Eine Fundgrube für religiöses Brauchtum hat der Pressedienst des Erzbistums Köln ins Internet gestellt: „Wenn die Narren toben, dann ist die Faschings-, Fastnacht- oder Karnevalszeit. Diese Tage der Ausgelassenheit und des Feierns beziehen ihren Sinn von der ab Aschermittwoch folgenden Fastenzeit. Während die Fastenzeit eine Zeit des Geistes und der Vorbereitung auf Leiden, Sterben und Auferstehung Christi ist, spielt die Fastnacht vor dem Schwellentag ‚Aschermittwoch‘ sprichwörtlich verrückt“, schreibt Dr. Manfred Becker-Huberti, der Pressesprecher des Erzbistums Köln, einleitend.
Seine überaus fundiert recherchierte Aufstellung umfasst neben der Erläuterung theologischer Sachverhalte auch sprachliche Besonderheiten und deren Herleitung, etwa, wenn er aufzählt: „Die ehemalige (und gegenwärtige) Bedeutung der Fastnachtszeit läßt sich allein schon an der Fülle der Begriffe erkennen, mit denen die einzelnen Tage gekennzeichnet werden: Bacchanalia, carnelevamen, Dorendage, Fastelabend. Der Donnerstag vor dem Fastnachtssonntag, im Rheinland Weiberfastnacht bezeichnet, heißt: Dorendonderdach, feister phinztag, gumpiger donstag, kleine fastnacht (Oberrhn.), fetter Donnerstag, schwerer Donnerstag (Rhld.), Semperstag, tumbe fassnacht, unsinniger Donnerstag, Weiberdonnerstag, wuetig Donnerstag, Wuscheltag (Basel), zemperstag, zimpertag. (…) Der Fastnachtssonntag oder Sonntag Estomihi, der 7. Sonntag vor Ostern oder Quinquagesima, wird bezeichnet als: carnisprivium clericorum, Großfastabend, Herrenfastnacht, Narrenkirchweihtag, oder Pfaffenfassnacht.“
Ob es die Herren, die Narren oder vielleicht nur die „Pfaffen“ sind, die auch in den evangelischen Kirchen gerade am „Sonntag Estomihi“ ihren Spaß haben werden, können Sie selbst überprüfen: Hier finden Sie eine Liste ausgewählter Karnevals-Termine in unseren Gemeinden, vom kölschen Gottesdienst mit oder ohne Kostüm bis hin zur Kirchengemeinde im „Veedelszoch“. Und – leider – die „Vorreiter“ protestantischen Karnevals, die Prot’s-Sitzungen, sind alle schon wieder vorbei. Zum Trost sehen Sie oben das Plakat – und: Geduld bis zum übernächsten Jahr! Einen kleinen Rückblick bietet übrigens auch die EKiR.
In dieser Session aber gibt es noch jede Menge Termine (Zusammenstellung aufgrund der uns gemeldeten Daten: Angelika Knapic):
Zu einem kölschen Gottesdienst lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg für Sonntag, 23. Februar, in ihre Johanneskirche, Nonnenwerthstraße, ein. „Et ess nit jot, dat dä Minsch allein bliev“ betonen die Veranstalter im Gottesdienst, der musikalisch begleitet wird vom Georg-Kürten-Singkreis. Eine Woche später, am Sonntag, 2. März, 9.30 Uhr, wartet Pfarrer Ivo Masanek mit einer gereimten Predigt im Tersteegenhaus, Emmastraße 6, auf. Außerdem beteiligt sich die Gemeinde wieder am Sülzer Veedelszoch (Karnevals-Dienstag) mit einer Fußgruppe zum Motto „Garten Eden – e kölsch Paradies“. Kontakt: Pfarrerin Gaby Masanek, Telefon 0221/46 18 90.
Weiberfastnacht feiert die Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein mit dem Oekumene Duo, den Disco-Bienen, mit Entertainer Robert Schäfer und dem Leverkusener Kinderprinzenpaar am Donnerstag, 27. Februar, 12 Uhr, im Andreae-Haus, Graf-Adolf-Straße. Die Teilnahme am närrischen Treiben kostet 10 Euro, Essen und Trinken sind jedoch frei. Kontakt: Pfarrer Manfred Hübner, Telefon 0221/13 25 96.
Zum familienfreundlichen Gottesdienst der Reihe „Kirche Kunterbunt“ lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal für Sonntag, 2. März, 11.15 Uhr, in die Matthäuskirche, Dürener Straße, ein. Mit kölschen und diversen anderen Liedern, mit Pappnasen und Schlagern der Prot’s-Sitzung wird für die richtige jecke Stimmung gesorgt. Kontakt: Pfarrerin Armin Beuscher, Telefon 0221/940 80 41.
Einen Karnevals-Gottesdienst mit kölscher Liturgie, den beiden Pfarrern Rolf Domning und Hans Mörtter und einer Band gibt es am Samstag, 1. März, 17 Uhr, in der Lutherkirche, Martin-Luther-Straße. Etwa 300 bunte Jecken werden erwartet – der Gottesdienst ist fast schon Kult. Danach geht es weiter, zusammen mit einem DJ und einer Fete bis in den frühen Morgen. Hierfür ist ein Eintritt von 10 Euro zu zahlen. Kontakt: Pfarrer Hans Mörtter, Telefon 0221/38 44 63.
Auch die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Worringen liebt die Ausgelassenheit an den tollen Tagen: Sie lädt zunächst zum kölschen Familiengottesdienst am Sonntag, 2. März, 10.30 Uhr, gestaltet von Pfarrer Volker Hofmann, ein. Einen Tag später geht es mit beim großen Rosenmontagzug mit abschließenden Feier im evangelischen Gemeindezentrum Worringen. Kontakt: Pfarrer Volker Hofmann, Telefon 0221/78 23 38.
Kinderkarneval – einmal ohne Eltern – mit Spielen, Essen und Trinken können vier- bis elfjährige Jungen und Mädchen in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald, Am Portzenacker, genießen. Dazu sind sie für zwei Stunden am Samstag, 1. März, 15 Uhr, unter der Betreuung des Gemeindepädagogen Lutz Greulich eingeladen. Kontakt: Evangelisches Gemeindebüro, Telefon 0221/60 41 92.
In der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Zollstock will man auch in diesem Jahr nicht verzichten auf die „improvisierte und stürmisch gefeierte Karnevalsfete“, wie sie im letzten Jahr begangen wurde. Am Freitag, 21. Februar, 20 Uhr, gibt’s die Fortsetzung in der Turnhalle im Untergeschoss der Melanchthonkirche, Breniger Straße. Dazu wird Live-Musik quer durch Mundart und Karneval geboten, Getränke und jet ze müffele. Kontakt: Pfarrer Gerhard Johenneken, Telefon 0221/936 436 20.
Erst ins Gemeindehaus, dann zum Karnevalszug heißt das Motto der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück: An Weiberfastnacht, 27. Februar, 14 Uhr, trifft man sich im Gemeindehaus der Christuskirche, Dellbrücker Mauspfad. Am Karnevalsdienstag, 4. März, reihen sich die „Narren“ erst in den Dellbrücker Karnevalszug ein, danach wird im Gemeindehaus bis zur Nubbelverbrennung gefeiert. Kontakt: Pfarrer Otmar Baumberger, Telefon 0221/68 19 30.
Und das gibt es auch noch:
Ein großer Gehörlosen-Karneval wird an Weiberfastnacht, 27. Februar, 13 Uhr, in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4-6, gefeiert. Dazu lädt der Evangelische Gehörlosenverein Köln ein. Der Eintritt ist frei. Kontakt: Pfarrer Dietmar Schwirschke, Telefon 0221/890 52 41.
„Alaaf, Humor, Spaß und Freude“ bietet ein Stadtspaziergang, den die Evangelische Informationsstelle Köln am Samstag, 22. Februar, 14 Uhr, veranstaltet. Geklärt wird die Frage „Ist Karneval katholisch, evangelisch oder beides?“ Beantwortet wird die Frage nach einer rheinischen Karnevalstheologie. Treffpunkt ist der Eingang am Römisch-Germanischen Museum. Die Teilnahme an dem Spaziergang kostet 5 Euro.
Über den Melatenfriedhof geht in der fünften Jahreszeit ein „eher karnevalistischen Rundgang“, den die Evangelische Informationsstelle Köln allen Interessierten anbietet. Erläutert werden die Grabstätten berühmter Karnevalisten. Vorgestellt werden Leben und Werke von Willi Ostermann, Toni Steingass, Jupp Schmitz und einigen anderen. Treffpunkt ist der Melatenfriedhof, Eingang Piusstraße. Die Teilnahme an dem Rundgang kostet 5 Euro. Kontakt: Annette Scholl, Evangelische Informationsstelle Köln, Telefon 0221/660 57 22.
Am Dienstag, den 25.02. 2003 um 19.00 Uhr findet in der Aula des CJD Berufsbildungswerkes Frechen, Clarenbergweg 81, die große Karnevalssitzung statt. Auftreten werden sowohl Prominente aus dem Kölner und Frechener Karneval als auch Auszubildende mit ihren Ausbildern und Pädagogen aus dem CJD Berufsbildungswerk. Im CJD Berufsbildungswerk Frechen werden derzeit 300 lernschwache Jugendliche in 25 anerkannten Berufen ausgebildet. Während ihrer Ausbildung werden sie in kleinen Gruppen von Ausbildern, Lehrern und Pädagogen intensiv und individuell gefördert sowie sozial- und freizeitpädagogisch begleitet.
Foto(s): Plakat der Prots-Sitzung, Session 03