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Jugendreferent Tobias Diekmeyer und Konfirmandin Jule Stahnke vor der „Jugendkirche geistreich“ in Köln-Mülheim

Jugendfestival Missionale 2021 in digitaler Form

Teilgenommen haben auch Konfirmand*innen aus Köln-Dünnwald

Die Erwachsenen-Missionale, die jährlich „Impulse und praktische Unterstützung für ein missionarisches Kirchenleben geben möchte“, musste in diesem Jahr pandemiebedingt ausfallen. Durchgeführt wird zum Glück aber das Pendant für Jugendliche und junge Erwachsene, das Jugendfestival „Missionale“.

Wenn auch in digitaler Form und mit angepasstem Konzept. Statt eines Live-Events, etwa in der Kölner Messe mit Seminaren, Kreativ-Workshops, Sportprogramm und Konzert für 800 bis 1.200 Menschen, steht ein Online-Angebot auf dem Programm. Statt eines zentralen Treffens, die Einladung an Gruppen und Einzelpersonen, interaktiv mit den vorbereiteten Videos und weiteren Materialien zu arbeiten.

 

Jugendfestival Missionale „Digital Edition“

Gestartet ist das Jugendfestival bereits am 12. März 2021. Bis Mitte des Monats hatten sich bereits 1.500 Personen registriert. Darunter auch Interessierte weit über die Landeskirchengrenze hinaus, freut sich Tobias Diekmeyer. Der Kölner ist ehrenamtliches Mitglied des Trägerkreises, der das Jugendfestival Missionale organisiert und inhaltlich vorbereitet. Klar, eine digitale Variante sei schwer vergleichbar mit einer stark besuchten Präsenz-Veranstaltung, stellt Diekmeyer fest. Gleichwohl sei es dem Trägerkreis ein besonderes Anliegen, auch in diesen schwierigen Zeiten junge Menschen anzusprechen und miteinander ins Gespräch zu bringen. Sie zu ermuntern, gleichsam zu „kitzeln“, über den nächsten Glaubensschritt nachzudenken.

Tobias Diekmeyer arbeitet als  Jugendreferent der „Jugendkirche geistreich“ in der Adamstraße in Köln-Mülheim. Dabei handelt es sich um eine Kooperation der Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim, der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein und der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald. Mit 13 Mädchen und Jungen des Dünnwalder Konfirmationsjahrgangs 2020/2022 traf sich Diekmeyer auf der Videokonferenz-Plattform Zoom. Dort setzten sie sich in drei Kleingruppen mit dem Festivalmaterial auseinander.

„Wer will ich sein?“

Darin ging es vor allem um eine der zentralen Lebensfragen: „Wer will ich sein?“  Impulse dazu gaben per Video drei Studierende der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal-Barmen. Sie stellten ihre fiktiven oder tatsächlichen Lebensgeschichten vor, beantworteten aus ihrer jeweiligen Perspektive die Fragen, die schließlich an die Festival-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern vor den Monitoren gerichtet werden: „Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?“ „Was macht das eigene Zuhause zum Zuhause?“ „In welcher Situation hat Gott dir geholfen?“ „Wer oder was hilft dir an Tiefpunkten?“ „Welches Bild hast du von Gott?“

„Mit diesen und anderen Fragen haben wir uns beschäftigt“, berichtet Jule Stahnke. Die 12-Jährige Konfirmandin berichtet, dass man im kleinen Kreis viel offener habe miteinander sprechen können, als das bei einer Großveranstaltung möglich gewesen wäre. „Weil man mit Leuten redet, die man kennt.“ Beispielsweise über das Thema Zuhause: „Ich fühle mich zu Hause bei meinen Freunden“, habe ein Mädchen gesagt. Ein anderes verbinde ihr Zuhause allein mit ihrer Mutter. Jule findet es aufschlussreich, sehr verschiedene Meinungen und Empfindungen gehört zu haben. „Jeder hat seine eigenen Erfahrungen, da gibt es kein richtig oder falsch.“

„Ich hatte das gute Gefühl, so sein zu können, wie ich bin.“

In ihrer Vierer-Gruppe erzählte Jule über ihre leidvolle Begegnung mit dem  Tod eines geliebten Menschen. „Meine Oma ist mit 69 Jahren an Krebs gestorben. Als sie im Sterben lag, habe ich zu Gott gebetet „lass sie überleben.“ Aber es hat nicht funktioniert. Ich habe sehr viel geweint und schnell gemerkt, dass ich nicht allein trauere, sondern mit der Hilfe Gottes, gemeinsam mit anderen.“ Die Konfirmandin ist fest überzeugt: „Ich habe eine traurige Zeit überstanden, Gott hat mir dabei geholfen.“

„Es tat gut zu erfahren, was die anderen mit Gott verbindet. Und, dass man selbst seine Geschichte erzählen konnte.“ Jede in ihrer Gruppe habe den anderen wichtige und ernste  Dinge anvertraut, fasst Jule zusammen. Sehr private Gefühle, Gedanken und Erfahrungen, die erfahrungsgemäß selbst im Kreis von Freundinnen und Freunden sonst nicht so angesprochen würden. „Gruppenkonstellationen passen ja nicht immer, bei uns aber schon.“Jule beschreibt das Sicherheits- und Wohlgefühl, das entsteht, wenn man sich in der geeigneten Zusammensetzung und mit dem richtigen Verständnis füreinander austauschen kann: „Ich hatte das gute Gefühl, so sein zu können, wie ich bin.“

Jule überlegt, sich die Videos demnächst noch einmal anzuschauen und mit ihnen weiterzuarbeiten. Im Nachdenken über das Zoom-Meeting sei ihr bewusst geworden, dass Gott alles gut mache, denn es könne auch anders gut sein, anders als es ihrer Vorstellung von gut entspreche. „Das beschäftigt mich sehr.“

Gut und ernsthaft ins Gespräch kommen

„Da waren ganz unterschiedliche Aussagen zu Gott zu hören“, resümiert Diekmeyer das digitale Meeting mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Dünnwald. „Auch die, dass man mit Gott nicht viel anfangen könne, oder dass Gott in den persönlichen Fehlern mit dabei sei“, erinnert Diekmeyer Aussagen von Teilnehmenden. Das Problem, die Herausforderung durch die Corona-Beschränkungen, habe letztlich dazu geführt, „dass wir nach einem ehrlichen Impuls von außen in kleinen Gruppen sehr gut und ernsthaft ins Gespräch gekommen sind“, beschreibt der Jugendreferent.

Er habe diese Konstellation als große Stärke erlebt, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer mehr an Sicherheit gewonnen hätten. Trotz ihrer räumlichen Distanz hat er eine große Nähe und eine erstaunlich positive Atmosphäre festgestellt. Eine Schwachstelle des Projekts sieht Diekmeyer darin, dass auf die vorproduzierten Videos keinen Einfluss genommen werden konnte und Raum für Nachfragen fehlte.

„Für nächstes Jahr gibt es die Hoffnung, dass des trotz des Erfolgs des Online-Projektes Veranstaltungen präsent stattfinden können. 2022 findet in Erfurt das große Ökumenische und Überkonfessionelle Jugendfestival „Christival“ vom 25. bis 29. Mai statt. Hier wird das, was dem Missionale Team wichtig ist, hoffentlich live verwirklicht“ so Diekmeyer.

Das Material zum Download

Das veranstaltende Zentrum „Gemeinde und Kirchenentwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR)“ stellt das Material zum Download (https://www.jugendfestival-missionale.de/) bereit. Fragen zum ökumenischen Projekt können an die Adresse hallo@Jugendfestival-Missionale.de gerichtet werden.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich