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Kirchenkreis Köln-Süd: 25 Jahre Partnerschaft mit Indonesien

Eine Ausstellung über die 150-jährige Geschichte der Toba-Batak-Kirche in Indonesien war zuletzt auch in den evangelischen Kirchengemeinden Frechen, Wesseling und Brühl zu sehen. Konzipiert hat die Schau mit 13 Text- und Bild-Tafeln die Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal. Die Protestantisch-Christliche Batak-Kirche (Huria Kristen Batak Protestant, HKBP), so die offizielle Bezeichnung, ist heute in allen Teilen Indonesiens vertreten und zählt zu den stärksten VEM-Mitgliedskirchen. Anlass für die Präsentation an drei Adressen im Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd war ein kleines „Jubiläum“: Seit 25 Jahren besteht zwischen dem Kirchenkreis und der HKBP eine ökumenische Partnerschaft. Sie wurde auf Vermittlung der VEM zunächst mit dem kirchlichen Krankhaus Balige am Tobasee im Norden der indonesischen Hauptinsel Sumatra geschlossen und 1991/92 auf den nahe gelegenen Kirchenkreis Silindung erweitert.



Ideelle und materielle Unterstützung
Bereits 1979 hatte der damalige Sindorfer Pfarrer Heinz Gaevert Kontakte nach Nordsumatra geknüpft. Diese entwickelten sich seit 1980, nach einer Urlaubsreise von Reinhard und Rita Radloff zum Tobasee, zu einem regelmäßigen Briefwechsel mit Verantwortlichen im Krankenhaus in Balige. Schon diesen schriftlichen Austausch hatte die VEM gefördert. Schließlich fasste die Kreissynode Köln-Süd 1986/87 den Beschluss zur Gründung einer Partnerschaft mit der Heilstätte auf Sumatra, die wenige Jahre später auf den Kirchenkreis Silindung ausgedehnt wurde. Bis heute resultieren daraus Kontakte, die auf verschiedenen Ebenen gepflegt werden, von der Briefpost über das Internet bis hin zu regelmäßigen gegenseitigen Besuche. Und selbstverständlich leistet der Kirchenkreis Köln-Süd, beziehungsweise dessen Gemeinden, neben der ideellen eine materielle Unterstützung. Das betrifft beispielsweise die Neugeborenen- und Waisenkinder-Station sowie die Weiterbildung der Pflegekräfte im Krankenhaus. Ebenso die Förderung von Projekten in Gemeinden des Kirchenkreises Silindung. Darunter Schulungen für Leiterinnen von Frauengruppen und Kindergottesdiensthelfer. Oder die Anlage von Brunnen und Leitungen, die auch entlegene Dörfer mit sauberem Wasser versorgen.

„Feingefühl und Sachverstand“
Die Organisation der Partnerschaftsarbeit liegt im Kirchenkreises Köln-Süd beim Ausschuss für Weltmission und Partnerschaft (PSA). Er kümmert sich etwa um die „Vorbereitung und Durchführung von gegenseitigen Besuchsreisen zum Kennenlernen der Partnerkirche, der Gemeindeglieder und Kirchenstruktur“. Er trifft die „inhaltliche Vorbereitung und Vermittlung von Referenten zu Themen der gemeinsamen Weltverantwortung“. Auch strebt er eine „stärkere Beteiligung von Gemeinden an den Partnerschaftsaktionen“ an, „beispielsweise durch Infoabende, Beiträge in Gemeindebriefen, Fürbitten in den Gottesdiensten“. Den Vorsitz dieses Partnerschaftsausschuss, dem Vertretende etlicher Gemeinden des Kirchenkreises angehören, bekleidet Reinhard Radloff. Der Synodalbeauftragte für Weltmission und Partnerschaft lebt in Erftstadt-Liblar. In ihm sieht die Frechener Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul „auf unserer Seite in dieser Partnerschaft die tragende, maßgebliche Figur“. Radloff lebe diese Partnerschaft mit bemerkenswertem Feingefühl und Sachverstand, mit großer Sympathie für die Frömmigkeit der indonesischen Mitchristen. Als Delegierte des Kirchenkreises waren Radloff, der Brühler Pfarrer Stefan Jansen-Haß und Koch-Torjuul im letzten Herbst Gäste auf der 150-Jahr-Feier der Toba-Batak-Kirche auf Sumatra. Dort, „im Land mit dem größten muslimischen Bevölkerungsanteil der Erde, wo Christen eine kleine Minderheit“ bilden, erlebte die Frechener Pfarrerin eine „herzliche Gastfreundschaft, lebendige Frömmigkeit, eine wunderschöne Landschaft und eine Gesellschaft im Umbruch“.

„Wesentlicher Bestandteil unserer Partnerschaften sind Besuche in beide Richtungen“, schreibt Radloff. „Wir wollen persönliche Glaubens- und Lebenserfahrungen teilen und besseres Verständnis füreinander finden.“ Ein Zeichen der Verbundenheit ist die jährliche Feier des Partnerschaftssonntags. An Trinitatis wird er gemeinsam in Balige, in den Kirchenkreisen Silindung und Köln-Süd gefeiert. „Aus der Partnerkirche gibt es dazu Berichte. Im Gottesdienst wird konkret füreinander gebetet.“ Im Kirchenkreis Köln-Süd wird der Partnerschaftssonntag abwechselnd in einer der zentralen Gemeinden begangen, wobei sich alle anderen Gemeinden in ihren Gottesdiensten mit entsprechenden liturgischen Bausteinen beteiligen. „Wir nehmen gegenseitig Lieder und Gebetsanstöße aus den Partnerkirchen auf. Damit möchten wir unsere Zusammengehörigkeit ausdrücken und leben. Wir zeigen, dass wir als Christen um die halbe Welt herum einen Glauben teilen“, erläutert Koch-Torjuul. Der zentrale Gottesdienst im laufenden Jahr fand in der Christuskirche in Brühl statt. Dabei wurde Pfarrer Jansen-Haß unterstützt „durch PERKI, eine Gemeinschaft indonesischer Christen in Nordrhein-Westfalen, den PSA Köln-Süd und die indonesische Pastorin Sondang Meyer aus Solingen“. Laut Radloff habe diese Gottesdienstfeier viele neue Elemente enthalten, etwa indonesisch-deutsche Lieder und indonesische Angklung-Musik. Verbindend war auch dieser Akt. Die in den Gottesdienst integrierte Taufe eines Jungen erfolgte mit Taufwasser, in das zuvor auch Wasser aus Brunnen der Partner in Silindung gegeben worden war. Mitgebracht hatten es die genannten Delegierten von ihrer Reise im vergangenen Herbst.

Bei gegenseitigen Besuchen lernt man voneinander
Um den Partnerschaftssonntag herum gastierte in der Gemeinde Brühl die Tafel-Ausstellung zur 150-jährigen Geschichte der Toba-Batak-Kirche. Sie informiert unter anderem über Leben und Kultur auf Sumatra, über die Historie der Mission und das Selbstständigwerden der Kirche, die Entstehung einer eigenen Kirchenstruktur. Zudem skizziert sie herausragende Vertreter der Batak-Kirche. Zuvor hatte die Schau, angereichert um für Nordsumatra typische Webearbeiten und Instrumente, Station gemacht im Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Frechen. „Mehrfach haben Mitglieder unserer Gemeinde Gäste aus Sumatra beherbergt“, so Koch-Torjuul. „Zuletzt gastierten 2010 jeweils zwei Besuchende aus dem Partner-Kirchenkreis und -Krankenhaus in Frechen. Unsere Gemeinde konnte das intensive Interesse erleben, das unserer Partnerschaft von der anderen Seite entgegengebracht wird.“ Es sei wichtig, dass „man sich in seiner Verschiedenheit kennen lernt. Dass wir voneinander lernen, wie jeder seinen Glauben lebt und ausgestaltet.“

Zum Beispiel Schüler-Patenschaften
Laut Koch-Torjuul sind die Mittel begrenzt, die der Kirchenkreis Köln-Süd den Partnern auf Sumatra jährlich zur Verfügung stellt. „Bei allen Projekten und Hilfen ist wichtig, dass unsere Partner einen wesentlichen Anteil tragen und die Projekte eigenverantwortlich durchführen“, betont Radloff. Dabei werden bestimmte Hilfen allein durch Kollekten ermöglicht, die im Kirchenkreis Köln-Süd „jedes Jahr für die Anliegen unserer indonesischen Geschwister“ zusammen kommen. „Einzelne Gemeinden sammeln sogar an jedem Sonntag für Diakonie-Anliegen in Silindung und Balige“, weiß Radloff. Unter anderem werden diese Spenden für Schüler-Patenschaften beziehungsweise den Aufbau von Studienfonds für Studierende verwendet. Gelder aus Köln-Süd fließen auch in die Unterstützung von Katastrophenhilfen, die bei den nicht seltenen Erdbeben im Hochland von Nordsumatra erforderlich sind.

Stellvertretend für die weltweite Ökumene
„Zur Zeit besteht in unserem Kirchenkreis ein erfreulich großes Interesse an dieser Partnerschaft, am Kontakt mit indonesischen Christinnen und Christen“, so Koch-Torjuul. Festmachen lasse sich das beispielsweise an den vermehrt ausgesprochenen Besuchseinladungen von Gemeinden an PSA-Vertretende. „Wir versuchen, diese Verbundenheit im Kirchenkreis weiter zu verankern: Etwa mit entsprechenden Gottesdiensten. Auch mit in Indonesien hergestellten Adventskerzen. Erstmals haben wir solche, verbunden mit einer Liste von Gebetsanliegen und -themen, 2011 an jede unserer Gemeinden verteilt. Die Idee stammt von unseren indonesischen Partnern“, so Koch-Torjuul. Es gehe darum, die Partnerschaft zu einem selbstverständlichen Bezugspunkt werden zu lassen, der immer wieder mit in den Blick genommen wird, stellvertretend für die Ökumene weltweit.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Frechen