Es war ein schöner und auch bewegender Auftakt eines neuen Angebots im Haus der Evangelischen Kirche, und am Ende gab es für jeden ein kleines Salzpaket. Das biblische Motto "Ihr seid das Salz der Erde" stand im Zentrum eines Gottesdienstes für rund 60 Lehrerinnen und Lehrer.
Drei Menschen am Altar der Kartäuserkirche belegten die Vielfalt des Minerals und spannten gedankliche Bögen zu Gott und zum Menschen: Utta Brauweiler-Fuhr, Dr. Rainer Lemaire und Thomas vom Scheidt. Das Team des Kölner Schulreferats diskutierte die Facetten des Salzes natürlich nicht aus simpler Lust am Diskurs, sondern als Einstimmung in diesen besonderen Gottesdienst: Erstmals gestalteten das Schulreferat und das Pfarramt für Berufskollegs gemeinsam mit dem stellvertretenden Stadtsuperintendenten Markus Zimmermann einen Gottesdienst zum Schuljahresbeginn.
„Warum sind Sie Lehrer geworden?“
Die große Postkarte mit dem Wort aus Matthäus 5,13 und der Abbildung zahlloser dicker weiß-rosa-orangefarbener Salzkristalle hatte seit Wochen in so mancher Lehrerwohnung an den Termin erinnert – und so waren viele auch in die Kartäuserkirche gekommen. Bedeutet das Jesu-Wort aus der Bergpredigt eher einen Anspruch oder einen Zuspruch? Das Trio meinte, dass der Zuspruch voranstehe. „Wir möchten Sie an diesen Zuspruch erinnern“, erklärte deshalb Rainer Lemaire. Zudem wurde an die kirchliche Vokation erinnert, und Lemaire ermutigte dazu, kurz innezuhalten und über folgende Fragen nachzudenken: Warum sind Sie Lehrer geworden? Warum haben Sie sich für das Fach Religion entschieden? Ein neues Schuljahr bedeute neue Anforderungen, doch stehe ihnen niemand allein gegenüber. Denn Gott verheiße Begleitung, die Kirche unterstütze die schulische Arbeit und viele Kolleginnen und Kollegen stünden zur Seite: „Gemeinsam sind wir Salz der Erde.“
Es kommt auf die Dosierung an
Pfarrer Thomas vom Scheidt ging in seiner Predigt ebenfalls auf Salz als Alltagsprodukt ein: „Die fast unbegrenzte Haltbarkeit verleiht ihm einen Hauch von Ewigkeit.“ Salz würze, reinige und konserviere – genau wie Lehrer den Unterricht interessant machten, dem neuen Schuljahr offen begegneten und Gutes bewahren wollten. „Bei all dem kommt es auf die Dosierung an.“ Dabei könne es durchaus auch mal sinnvoll sein, wie es zuvor geheißen hatte, jemand mal die Suppe zu versalzen.
„Ihr seid geschützt, ihr seid wertvoll.“
„Sag mal, du unterrichtest doch Religion …“, griff Thomas vom Scheidt eine typische Bemerkung des Schulalltags auf. Sie zeige: „Religion ist kein Fach wie jedes andere. Es wird uns etwas zugetraut, aber es wird auch etwas von uns erwartet.“ Er legte den Zuhörenden nahe, statt der Forderung erst einmal das Zutrauen des Sprechers wahrzunehmen. Ganz so wie bei „Ihr seid das Salz der Erde“ der Zuspruch das tragende Element sei. „Ihr seid schon etwas“, sage Jesus damit, „ihr seid geschützt, ihr seid wertvoll.“ Möglicherweise ließe sich daraus sogar ein pädagogischer Ansatz ableiten: Wie wäre es, als Lehrender den Schülerinnen und Schülern zunächst Zuspruch zu schenken und ihnen erst danach mit Anspruch zu begegnen?
Kirchenmusik schwungvoll und spirituell
Zum Abendmahl bildeten die Anwesenden einen großen Kreis um den Altar, wo sie nicht nur Fladenbrot und Traubensaft empfingen, sondern auch mit Handauflegung einen persönlichen Segen: „Gott spricht dir zu: Du bist das Salz der Erde. Gott segne und begleite dich.“ Währenddessen zeigte Thomas Frerichs, Kantor der Kartäuserkirche, einmal mehr durch virtuoses Klavierspiel und Gesang, wie sich Kirchenmusik schwungvoll und spirituell zugleich realisieren lässt.
Kollekte für Projekt „Mentoren für Flüchtlingsfamilien“
Den Fürbitten folgte noch ein temporeiches „Herr, wir bitten, komm und segne uns“, bevor Pfarrer Markus Zimmermann den Segen sprach und zum anschließenden Empfang mit Imbiss ins Refektorium einlud. Seinem Wunsch, „nicht nach Hause zu gehen, auch nicht den Unterricht vorzubereiten“, folgten die meisten, darunter eine Realschullehrerin aus Erftstadt, die dieser Tage einen Zertifikatskurs für den Religionsunterricht beginnt. Der Gottesdienst (dessen Kollekte für das Projekt „Mentorinnen und Mentoren für Flüchtlingsfamilien“ des Kölner Flüchtlingsrates e.V. 293 Euro ergab) sei ein guter Auftakt gewesen, freute sie sich. Wie alle anderen bewahrte sie in ihrer Tasche eine handfeste Erinnerung auf, die am Kirchenportal verteilt worden war: das kleine Salztütchen.
Foto(s): Ute Glaser