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Karneval, Kirche und Kabarett: Warum die Prot’s Sitzung so beliebt ist

Am Karneval kommt in Köln niemand vorbei. Auch die evangelische Kirche spielt da mit. Gottesdienste mit Karnevalisten? Geschenkt, gibt es reichlich. Eine ganze Karnevalssitzung? Ja, seit 1997 gibt es die Prot’s Sitzung, die dieses Jahr an sechs Abenden in den Kreuzgangsaal der Kartäuserkirche einlädt. Hartmut Leyendecker hat Pfarrerin Dorothee Schaper getroffen, die unter anderem in der Rolle als Esther Schmitz schon immer dabei war.

„Das ist ja jetzt schon lange her, aber es gab ja Zeiten, wo Menschen anscheinend immer noch dachten, dass ‚de Protestanten‘ zum Lachen in den Keller gehen. Und den Gegenbeweis treten wir mittlerweile seit vielen, vielen Jahren an“, sagt Pfarrerin Dorothee Schaper. Sie sieht die Prot’s Sitzung in der Tradition des Karnevals, der den Mächtigen in Stadt und Land mal kräftig die Meinung sagt. „Wir machen den großen Bogen. Natürlich geht es uns da drum, uns selbst innerhalb und außerhalb der Kirche hops zu nehmen, aber wir nehmen auch die ganze Welt in den Blick. Es gibt ja einiges, was kabarettistisch und kirchenkabarettistisch kommentiert werden kann.“

„Sich einmischen und auch Haltung zeigen, Stellung beziehen“

Kabarett ist ein Stichwort, das die Inhalte der Sitzungen gut beschreibt. Auf der Bühne agieren vorwiegend Pfarrpersonen aus Köln, Leverkusen, dem Umland und sogar Düsseldorf. Da ist es logisch, dass manche Inhalte auch in einer Predigt vorkommen könnten: „Für uns heißt Kirchenkabarett auch immer, sich einmischen und auch Haltung zeigen, Stellung beziehen“, erläutert Dorothee Schaper. Und das kann in dieser Zeit schmerzhaft sein, wenn eine Krise nach der anderen die Hoffnung trübt. So wie eine gute Predigt neue Impulse und vielleicht ein wenig Hoffnung geben kann, könnte auch ein guter Sketch die Stimmung aufhellen.

Dorothee Schaper erklärt: „Humor und Lachen brauchen wir ja, um den Schmerz auszuhalten, den es in uns und in der Welt gibt, und das möge uns gelingen, dass wir mit dem Humor den Schmerz der Welt auch in uns zulassen können und verwandeln können.“ Letztlich ist für Dorothee Schaper schon die Vorbereitung auf die Prot’s Sitzung ein heilsamer Prozess, in dem sie sehr viel reflektiert und Dinge hinter sich lassen kann: „Nummern schreiben heißt auch immer sich zu klären, wo steh ich gerade, was ist wichtig in dieser Welt?“ Sie fügt lachend hinzu, dass sie „dat Rampensau-Gen“ in ihr dabei natürlich auch gerne auslebe.

Es ist eben nicht nur Spielfreude und Klamauk, der die Sitzungen kennzeichnet, sondern auch eine Ernsthaftigkeit im Umgang mit den kleinen und großen Problemen in Kirche und Welt, die befreiend wirkt: „Für viele von uns, die wir in der Kirche arbeiten, ist die Vorbereitung der Prot’s Sitzung auch ein psychohygienischer Prozess ist.“ Daher geben es auch immer wie Rückmeldungen wie diese: „‚Hör mal, dat is super. Wenn wir zu Euch kommen, da sparen wir uns viele Therapiestunden.’“

Und die Sitzung soll auch ganz praktisch eine gute Wirkung in der Welt entfalten: „Jedes Jahr spenden wir natürlich unseren Erlös, wir machen das alles ehrenamtlich. Und dieses Jahr geht es an Geflohenenarbeit, Beratung für Geflohene, Unterstützung von Geflohenen in verschiedenen Kirchengemeinden, die mit uns verbunden sind.“

Die Prot’s Sitzung findet auch dieses Jahr im Kreuzgangsaal der Kartause an sechs Abenden statt. Einige Termine sind schon ausverkauft. Karten und weitere Infos finden Sie hier.

Der Beitrag zum Thema ist bei Studio Eck erschienen und Sie können hier reinhören.

Text: Hartmut Leyendecker
Foto(s): APK-Archiv/Canva