You are currently viewing Kirchen(wieder-)eintritt? Gemeindewebsites für Ein- und Austrittswillige testet die Bereitschaft

Kirchen(wieder-)eintritt? Gemeindewebsites für Ein- und Austrittswillige testet die Bereitschaft

Einerseits: „Niemals könnte ich mich dazu entschließen, einer der bekannten Kirchen beizutreten. Keine von ihnen ist vollkommen!“ sagte ein kritischer Zuhörer nach dem Vortrag eines bekannten Predigers. Der antwortete: „Es stimmt: Eine vollkommene Kirche gibt es nicht. Wenn Sie warten wollen, bis Sie eine gefunden haben, so können Sie warten bis zum jüngsten Tag. Doch wenn Sie jemals eine vollkommene Kirche fänden, würde sie sich weigern, Sie aufzunehmen. Denn sobald sie Sie aufgenommen hätte, hätte sie aufgehört, vollkommen zu sein.“  Dieses Zitat stammt von Martin Haug.

Andererseits: „Doch, Sie wären schon ein recht brauchbares Kirchenmitglied und würden sich als Sympathieträger für die evangelische Kirche eignen.
Was ist zu tun? Sie sollten umgehend in die evangelische Kirche eintreten. Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Gemeindepfarrer auf. “ Dies war die elektronische Antwort, die die Schreiberin dieser Zeilen beim Selbstversuch auf die Frage „Sind Sie reif für den Kircheneintritt“? im „Kirchentest“ erhielt.

Fundort für beide Zitate ist die Website der Evangelischen Kirchengemeinde Rhede. Die wiederum hat den Test  variiert nach einer Vorlage des Amts für Öffentlichkeitsarbeit der Nordelbisch Evangelisch-Lutherischen Kirche, zu finden hier.

Die Rheder Protestanten kümmern sich spielerisch und zugleich fürsorglich – auch im Internet – um jene Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, oder wieder eintreten möchten. Dazu gehört auch, dass nach jenen gefragt wird, die aus der Kirche ausgetreten sind: Warum treten Sie aus? Wissen Sie, was Sie damit aufgeben, welche Rechte Sie ganz konkret verlieren?

Joachim Anicker heißt der ehemalige Pastor von Rhede, der eine Art Musterbrief an Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, ins Netz gestellt hat – eine gute Vorlage, die sich (nach Kontakt mit dem Autor) problemlos auch für die eigene Gemeinde abändern läßt.

Geben Sie kleine Impulse – vielleicht fällt die Entscheidung für den (Wieder-)Eintritt dann leichter
Sie wissen, dass der Evangelische Stadtkirchenverband Köln eine Eintrittsstelle hat. Die liegt – absichtlich – mitten in der Kölner City, damit sie möglichst leicht zu finden und zu erreichen ist. Dieses Angebot gilt für alle Menschen, die im Verbandsgebiet leben, von Bedburg bis Wesseling. Doch es beginnt ganz bestimmt nicht mit einem Spaziergang durch die Schildergasse. Den Impuls dazu können auch die Heimatgemeinden geben – vielleicht mit solch einem spielerischen „Kirchentest“ im Internet, mit einem Gespräch oder einem Brief an Ausgetretene. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass jedem (Wieder-)Eintritt in die Kirche eine lange und intensive Phase der Auseinandersetzung vorangeht. Und auch in dieser Phase sollte Kirche die Menschen nicht allein lassen – kleine Angebote wie solch ein Spiel können signalisieren „Wir sind da“. Das wirkt nicht aufdringlich, niemand fühlt sich unter Druck gesetzt, jeder Mensch kann sich die Zeit lassen, die er oder sie braucht, um sich endgültig zu entscheiden. Aber: So ein ganz kleines „Kitzeln“, so ein „Hallo, hier bin ich“, das wirkt aufmunternd und freundlich.

Übrigens: Die Mühe lohnt sich, wie die Zahlen der Kölner Eintrittsstelle zeigen: In den ersten fünf Monaten sind rund 220 Menschen (wieder) eingetreten.

Text: Al-Mana
Foto(s):