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Kammeroper „Jakob Lenz“ in der Kölner Trintatiskirche

"Eine Oper in Bewegung“ – so lautet seit einigen Jahren das Motto der Kölner Oper. Das renommierte Kölner Bühnenhaus, 2012 von einer internationalen Jury zum „Opernhaus des Jahres“ und jüngst auch zum beliebtesten Opernhaus in NRW gewählt, hat sich während der Intendanzen von Dr. Brigit Meyer und Ihres Vorgängers Uwe Eric Laufenberg beim Publikum und in der internationalen Fachwelt einen exzellenten Ruf erarbeitet.

Künstlerisch auf hohem Niveau
Auch und besonders die zeitgenössische Musik hat hier ihren festen Platz im Spielplan. In Köln wird programmatisch und künstlerisch innovativ und auf hohen Niveau gearbeitet, trotz – oder gerade wegen – der noch bis 2015 andauernden mehrjährigen Generalsanierung des denkmalgeschützten Riphan-Baus am Offenbachplatz, die ein Ausweichen auf zahlreiche Spielstätten in der Stadt erforderlich macht. Dieser enorme logistische Aufwand scheint sich zu lohnen, ergeben sich für das Publikum wie für die Akteure auf diese Weise spannende Projekte in teilweise ungewöhnlicher Kulisse.

Kölner Oper in der Trinitatiskirche
Ein solcher besonderer Ort ist auch die evangelische Trinitatiskirche, die Konzert- und Kulturkirche des evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in der Innenstadt, die unter der Programm- und Organisationsleitung von Wolf-Rüdiger Spieler seit 2010 jährlich viele tausend Besucherinnen und Besucher zu Konzerten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen anlockt. Seit 2011 ist auch die Oper Köln regelmäßig mit großen Produktionen in der einzigen klassizistischen Basilika Kölns zu Gast. Georg Kehren, Dramaturg an der Kölner Oper, sagt dazu: „Mit der Trinitatiskirche steht ein Spielort zur Verfügung, der eine besondere geistige und atmosphärische Ebene vermittelt.“

Vom Verfall eines Hochbegabten
Hier fand am 22. März vor ausverkauftem Haus die Premiere der Kammeroper „Jakob Lenz“ statt. Das Werk nimmt Bezug auf die Erzählung „Lenz“ von Georg Büchner und schildert in Anlehnung an die Biographie des Dichters Jako Michael Reinhold Lenz (1751-1792) eine spannende und dramatische Geschichte vom Scheitern und psychischen Verfall eines jungen Hochbegabten. Der 1952 geborene Wolfgang Rihm hat nach dem Libretto von Michael Fröhling eine Kammeroper komponiert, die bereits 1979 in Hamburg uraufgeführt wurde und seitdem zu den meistgespielten zeitgenössischen Opern zählt.

"Turn of the Srew" hat Maßstäbe gesetzt
Nach dem großen Erfolg der Kammeroper „The Turn oft the Screw“ von Benjamin Britten, ist es der Kölner Oper erneut gelungen, das Musiktheater im weiten Raum der Trinitatiskirche geschickt zu inszenieren, die Kirche in allen Bereichen vom Altarraum bis zur Orgelbühne und über allen Kirchenschiffe zu bespielen, das dazwischen sitzende Publikum von allen Seiten dramaturgisch und musikalisch zu umgeben und direkt in die Handlung einzubeziehen. Bei dieser Produktion hat die in Paris geborene Regisseurin Beatrice Lauchaussée zusammen mit Andreas Grüter, Lichtdesigner aus Luzern und seit 2010 an der Kölner Oper tätig, Maßstäbe gesetzt und nicht nur das Stück, sondern auch die Trinitatiskirche bemerkenswert und sensibel inszeniert.

Exzellente sängerische Leistung
Das Kölner Gürzenich-Orchester trat in Kammerbesetzung auf und agierte an klanggünstiger Stelle unterhalb der Orgelempore unter Leitung von Alejo Pérez. Der in Buenos Aires geborene Dirigent erwies sich als ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Neuen Musik; ihm gelang in der Trinitatiskirche ein sehr ausgewogener Klang zwischen Streichern, Bläsern und Schlagzeugen und zugleich eine sensible Balance zwischen den begleitenden und solistischen Partien des Kammerorchesters. Wolf Matthias Friedrich und John Heuzenroeder überzeugten als Oberlin und Kaufmann durchweg in ihren Partien durch hohe Präsenz und schönen Stimmklang. Letztendlich feierte das begeisterte Publikum zu Recht vor allem Miljenko Turk für seine exzellente sängerische wie schauspielerische Leistung in der Titel-Partie.

Noch fünf Vorstellungen nach der Premiere
Für alle neugierig Gewordenen: Nach der Premiere von "Jakob Lenz" sind noch weitere fünf Vorstellungen in der Trinitatiskirche am Filzengraben am 28. und 30. März sowie am 6., 9. und 13. April geplant. Restkarten gibt es bei der Theaterkasse in den Opernpassagen; telefonische Anfragen sind unter 0221/221 28 400 oder per E-Mail unter tickets@buehnenkoeln.de möglich.

Text: APK
Foto(s): APK