-Westfalen. Ohne die sofortige Aufstockung der Finanzierung sei zu befürchten, „dass die evangelische Kita-Landschaft unter der Last der Unterfinanzierung erodiert“, heißt es in dem Schreiben.

Initiator dieses Briefes, in dem eine dynamische Anpassung der Kind-Pauschale an gestiegene Lebenshaltungskosten gefordert wird, ist Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd. Er hatte in der jüngsten Sitzung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region vorgeschlagen, dass Kirchengemeinden, Kirchenkreise und Einrichtungen wie zum Beispiel die Diakonie einen gleichlautenden Brief an die Verantwortlichen senden, „um den Ernst der Lage darzustellen“. Seiger erklärte: „Wenn wir unsere Kindergärten schließen müssen, dann bleibt das Land letztlich auf den Kosten sitzen.“ Der Brief ist mit den anderen Kölner Superintendenten abgestimmt, die das Anliegen ebenfalls unterstützen.

„Dramatische Unterfinanzierung“ durch zu geringe Kind-Pauschale
Die im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) seit 2008 festgeschriebene jährliche Erhöhung der Kind-Pauschale um 1,5 Prozent liege weit unter den realen Personalkostensteigerungen und führe bei den Trägern zu einer dramatischen Unterfinanzierung, heißt es in dem Schreiben, das Seiger allen KiTa-Trägern zur Verfügung gestellt hat. Es wird darauf verwiesen, dass im Kindergartenjahr 2012/2013 in vielen evangelischen Kindertageseinrichtungen der Anteil der Bruttopersonalkosten deutlich über 90 Prozent des Gesamtbudgets gelegen habe. Inzwischen reiche das KiBiz-Budget nicht mehr aus, um die laufenden Betriebskosten zu finanzieren. Perspektivisch müsse das Finanzierungssystem verbessert werden, um durch eine leistungsgerechte Finanzierung eine „qualitativ hochwertige Bildung, Betreuung und Erziehung“ sichern zu können. Die „politisch und gesellschaftlich erwünschte vielfältige Trägerlandschaft“ könne nur erhalten bleiben, wenn insbesondere tarifgebundene Löhne und Gehälter als anerkannte Betriebskosten refinanziert würden.

Kirchengemeinden leisten anerkannten Dienst für die Gesellschaft
Der Superintendent begründet die Forderungen mit dem gesellschaftlichen Auftrag der Kirchengemeinden: „Wir müssen die Nöte der Gemeinden bei der langfristigen Finanzierung der Gemeindeaufgaben wahrnehmen. Im Bereich der Kindertagesstätten nehmen wir einen öffentlichen Auftrag wahr, bei dem wir für die Gesellschaft einen guten und sehr anerkannten Dienst leisten. Allein im Kirchenkreis Köln-Süd sind die Kirchengemeinden Trägerinnen von 13 Kindertagesstätten mit 28 Gruppen und über 500 KiTa-Plätzen.“

Große Einigkeit in der Sache
Wenn sich die KiBiz-Finanzierung nicht ändere, so Seiger, werde es für manche Träger auf Dauer immer schwerer, sich noch für die Trägerschaft einer Kindertagesstätte zu entscheiden. Auch die Verwaltung der Einrichtungen würde einen hohen finanziellen Aufwand erzeugen. Auf Dauer gehe dann das Engagement zu Lasten anderer kirchlicher Arbeitsfelder. Die Förderung durch das Land müsse mit der tatsächlichen Kostenentwicklung Schritt halten. Der Theologe folgert: „Daher halte ich es für richtig und geboten, sich auch politisch für die Änderung der Rahmenbedingungen in unserem Bundesland einzusetzen. Ein Brief an die Landespolitiker ist aus meiner Sicht ein hilfreiches Instrument für die politische Sensibilisierung. Das ist eine unterstützende Maßnahme für die Gespräche, die das Diakonische Werk Rheinland Westfalen Lippe (RWL) und die Landeskirchen Rheinland und Westfalen auf politischer Ebene führen. Ich freue mich über die große Einigkeit in dieser Sache bei vielen Trägern und auch im Bereich der rheinischen Landeskirche."

Unkonventionelle und schnelle Hilfe gefordert
Auch Helga Blümel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Köln und Region, unterstützt diese Forderung mit einem gleichlautenden Schreiben an die Verantwortlichen. „Wir haben noch eine zusätzliche Forderung für die aktuell wirtschaftlich bedrohten evangelischen Kitas“, erklärt Blümel. Es gebe jetzt schon einige Kitas, „die durch den hohen Trägeranteil von 12 Prozent wirtschaftlich am Ende sind“. Ihnen müsse unkonventionell geholfen werden, „und das muss schnell passieren“, sagt die Diakonie-Leiterin. „Langfristig muss sich das gesamte System ändern“, betont Blümel. Das Diakonische Werk Köln und Region ist Träger von zehn Tageseinrichtungen für Kinder, davon befinden sich neun in sozialen Brennpunkten.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Privat