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Ruth Dobernecker ist Kirchenmusikerin.

Kinderchor startet eigenen YouTube-Kanal

Die Kinder- und Jugendchöre der Kirchengemeinde Brühl proben online und haben nun ihren eigenen YouTube-Kanal gestartet. Kirchenmusikerin Ruth Dobernecker betreut die Turmspatzen (4-6 Jahre), den Kinderchor (7 bis 11 Jahre) und den Jugendchor (ab 12 Jahre) und berichtet von Herausforderungen, Umgewöhnungen, aber auch kreativen Ideen in Pandemiezeiten – wie beispielsweise das Einstudieren eines Liedes mit Gebärdensprache und Mehrstimmigkeit.

Wie hat sich die Pandemie auf den Kinder- und Jugendchor ausgewirkt?

Im ersten Halbjahr 2020 haben wir mit den Chören pausiert. Nach dem Sommer haben wir draußen geprobt. Wir haben mit Kreide Kreise auf den Boden gemalt, um die Abstände sichtbar zu machen und bei Wind konnten wir uns schlechter hören. Es war trotzdem eine gute Möglichkeit zu proben. Zumindest war es sehr öffentlichkeitswirksam, viele haben geguckt und sind stehen geblieben und haben zugehört. Als es kühler geworden sind, sind wir mit ins Gemeindezentrum umgezogen. Wir haben Abstand zueinander gehalten – das lief so bis Oktober. Im November haben wir dann auf die Zoom-Proben umgestellt. In Zukunft können wir uns auch Hybrid-Proben vorstellen, wenn es erlaubt sein wird, beispielsweise zur Gottesdienst-Vorbereitung: Manche Kinder treffen sich, so dass man etwas hören kann, und manche sind zugeschaltet.

War das eine große Umstellung für Sie?

Ich kannte mich da nicht in der Tiefe aus und habe mich aber reingefuchst. Wie schließt man ein externes Mikrofon an, bis es klanglich so ist, dass man es gut vertreten kann? Ich höre bei den Proben nur mich, und wenn ich zu laut Klavier spiele, übersteuert es. Das ist musikalisch herausfordernd, wenn man seine Mitsingenden nicht hören kann. Oft muss ich schätzen, wo die Schwierigkeiten liegen und arbeite ins Blaue hinein. Es ist eine Gefühlssache. Es geht aber ganz gut, weil ich die Kinder und Jugendlichen sehr gut kenne. Stimmbildnerisch kann man jedoch gar nicht arbeiten.

Was bedeutet das genau?

Wenn man jemandem sagt, dass er beispielsweise zu viel Druck auf der Stimme hat und deswegen lockerer singen soll – das geht nur, wenn ich jemanden hören kann.

Für die Kinder ist es sicher auch eine Umstellung?

Für die, die kommen, ist es total wichtig. Natürlich ist es ungewohnt zu Hause zu singen, wenn die Eltern im Nebenraum sitzen – was denken die Nachbarn? Das war zuerst komisch für viele, mittlerweile sind aber alle daran gewöhnt. Und wenn man fröhliche Rückmeldungen von Kindern bekommt, wie wichtig das Singen für sie ist, merkt man, dass es sinnvoll ist weiterzumachen, auch wenn man manchmal hadert. Mit dem Angebot können wertvolle Austausch-Räume im kirchenmusikalischen Bereich geöffnet werden.

Wie viele Kinder und Jugendliche machen denn in etwa mit?

Beim Kinderchor kommen in etwa zwei Drittel zur Zoom-Probe, also von 18 Kindern etwa zwölf, wenn es gut läuft. Beim Jugendchor kommt in etwa die Hälfte, insgesamt haben wir neun Jugendliche, zum Zoom kommen bis zu fünf. Zu den YouTube-Aufnahmen kommen ebenfalls etwa zwölf Kinder bzw. fünf Jugendliche.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nun einen YouTube-Kanal mit Ihren Liedern zu eröffnen?

Wir haben 2020 beim Online-Adventskalender der vier Kölner Kirchenkreise mitgewirkt und Videos aufgenommen. Das Krippenspiel, das eigentlich immer ein Highlight des Jahres ist, haben wir umgewandelt: Jedes Kind hat sich kostümiert und einen einzelnen Satz auswendig gelernt und eingesprochen. Das ist letztendlich eine sehr schöne Aufnahme geworden und war gesanglich und spielerisch schön gemacht. Wir haben das im Online-Gottesdienst zu Weihnachten dann ausgespielt. Als es für mehr Gottesdienste dann mehr Lieder „im Kasten“ wurden, kam die Idee auf, einen YouTube-Kanal zu eröffnen. Dies hilft auch dabei, dass die Motivation nicht verloren geht.

Sie werden auf Ihrem YouTube-Kanal auch ein besonderes Lied veröffentlichen: „Can you hear me“ von Bob Chilcott (ganzer Text am Ende des Interviews). Wie kam es dazu?

Das ist ein Lied mit Gebärden in einzelnen Strophen. Das Lied habe ich meinem Studium kennengelernt. Vor zwei Jahren habe ich auf einem Symposium die Anregung bekommen, das auch für uns zu adaptieren – die Idee trage ich also schon länger mit mir herum. Zoom und Gebärden, das passt einfach gut. Es ist mal ein anderes Thema als Corona und weitet den Blick unglaublich. Und noch dazu ist einfach ein wunderschönes Lied.

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?

Erst einmal würde ich mir wünschen, wenn es wärmer wird, draußen weitermachen zu können – auch wenn es draußen nicht ideal ist. Aber wenn man so lange Zeit vor dem Bildschirm sitzt, ist es eine gute Abwechslung. Und viele weitere Lieder gemeinsam einzustudieren.

Zum YouTube-Kanal

Mehr Informationen:

www.kirche-bruehl.de

Text: APK
Foto(s): APK