Immer wieder stehen Kirchengebäude zum Verkauf, werden abgerissen oder einer anderen Bestimmung zugeführt. Oft stehen wir da und fragen uns verstört: dürfen die das? Dürfen die unsere Kirche verkaufen, entwidmen oder einfach abreißen – die sind doch heilig, diese Gebäude? Oder etwa nicht? Pfarrer Sebastian Baer-Henney hat da eine einfache Antwort: „Zuerst mal ganz einfach: wir Evangelen glauben nicht an heilige Gegenstände, „so Baer-Henney, “ oder an gesegnete Dinge. In Kirchengebäuden ist mir die Begegnung mit dem Heiligen, mit Gott, vielleicht manchmal anders möglich.“
Aber er wäre nicht Baer-Henney, wenn er es dabei beließe; denn seine Begründung, warum Kirchen nicht heilig sind , es aber doch irgendwie sein könnten, verrät er uns bei Kirche2go
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Kirchengebäude sind nicht heilig. Das einzige was heilig ist ist Gott.
Zuerst mal ganz einfach wir Evangelen glauben nicht an heilige Gegenstände oder an gesegnete Dinge. In Kirchengebäuden ist mir die Begegnung mit dem Heiligen vielleicht manchmal anders möglich mit Gott.
Früher hat man die Kirchengebäude ganz reich ausgeschmückt um den Glanz und die Pracht Gottes darzustellen. Das kostbare vielleicht auch die Verschwendung zu Gunsten von Gott. Man hat Schätze in die Kirche getragen. Gemälde malen lassen und all so was.
Und manchmal ist das auch so, wenn ich so eine Barockkirche betrete, dann staune ich davor, welche Ehrfurcht die Menschenvor Gott hatten, dass sie das so gemacht haben. Manchmal war das natürlich auch ganz wirklich motiviert, weil die Leutezeigen wollten, wie toll sie als Mäzen sind oder als Bischöfe oder was auch immer. Andere Kirchengebäude sind ganz schlicht.
Im Priesterseminar in Hildesheim da gibt es eine Kirche, die finde ich total beeindruckend, weil das ein riesiger, fast leerer Raum ist und wenn ich da rein komme, dann habe ich das Gefühl ein stück weit die Größe Gottes zu spüren.
Diese Großzügigkeit im Umgang mit Raum… Dieser Raum für mich und Gott, das ist, was ein Kirchengebäude für mich austragen kann. Das heißt aber nicht, dass ich das Kirchengebäude brauche, um Gott zu begegnen.
Das heißt auch nicht, dass ein Kirchengebäude jetzt eine besondere geschützte Sphäre hat. Wenn ich in ein Kirchengebäude gehe, dann habe ich die Möglichkeit auf Abstand zu meinem Alltag zu gehen. Es ist da leise, es ist ein bisschen zeitlos, ich kann mir Ruhe gönnen, das klappt besonders gut in den Kirchengebäuden, wo ich nicht beruflich unterwegs bin, weil wenn ich in meiner Kirche bin, dann denke ich direkt, was noch alles gemacht werden muss. Aber wenn ich woanders in eine Kirche gehen und ich mich da einfach mal hinsetzen und das auf mich wirken lasse, dann gelingt mir das ein Stück weit auf Abstand zu meinem Alltag zu geben. Im Predigerseminar hat mir ein Ausbilder mal gesagt, er hat die Leute, wenn es geregnet hat und im Gemeindehaus irgendwelche Veranstaltungen waren, in den 70er Jahren, immer zum rauchen in die Kirche geschickt, weil es da trocken war und da musste ja gerade keiner sein.
Das fand ich erstmal sehr verstörend. Aber es ist ein schönes Bild dafür, dass Kirchengebäude einfach auch nur technische Gebäude sind und die haben die Funktion, dass ich Gott begegnen kann. Aber es ist nicht so, dass ich da immer um jeden Preis Gott begegnen muss. Deswegen kann ich auch Kirchengebäude verkaufen. Wenn ich das Gefühl habe, da ist keine Begegnung mit Gott mehr möglich oder die
Funktion des Kirchengebäudes hat sich verändert, weil das in den 60ern ganz anders gedacht war als heute oder weil heute die Menschen ganz andere Bedürfnisse haben, dann ist das in Ordnung, dann kann ich mich auch von einem Gebäude trennen und ich kann andere Gebäude finden, sowie den Laden hier. Das ist ja kein klassisches Kirchengebäude und doch kommen die Menschen hierher auch um Gott zu begegnen. Insofern sind Kirchengebäude für mich Funktionsträger und es gibt ganz wunderbare Kirchengebäude in dem ich mich total wohl fühle.
Es gibt Kirchengebäude, die für mich ganz toll die Größe Gottes widerspiegeln und manche tun das eben auch nicht. Und dann ist das auch in Ordnung so, weil es vielleicht auch für andere Menschen hilft.
Foto(s): APK/Thorsten Levin