Der Minister höchstselbst hat es bestätigt, und damit ist es amtlich: Das Rodenkirchener Familienzentrum „Südpunkt“ hat das Zertifizierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen und seine Arbeit aufgenommen. Aber nicht nur das: Es zählt auch zu den 25 Prozent landesweit besten Einrichtungen, denen das Gütesiegel verliehen wurde.
Familienzentrum = Kindergarten + Kirchengemeinde + Koordinationsstelle
„Wir haben unser Familienzentrum auf drei Säulen gestellt“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin Inge Malcherek-Mordelt, zusammen mit Nancy Lässig-Hoffmann, ebenfalls Diplom-Sozialpädagogin, ehrenamtliche Koordinatorin des Familienzentrums. Im Mittelpunkt steht natürlich der Kindergarten der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen. Dazu kommen die Koordinationsstelle und natürlich die Kirchengemeinde, die Träger des Familienzentrums ist. „Der Kindergarten ist die erste Anlaufstelle für Familien“, sagt Malcherek-Mordelt. „Hier wird der erste Kontakt zu den Angeboten des Familienzentrums hergestellt“.
Ein Netzwerk hoch qualifizierter Kooperationspartner
Und die Angebote sind wirklich vielfältig. Die ganz Kleinen treffen sich in den Eltern-Kind-Gruppen und in der PEKIP-Gruppe. Im Elterncafe tauscht man in gemütlicher Atmosphäre Erfahrungen in der Kindererziehung aus. „Um unsere Angebote möglichst vielfältig und an den Bedürfnissen der Familien im Stadtteil orientieren zu können, ist ein Netzwerk qualitativ hochwertiger Kooperationspartner wichtig“, erklärt Malcherek-Mordelt.
Bislang hat man den „Kinderschutzbund – Kinderschutz – Zentrum Köln“, die Evangelische Familienbildungsstätte Köln, die evangelische Ernst-Moritz-Arndt-Grundschule, die katholische Grüngürtelschule, das Interdisziplinäre Netzwerk Köln-Süd, eine Hebammenpraxis und den Turnverein Rodenkirchen als Partner gewonnen. Winfried Zenz vom Kinderschutz-Zentrum hält einmal im Monat eine Sprechstunde bei uns ab. Da kommen Eltern, Kinder, aber auch Erzieherinnen und Lehrer, um sich bei Problemen beraten zu lassen. Hier vor Ort ist die Hemmschwelle eher niedriger, sich beraten zu lassen“, sagt Malcherek-Mordelt. Sie kritisiert, dass der Blick von außen auf Rodenkirchen mit vielen Vorurteilen belastet sei. Sehr wohl gebe es auch in dem vermeintlichen reichen Stadtteil im Kölner Süden soziale Probleme. „Rodenkirchen hat stadtweit mit die höchste Quote von Alleinerziehenden.“ Die sind mit von der Partie beim Sonntagstreff. Da wird gegrillt oder man geht gemeinsam in den Forstbotanischen Garten. Am Sonntag, 14. Oktober, steht Arbeiten mit Ton und Holz in der Jugendkunstschule in Zollstock auf dem Programm.
Rodenkirchen ist nicht nur reich
Malcherek-Mordelt und Lässig-Hoffmann halten zwei Mal pro Woche eine Sprechstunde ab. Dann nehmen sie Anregungen und Ideen rund um die Familie an, beraten bei kleineren Erziehungsproblemen und helfen bei der Suche nach geeigneten Ansprechpartnern bei allen Fragen, die Familien betreffen. Und da gibt es wohl eine ganze Menge. „Neben den Alleinerziehenden haben wir viele Mütter, die quasi alleinerziehend sind, weil die Männer entweder die Woche über in einer anderen Stadt arbeiten oder abends erst sehr spät nach Hause kommen“, sagt Heike Ernst, Leiterin des evangelischen Kindergartens und stark eingebunden in das Projekt „Familienzentrum“. Darüber hinaus gebe es im Stadtteil verdeckte Armut, die man nicht sehe, weil die betroffenen Familien solange wie möglich ihren alten Status vor der Nachbarschaft aufrecht erhielten. Auch die so genannte „Sozialverwahrlosung“ beobachte man immer öfter. Kinder und Eltern würden nichts mehr gemeinsam unternehmen. „Die Familien stehen wieder im Zentrum“ bringt es Michael Miehe, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen, auf den Punkt. Und die Gemeinde mit ihren großzügigen Räumlichkeiten und dem respektablen Außengelände bietet beste Voraussetzungen für das Familienzentrum.
Auch Omas und Opas sind gefragt im Familienzentrum
Nun will man daran arbeiten, „die Präsenz im Stadtteil auszubauen“, so Malcherek-Mordelt. Ihr ist wichtig, dass im Familienzentrum jeder willkommen ist, Herkunft und Konfession spielen keine Rolle. Das gilt natürlich auch für das „Oma-Projekt“, das man in Angriff genommen hat. Ältere Menschen sollen dafür gewonnen werden, Kinder zu betreuen, wenn beide Eltern berufstätig sind und anderweitig Betreuung nicht organisiert werden kann. Und das ist lange nicht die einzige Idee, die im Familienzentrum „Südpunkt“ derzeit ausgebrütet wird. Dort bewegt sich was.
Foto(s): Rahmann