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Kirchentag, Zukunft des theologischen „Nachwuchses“ und „Lücke in der Versorgungskasse“: Der Präses hatte zum Jahrespresseabend geladen

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag wird „im nächsten halben Jahr unsere Arbeit prägen“, kündigt Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, an. Das „herausragende Ereignis“, wie es der Präses beim Jahrespresseabend nannte, findet im Juni 2007 in Köln statt.
Der Kirchentag werde einen „deutlichen ökumenischen Akzent“ haben, erklärte der Präses weiter. So werde er voraussichtlich mit dem katholischen Kölner Erzbischof eine Bibelarbeit und einen ökumenichen Gottesdienst im Dom halten.
Im Blick auf die bevorstehende Landessynode im Januar berichtete der Präses: „Wir machen keine grundstürzenden Vorschläge“, aber es gehe um Veränderungen. Durchaus „schwerwiegend“ sei der geplante Einschnitt beim Pfarrdienst. Hier wolle die Kirchenleitung von nun an jede zweite Stelle selbst besetzen. Diese Regelung solle zunächst fünf Jahre gelten. Nimmt die Landessynode diesen Vorschlag an, könnten auf diese Weise Pfarrerinnen und Pfarrer wieder in Dienst gebracht werden, die im so genannten Wartestand sind, das sind derzeit rund 200.

Nachwuchs braucht Zukunftsperspektive
Als „bittere Situation“ beschrieb der Präses die Lage des theologischen Nachwuchses. Anders als Warteständler mit lebenslangem Dienstverhältnis stünden die jungen Leute ohne Absicherung da. Der Präses versprach einen „pfleglichen Umgang“ mit dem Nachwuchs. „Wir wollen ihm eine verlässliche Zukunftsperspektive bieten.“
Oberkirchenrat Jürgen Dembek zufolge, der Personaldezernent der EKiR, gibt es rund 300 Entlassene mit Anstellungsfähigkeit, 145 Pastorinnen und Pastoren im Sonderdienst sowie 190 Pfarrerinnen und Pfarrer zur Anstellung. An einem Pilotprojekt für die Weiterqualifizierung des Nachwuchses nehmen derzeit 20 Personen teil. Das sei, so der Präses, natürlich „ein Weg nach außen“, nicht hinein in den kirchlichen Dienst.

Lücke in der Versorgungskasse
Auch die Lücke in der Versorgungskasse sprach der Präses vor den Journalistinnen und Journalisten an. Familie sei das inhaltliche Hauptthema der Landessynode, die vom 7. bis 12. Januar in Bad Neuenahr zusammentritt. Dabei gehe es um die Grundform des Lebens überhaupt. „Wird das Leben nicht weiter gegeben von Generation zu Generation, wird es nicht weitergehen.“ Zu sprechen kam der Präses auch auf ein „gravierendes Problem“: die Lücke in der Versorgungskasse. Derzeit bestünden Rücklagen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. „Der Bedarf liegt bei 2,9 Milliarden.“ In den drei NRW-Landeskirchen, die die Versorgungskasse gemeinsam betreiben, gibt es augenblicklich rund 4000 Empfängerinnen und Empfänger, also pensionierte Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Ruheständler aus dem kirchlichen Dienst. Die Zahl werde bis 2030 auf 6000 ansteigen – bei weitaus weniger Aktiven. Der rheinische Finanzdezernent, Oberkirchenrat Georg Immel nennt das einen „umgekehrten Tannenbaum“. Für den Präses steht fest: Das gravierende Problem wird angepackt, um künftige Generationen nicht damit zu belasten.
Der rheinische Sparkurs müsse fortgeführt werden, skizzierte Immel die Finanzlage insgesamt. Der überraschende kleine wirtschaftliche Aufschwung erhöhe zwar auch die Kirchensteuereinnahmen leicht. Aber er ändere nichts am „Sinkflug“, in dem sich die rheinische Kirche aufgrund des demografisch bedingten Mitgliederrückgangs befinde.

Kritik an der Freigabe des Sonntags
Den Jahrespresseabend nutzte der oberste Jurist der EKiR, Vizepräsident Christian Drägert, um die Kritik der Kirche an den neuen, erweiterten Ladenöffnungszeiten der Länder zu unterstreichen. Der Sonn- und Feiertagsschutz werde „auf dem Hochaltar purer Wirtschaftsinteressen“ geopfert. Die Politik stelle leichtfertig eines der wichtigsten jüdisch-christlichen Kulturgüter zur Disposition.

„Leuchtfeuer“ Prädikanten
Im Blick auf das EKD-Papier „Kirche der Freiheit“ sagte Vizepräses Petra Bosse-Huber, eines der dort genannten Leuchtfeuer sei im Rheinland längst entzündet. Schließlich ordiniert die EKiR seit mehr als sechzig Jahren Laien zu Predigthelfern, heute Prädikantinnen bzw. Prädikanten genannt.

Text: Anna Neumann/Maike Röber für die EKiR
Foto(s): EKiR