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„Keiner, der mehr Kind zu mir sagt…“ Thema beim dritten Hospiztag im Rheinisch-Bergischen Kreis: Begleitung von Demenzkranken in der letzten Phase ihres Lebens

Der Arbeitskreis Rheinisch Bergischer Hospizdienste hatte zum dritten Hospiztag im Rheinisch Bergischen Kreis unter der Schirmherrschaft von Landrat Rolf Menzel in das evangelische Gemeindezentrum Forsbach eingeladen. Das zentrale Thema war die Begleitung demenziell erkrankter Menschen in der letzten Phase des Lebens. Der stellvertetende Landrat Heinz Gerd Neu verlas ein Grußwort von Landrat Menzel. Er wies auf Sinn und Ziel der Hospizbewegung hin, die dem Menschen am Ende des Lebens Geborgenheit bieten und mit ehrenamtlichen geschulten Helfern Entlastung für Pflegende und Angehörige geben möchte.

Dem Arbeitskreis gehören zurzeit vier ambulante Hospizdienste an, und zwar der Ökumenische Hospizdienst Rösrath (der diesjährige Gastgeber), der ambulante Hospizdienst am Vinzenz-Pallotti-Krankenhaus in Bensberg, der evangelische Hospizdienst Bergisch Gladbach und „Das Boot“ mit seinem Förderkreis aus Overath. Die geschulten Helferinnen und Helfer der ambulanten Hospizdienste besuchen auf Wunsch regelmäßig Schwerstkranke und Sterbende in ihrer Umgebung, sei es zu Hause, im Krankenhaus oder auch im Altenheim, um sie und ihre Angehörigen in der letzten Phase des Lebens zu begleiten. „Das Boot“ mit Förderkreis bietet Menschen, die einen Verlust verarbeiten möchten, eine Trauerbegleitung an.

Bei einer Sonate von Johann Sebastian Bach mit Doris Röskenbleck am Klavier, und Eva-Maria Damhauer, Querflöte, hatten die zahlreichen Teilnehmer des Hospiztages Gelegenheit, einen Augenblick inne zu halten und sich eine musikalische Atempause zu gönnen.

„Abschiede von Demenzkranken dauern Jahre“, sagte Christa Michels, Referentin für Hospizarbeit und Altenpflege und Trauerbegleiterin. Der fortschreitende Verlust geistiger und körperlicher Fähigkeiten bis hin zur völligen Pflegebedürftigkeit stelle an die Begleitung durch Angehörige und Pflegende – oft über viele Jahre – höchste Anforderungen. Wichtig für die Begleitung und Pflege Demenzkranker sind der Aufbau einer Vertrauensbasis und das Zulassen von Gefühlen, da nur diese emotionale Ebene noch einen letzten Zugang zu Demenzkranken ermöglicht.

Marita Doll, Leitende Pflegefachkraft im CBT-Wohnhaus Upladin in Opladen, stellte die Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen in ihrem Hause vor. 14 Demenzkranke bilden dort eine Hausgemeinschaft, in der zusammen mit den Mitarbeitenden und unter Einbindung der Angehörigen und zahlreicher geschulter ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer der Alltag gestaltet wird. Bei der Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner wird gezielt darauf geachtet, die noch vorhandenen Ressourcen zu fördern und sie in das Alltagsgeschehen mit einzubringen.

„Keiner, der mehr Kind zu mir sagt“, diese schmerzliche Erfahrung hat Magdalene Imig in ihrem gleichnamigen Buch in der Zeit des Abschieds und Sterbens ihrer Eltern beschrieben. Der stete Verlust der Sprache der Mutter infolge einer Nervenerkrankung und die nachlassenden geistigen Fähigkeiten des Vaters aufgrund einer Tumoroperation führten zu dem Wechsel, der das Kind in die Rolle des Verantwortlichen drängte. Bewegend einzelne Passagen, in denen sich der eine oder die andere Anwesende sicherlich wieder finden konnte.

Mit einem Einblick in ihr breit gefächertes Repertoire gestalteten Daniela Bosenius, Gesang, und Stefanie Bosenius, Klavier, den musikalischen Ausklang unter dem Thema „Lebenskreise“, der für einen brillanten Abschluß des Tages sorgte.

Text: Roswitha Dornenberg, Ökumenischer Hospizdienst Rösrath
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