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Keine Schließung des Frauenamts! Offener Brief der evangelischen Frauenreferentin an die Stadt Köln

Köln, den 27.2.2003

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

mit großer Besorgnis hören wir von Überlegungen der Stadt Köln, das Amt zur Gleichstellung von Frau und Mann im Zuge der Haushaltssanierungen aufzulösen.

Sollten die Gerüchte stimmen, dann möchte ich für den Evangelischen Stadtkirchenverband Köln unsere Bedenken gegen diese Pläne äußern.

So halten wir die Arbeit des ehemaligen Frauenamtes zum Thema „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ für ausgesprochen wichtig. In einer Stadt wie Köln, in der die Rate der Gewaltübergriffe an Frauen überdurchschnittlich hoch ist, ist eine konkrete Ansprechpartnerin auf kommunaler Ebene unverzichtbar. Im vergangenen Jahr wurde die entsprechende Stelle im Frauenamt nach langer Zeit mit Frau Graul wiederbesetzt. Seitdem sind wichtige Impulse auch für die kirchliche Arbeit vom Frauenamt ausgegangen. Vernetzung, Kooperation und Weiterleitung von Informationen zum Themenbereich „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ konnten intensiviert werden. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang besonders auch die effektive Unterstützung der Aktionen und der politischen Arbeit des „Kölner Aktionsbündnisses – Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen“, in dem auch der Evangelische Stadtkirchenverband Köln vertreten ist, durch das Frauenamt der Stadt Köln.

Die Vernetzungsarbeit, die das Frauenamt bisher auch in anderen frauenpolitischen Bereichen (Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Frauenförderung, Frauengesundheit, Erwerbslosigkeit von Frauen usw.) geleistet hat, ist für unsere Stadt mit ihrem breiten und bunten Angebot an autonomen Frauenvereinen, -beratungsstellen, -projekten und -organisationen von großer Bedeutung. Von dieser Vernetzungsarbeit konnte auch die Frauenarbeit im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln an vielen Stellen profitieren. So wurden über das Frauenamt der Stadt Köln – um ein konkretes Beispiel zu nennen – die Kontakte zu einer Fallmanagerin des Sozialamtes Lindenthal vermittelt, die unsere Veranstaltung im November 2001 zum Thema „Armut ist weiblich – soziale Notlagen von Frauen nach einer Scheidung/Trennung“ mit ihrer Fachkompetenz bereicherte und uns auch für eine anschließende Podiumsdiskussion zur Verfügung stand. Ohne die eingehende Beratung und tatkräftige Unterstützung des Frauenamtes wäre diese Veranstaltung nicht so erfolgreich verlaufen!

Eine weitere notwendige Funktion des Amtes zur Gleichstellung von Frau und Mann gerade auch für unsere kirchliche Arbeit, ist die Weitergabe von frauenrelevanten Informationen und vor allem der Austausch über frauenpolitisch wichtige Themen.

So ist das Frauenamt zu einer wichtigen Schaltstelle zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der Stadt Köln geworden.

All das und vieles mehr waren und bleiben wichtige Aufgaben eines Amtes zur Gleichstellung von Frau und Mann.

Das Amt zur Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Köln muss in jedem Fall in seiner bisherigen Form als eigenständiges Amt erhalten bleiben, um diese unverzichtbare Arbeit auch weiterhin garantieren zu können!

Köln war bundesweit die erste Stadt, die ein Frauenamt eingerichtet hat. Köln hatte damit Vorbildcharakter auch für andere Städte. Seit gut zwanzig Jahren vertritt das Frauenamt der Stadt Köln engagiert und parteilich die Belange von Frauen in Köln. Diese erfolgreiche und notwendige Arbeit des Frauenamtes nun zu beenden wäre ein gewaltiger Rückschritt, den zu machen sich eine fortschrittliche, moderne Stadt wie Köln einfach nicht leisten darf!

Wir erwarten daher, das die Stadt Köln von ihren Plänen zur Schließung des Frauenamtes Abstand nimmt und hoffen darauf, dass Sie sich entsprechend für den Erhalt des Amtes einsetzen.


Mit freundlichen Grüßen


Christina Schlarp, Frauenreferentin des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln

Text: Christina Schlarp
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