Mit einem Friedensgottesdienst in der Kartäuserkirche begann die Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Mitte. Die Pfarrer Christoph Rollbühler von der Christuskirche und Ivo Masanek aus Klettenberg leiteten die Liturgie, in der der Krieg in der Ukraine im Mittelpunkt stand. Zu Gast im Gottesdienst war Erzpriester Volodymyr Chayka, Dekan des Europäischen Dekanates der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. Er lebt seit 2003 in Deutschland und liest feiert seit zwei Jahren mit seiner Gemeinde Gottesdienste in der Christuskirche im Belgischen Viertel.
Im Gespräch mit Rollbühler berichtete er von seiner Arbeit an den 107 Tagen, an denen die russische Armee schon in seinem Heimatland wütet. Er führt seitdem unentwegt Gespräche mit Menschen in der Ukraine und auch mit Geflüchteten. „Wir mussten uns ja nicht vor Bomben verstecken. Deshalb können wir nicht so fühlen wie sie. Aber der Glaube an die Auferstehung ist unsere stärkste Kraft“, sagte der Erzpriester. Für viele sei es schon tröstlich, in ukrainischer Sprache beten zu können. In der Ukraine würden täglich 100 Soldaten sterben. Das seien Väter, Ehemänner und Söhne. „Der Herr hilft uns, wenn wir beten. Aber den Krieg beenden können nur wir. Und wir wissen im Moment noch nicht wie.“
Superintendentin Susanne Beuth erinnerte in ihrer Predigt an die Bergpredigt, in der es heißt „Selig, die Frieden machen, sie werden Kinder Gottes heißen“. Wie Frieden in der Ukraine werden könne, sei noch ungewiss. Aber die Bereitschaft zum Frieden beizutragen, zeige sich nicht zuletzt in der überwältigenden Welle der Hilfsbereitschaft für die Geflüchteten. Beuth erinnerte an den Beschluss, mit dem die Synode vor einem Jahr der kirchlichen Initiative „Sicherheit neu denken“ beigetreten ist. Der sei davon motiviert gewesen, dass der Frieden von Gott versprochen und den Menschen als Aufgabe auferlegt sei. Um in den gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen beteiligt zu sein brauche es eine kirchliche Friedenslobby. Wesentliche Bestandteile des Konzepts von „Sicherheit neu denken“ sind der Einsatz von zivilen Friedensfachkäften in den zahlreichen Konfliktsituationen der Welt und die Vision, dass die internationale Gemeinschaft Kriege ächtet und mit einer „Weltpolizei“ deren Verbot durchsetzt. Das sei jedoch nicht realisierbar, wenn eine Supermacht völkerrechtswidrig Krieg führe. Und dennoch sei das Konzept „Sicherheit neu denken“ als Ganzes damit nicht sinnlos. Wie Erzpriester Chayka wies Beuth darauf hin, dass es eine Zeit nach dem Krieg geben werde, in der der Frieden neu gestaltet werden müsse. Dann würden auch 50 Jahre Versöhnungsarbeit mit Russland wieder Frucht tragen. Der Satz „Selig, die Frieden machen, denn sie werden Kinder Gottes heißen“ gelte weiterhin.
Evangelium kommunizieren auf allen Wegen
Zentrales Thema der Frühjahrssynode von Köln-Mitte war die „Kirche in der digitalen Welt“. Pfarrer Christoph Rollbühler blickte in seinem Einstiegsimpuls in das Jahr 2037. „Immer weniger Gemeindeglieder, immer weniger Zuweisungen. Back to the roots. Immer mehr Kirchen werden zur Umnutzung frei. Gemeindezentren werden abgewickelt. Es gibt nur noch eine Kirche pro Stadt. Wenn überhaupt. Alles andere passiert digital. Wenn es ans Loslassen geht, ist das Schwierigste, die Entscheidung zu treffen, es zu tun. Die Pandemie war ein Beschleuniger. Wir zoomen alle. Und lösen damit Probleme, die vorher echte Hindernisse waren. In den Zoom-Gottesdiensten treffen wir Menschen, die vorher nicht zum Kirchturm gehörten. Wir kommunizieren das Evangelium auf allen bestehenden Wegen: Digital und analog. Kirche kann sofort da sein, wenn sie gebraucht wird. Das ist sehr, sehr gut.“ Mit seiner Utopie stimmte er die Synodalen auf dieses Thema der Gegenwart und der Zukunft der Kirche ein.
Drei Beispiele digitaler Gemeindearbeit
Beispiele digitaler Gemeindearbeit wurden an drei Personen festgemacht: Daniel Phan, theologischer Referent im Jugendpfarramt, Pfarrer Tim Lahr von der Gemeinde Köln und Pfarrer Nico Buschmann, Stabsstelle Kommunikation und Medien der rheinischen Landeskirche und Pfarrer in Bickendorf. „Das volle Potenzial entwickelt Kirche, wenn sie als Brückenbauerin zwischen der digitalen und der analogen Welt kommuniziert“, lautet die These von Daniel Phan. Er und seine Kolleginnen und Kollegen haben zum Beispiel Formate entwickelt wie das „Konfi-Duell“, bei dem Konfirmanden per Zoom gestellte Aufgaben lösen können. Außerdem hält er es für wichtig, dass die Kirche digitale Impulse von Jugendlichen für Jugendliche fördert. In einem fulminanten Video zeigt Tim Lahr, wie er den Titel seines Instagram-Kanals versteht: „Amen aber sexy“. 5.700 Followern zeigt der Pfarrer Beiträge über Queerness in der Kirche und über die Arbeit der Diakonie. Sein Instagram-Kanal diene der Verkündigung und Vernetzung im digitalen Raum. Lahr empfiehlt, „das Update der Kirche locker und gelassen anzugehen“.
Pfarrer Nico Buschmann lässt seit seiner Zeit als Vikar seine mittlerweile 7.750 Follower nahezu täglich an seinem Berufsleben teilnehmen. „Ich erreiche andere Milieus. Ich vermittle, dass Kirche überraschen kann. Man bricht mit Klischees. Der Bericht über die tägliche Arbeit ist schnell produziert. Themengebundene Posts dauern länger.“ Buschmann hat erlebt, wie Menschen auf seinem Kanal digital über das Für und Wider eines digitalen Abendmahls diskutiert haben. In seinem Format „Ein Glas Wein“ trafen sich sonntagsabends regelmäßig 80 Leute zur Diskussion über theologische Themen. Und die Bibel wird auf seinem Kanal mittlerweile auch gemeinschaftlich gelesen und ausgelegt. Aber Buschmann goss auch Wasser in den Wein. „Community-Management ist Arbeitszeit. Man bekommt viel Gegenwind, auch als Hate-Speech bekannt. Und man steht unter dem Druck, in schneller Abfolge kreative Inhalte zu entwickeln und anzubieten.“
Über die Onlineseite Slido konnten die Synodalen während einer kurzen Podiumsdiskussion mit Nico Buschmann und Sammy Wintersohl, Leiter des Amtes für Presse und Kommunikation im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Fragen und Kommentare auf einer großen Leinwand posten. Buschmann ging hier auch auf Themen wie TikTok oder Arbeitszeit für die digitale Kirche ein. Auch für Sammy Wintersohl ermutigte die Gemeinden, in diesem Bereich stärker aktiv zu werden: „Wir müssen da reingehen und uns gut untereinander vernetzen. Wenn dies technisch unterstützt wird, bedeutet das für die Gemeinden am Ende weniger Arbeit, dafür aber Präsenz auf vielen digitalen Kanälen. Denn die Vernetzung schafft mehr Zugriffe für alle.“ Das Amt für Presse und Kommunikation unterstützt bereits viele Gemeinden bei der Planung von digitalen Angeboten.
Vorschläge für „Kirche und Klimawandel“
Die Kreissynode hatte auf der vergangen Herbstsynode Pfarrer Thomas vom Scheidt und Inga Osberghaus beauftragt, die Vernetzung und Evaluierung in Bezug auf die vorliegenden Fünf-Punkte-Pläne der Gemeinden und des Kirchenkreises zum Thema „Kirche und Klimawandel“ zu übernehmen. Vom Scheidt berichtete nun vom Fortschritt der Arbeit. Jede Gemeinde wird gebeten, eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner für das Thema zu benennen und darüber hinaus ein interessantes Projekt auf einer dafür eingerichteten Internetseite zu präsentieren. „Im Herbst werden wir dann fünf ausgewählte Projekte auf einer Radtour besuchen“, warf vom Scheidt einen Blick in die nahe Zukunft.
Berichte über Tauffest und Fusion von drei Kirchenkreisen wird vorbereitet
Synodalassessorin Miriam Haseleu ist eine der Koordinatorinnen für das große Tauffest des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region am 13. August 2022 auf der großen Wiese neben dem Tanzbrunnen. „Wir haben bislang 194 Anmeldungen aus 36 Gemeinden des Verbandes. Interessant ist, dass zahlreiche Personen angemeldet sind, die nicht auf dem Gebiet des Kirchenverbandes wohnen“, sagte die stellvertretende Superintendentin Miriam Haseleu.
Superintendentin Susanne Beuth berichtete im Anschluss, dass die drei Kirchenkreise Köln-Nord, -Mitte und -Süd sich in einem Prozess engerer Zusammenarbeit befinden. Aktuelle Perspektive sei eine Fusion zum 1. Januar 2026. Dann entstünde ein Kirchenkreis mit rund 160.000 Gemeindegliedern. Der sei in dieser Größe in der Kirchenordnung der rheinischen Landeskirche nicht vorgesehen. Deshalb stellte die Kreissynode Köln-Mitte Anträge an die Landessynode, die Kirchenordnung dahingehend zu verändern, dass der neue Kirchenkreis seiner Größe entsprechend auf der Landessynode repräsentiert sei und Kreissynode und Kreissynodalvorstand passend organisiert werden können.
Personalia
Veränderungen stehen an in der Gemeinde Köln. Pfarrerin Dr. Anna Quaas verlässt Köln und wird Studierendenpfarrerin in Koblenz. Pfarrer Hans Mörtter tritt nach 35 Jahren in den Ruhestand. Sein Abschiedsgottesdienst ist auf den 4. September terminiert.
Einstimmig wählte die Synode Quirin Seifert, Presbyter der Gemeinde Niehl-Riehl, in das Amt des stellvertretenden 4. Synodenältesten.
Stichwort: Kirchenkreis Köln-Mitte
Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Niehl-Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. In den Gemeinden leben rund 44.000 evangelische Christinnen und Christen. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendentin Susanne Beuth gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.
Foto(s): Stefan Rahmann / APK