Als einer der Heiligen Drei Könige führt er seit 1999 durch die „Prots“-Sitzung. Als Senatspfarrer der Karnevalsgesellschaft UHU schwingt er mit dem „Dellbröcker Boore Schnäuzerballett“ auf eher traditionellen Sitzungen das Tanzbein. Der gebürtige Bad Kreuznacher bezeichnet sich selbst als „gelernter Kölscher“. Ein Diplom der Kölsch-Akademie hängt in seinem Dienstzimmer. Sein Herz schlägt für den Karneval. Ansonsten ist er mit Leib und Seele Gemeindepfarrer. Vor 25 Jahren wurde Otmar Baumberger in der evangelischen Christuskirche von Köln-Dellbrück ordiniert und ist seiner Gemeinde bis heute treu geblieben. „Man kann auch in einer Gemeinde bleiben und dort immer wieder etwas Neues anfangen“, sagt der dreifache Vater, der nicht zuletzt seiner Familie zu Liebe sesshaft wurde.
Kirche soll sich einmischen
In den 1980er Jahren organisierte er Mahnwachen für den Frieden und führte Umweltwochen ein. Gegen die Presbyter, die dahinter parteipolitische Werbung für die Grünen vermuteten, setzte er sich durch. „Bis heute, glaube ich, dass es richtig ist, sich hier als Kirche einzumischen“, meint Baumberger. Sicher habe er sich als junger Pfarrer „auch die Hörner abstoßen müssen.“ Aber vieles sei berechtigt gewesen. Auch, wenn er sich damals im Presbyterium mit einigen gestritten habe, kann er heute mit denselben Menschen „gut über alte Zeiten reden und auch lachen“.
Wenn nicht mehr jede Gemeinde „alles machen“ kann
Seit fast 20 Jahren ist Otmar Baumberger Mitglied im Kreissynodalvorstand, weil er es wichtig findet, „immer ein Spielbein auch außerhalb der Gemeinde zu haben.“ Er möchte wissen, „was im Kirchenkreis läuft“ und die Verzahnung der Kirchengemeinden weiter voran bringen. „Wir müssen unsere Angebote besser ergänzen. Zukünftig wird nicht mehr jeder alles machen können.“ Daher sei es um so wichtiger, diese Angebote bekannt zu machen, zum Beispiel auch über das Internet. Das Thema Finanzdruck begleitet den Dellbrücker Pfarrer schon geschätzte 15 Jahre. „Schwierig finde ich immer, die Struktur der Gemeinde zu überdenken, die Bezirksarbeit neu zu planen, zu überlegen, ob wir Arbeitsbereiche fortsetzen können oder aufgeben müssen.“ Besonders schwer fiel ihm die Entscheidung des Presbyteriums, aus Kostengründen den Kindergarten gleich neben Pfarrhaus und Gemeindezentrum aufzugeben und nach Holweide umzusiedeln.
„Der Zusammenhalt wächst“
Aber auch schwierigen Situationen kann der überzeugte Seelsorger etwas Positives abgewinnen: „Der Zusammenhalt wächst. Die Menschen kommen mit guten Vorschlägen und setzen sich ein.“ Um das Geld für die Renovierung der hundertjährigen Christuskirche zusammen zu bekommen, verkündet er in gut besuchten Gottesdiensten eine gute und eine schlechte Nachricht: „Die gute Nachricht ist: Das Geld haben wir bereits hier in der Kirche. Die schlechte: Es befindet sich noch in Ihren Taschen.“ Gut gefüllt ist die Dellbrücker Christuskirche nicht nur an Heilig Abend. Mit besonderen Gottesdiensten lockt der findige Pfarrer immer wieder mehrere hundert Menschen in das Gotteshaus – vom Jazzgottesdienst mit Gospelchor und Band bis hin zum kölschen Gottesdienst zur Eröffnung der Karnevalssession.
Immer weiter dazu lernen
Seine größte Herausforderung ganz persönlich ist die Arbeit mit dem Computer: „Bis heute schreibe ich meine Predigten lieber mit dem Füller.“ Als Pfarrer will der 53-Jährige in Zukunft „noch weiter dazu lernen, will die Menschen im Blick behalten, theologische Fragen stellen und nicht in Formalitäten versinken.“
Das Jubiläum
feiern Baumberger und seine Gemeinde in der Christuskirche in Dellbrück, Dellbrücker Mauspfad 361, mit einem Gottesdienst am Sonntag, 17. Dezember, ab 15 Uhr. Anschließend trifft man sich im Gemeindehaus zu einem Empfang.
Foto(s): Schönhals