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Kita Bensberg: Lämpchen zeigen die Arbeit der Sonne

„Jetzt leuchten schon zwei Lämpchen!“, schallt es fasziniert aus dem Kindermund. Mädchen und Jungen drängen sich im Eingang der „Arche Noah“ vor einem großen flachen Kasten an der Wand. Er ist neu in der Evangelischen Kindertagesstätte, genauso neu wie die Photovoltaikanlage auf ihrem Pfannendach. Beides gehört zusammen und wurde kürzlich mit einem kleinen Fest offiziell eingeweiht, zu dem neben Spiel und Spaß, Essen und Trinken auch live gespielte Songs der Gruppe Pearl gehörten.


Solarstrom im Bergischen Land?!
Dass der Regen im Lauf des Nachmittags der Sonne wich, hatte auf die Lämpchen unmittelbare Auswirkung: Sie flammten rot auf und zeigten dadurch an, wie viel Strom die Photovoltaikanlage just aus der Sonnenenergie erzeugte. 132 Solarmodule bedecken das Dach der Kita, die im Bergisch Gladbacher Stadtteil Kippekausen an der Straße "An der Wallburg" liegt. Ein Ort, an dem es viel regnet, der Himmel oft bedeckt ist – ein typisch bergisches Fleckchen Erde eben. Lohnt sich dort die Anschaffung von Solarmodulen, um Strom zu erzeugen? Die Evangelische Kirchengemeinde Bensberg, zu der der vom Pfarrerehepaar Birgit und Robert Dwornicki geleitete Pfarrbezirk Kippekausen gehört, meint: Ja!

Die Investition sollte sich in zehn Jahren amortisiert haben
Vor zwei Jahren hatte die Kirchengemeinde einen „Arbeitskreis Umwelt“ gegründet, um die Bewahrung der Schöpfung zu forcieren. Ideen für konkretes Tun wurden gesammelt, und schnell kam die Gruppe auf das Thema Stromerzeugung und Solarenergie. Für die Montage einer Photovoltaikanlage größeren Stils auf kircheneigenem Dach bot sich nur die Kita Arche Noah an und so kam die Kindertagesstätte eher zufällig zu der zukunftsweisenden Energietechnik in ihrer Einrichtung. Bis dahin habe die Kirchengemeinde nur mit Mini-Anlagen Erfahrungen gemacht, die in Bensberg, Herkenrath und am Vürfels zwischen 1995 und 2010 realisiert worden seien, erzählt Dr. Lothar Hagendorf, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt. Er und Gernot Buck, beide im Bauausschuss des Pfarrbezirks Kippekausen aktiv, haben zahllose Stunden ihres Ruhestands darauf verwandt, sich mit der Materie vertraut zu machen. Dabei erkannten sie, „dass wir ohne einen Sachverständigen nicht weiter kommen“. Im Kölner Hermann-Josef Wester fanden sie einen kompetenten Partner, der sich im Solar-Dschungel zurechtzufinden half. Am Ende wurde ein durch und durch deutsches Produkt ausgewählt.
„Wir haben uns ziemlich gestreckt und lange beraten“, erklärte Pfarrer Wolfgang Graf als Vorsitzender des Presbyteriums der gutgelaunten Menge auf dem Kita-Gelände. Schließlich musste die Anlage aus Eigenmitteln der Kirche finanziert werden, unterstützt durch 5.000 Euro Landeszuschuss. Für den anschaulichen Lämpchen-Kasten im Kita-Flur gab’s zudem Geld vom Förderverein. Wenn alles gut läuft, soll sich die Investition in zehn Jahren amortisiert haben. „Wir sind auf einem guten Weg, mehr Strom zu produzieren, als wir verbrauchen“, freut sich Lothar Hagendorf. Denn die 220 Quadratmeter Solarmodulfläche haben seit der Inbetriebnahme am 22. Juni 2011 bereits etliche Kilowattstunden ins öffentliche Stromnetz eingespeist – die Kilowattstunde zu 28,67 Cent netto. „Wir liegen schon 21 Prozent über dem Soll!“, frohlockt Buck und setzt stolz hinzu: „Wir haben schon über eine Tonne CO2 eingespart!“

Nebenbei: Kinder lernen, wie Energie gewonnen wird
Der Kasten ist ein Magnet im Flur der Arche Noah. Auch Kita-Leiterin Brigitte Solbach ist fasziniert: „Mit Kügelchen, Zahlen und Lämpchen wird Kindern gezeigt, dass Energie gewonnen wird.“ Unter der Überschrift „Was leistet unsere Solaranlage?“ ist anschaulich zu sehen, dass die Solarmodule arbeiten, und dieser Effekt soll künftig in die pädagogische Arbeit einbezogen werden. So begreifen womöglich schon die Jüngsten das, was für Pfarrer Graf und sein Team Motor der kostspieligen Investition war: „Wir haben den Auftrag gerade als christliche Gemeinde, die Schöpfung zu bewahren.“ Energiegewinnung ist ein Baustein. Deshalb wollte die Evangelische Kirchengemeinde Bensberg „ein Zeichen setzen zur Bewahrung der Schöpfung“ – und auch um anderen Mut zu machen, ihrem Beispiel zu folgen.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Glaser