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Jürgen Domian, ein fanatischer Christ? Der Night-Talker zu Gast in der evangelischen Gemeinde Ehrenfeld.

Damit hatte wohl niemand  gerechnet: „Ich war mal ein richtig fanatischer Christ“, bekannte Jürgen Domian, als er sich den Gästen in der Ehrenfelder Friedenskirche vorstellte. „Ich habe sogar sonntags in Gummersbach vor der Kirche gestanden und Flugblätter verteilt. Darauf wurden die Menschen scharf kritisiert, weil sie nur sonntags in die Kirche gingen. Und das auch noch als Pflichtübung.“ Diese Zeiten sind lange vorbei. Mit der Lektüre von Nietzsche und Feuerbach hat Domian sich von der Amtskirche abgewandt. „Heute Abend bin ich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in einer Kirche“, erklärte der Radio- und Fernsehstar, der mit seiner Sendung „Night-Talk“ Kultstatus und das Bundesverdienstkreuz erlangt hat.

Die Toleranz
„Night-Talk“ läuft von montags bis freitags von 1 bis 2 Uhr im WDR-Fernsehen und auf Eins Live im Radio. Domian unterhält sich mit Anrufern über deren Probleme, kein Bereich, sei er auch noch so abseitig, wird ausgegrenzt. Da ist Toleranz gefragt. Grund genug für den Ehrenfelder Pfarrer Siegfried Kuttner, den „Night-Talker“ auf den Podiumsstuhl zu setzen, um in der Friedenskirche das Thema „Vielfalt der Religionen – wo endet die Toleranz?“ zu diskutieren.
Als Einleitung las Domian einige Texte aus der Bibel, dem Koran, aus dem Buddhismus und zuletzt von Alice Schwarzer vor, die ihn „alle sehr beeindruckt haben“. Vor allem die Bergpredigt hat es Domian angetan. „Liebe Deinen Feind wie Dich selbst“, sei der humanste Satz schlechthin. „Wenn nach diesem Prinzip Gesellschaften aufgebaut würden, gäbe es keine Kriege und keinen Hass mehr.“

Die Religion
Kritik übte Domian an der „Buddhismus-Mode“, die derzeit in Deutschland Konjunktur habe. „Da stellen sich die Leute einen kleinen Buddha ins Wohnzimmer und suchen spirituelle Erleuchtung.“ Der Buddhismus sei eine vollkommen friedvolle Religion, in deren Namen so gut wie nie Kriege geführt worden seien. Im Übrigen wollten die Buddhisten auch niemanden missionieren. Das sei sehr sympathisch. Domian las eine Stelle aus den fünf Gesetzen des Buddha. Der habe schon vor 2500 Jahren den Jugend- und Gesundheitswahn mit eben diesen Worten kritisiert.

Den Koran zu lesen bereitet Domian nach eigenen Worten Schwierigkeiten. „Da geht es nicht nur um die Inhalte. Es ist halt eine sehr alte Sprache.“ Provozierend waren die Auszüge aus einem Text von Alice Schwarzer, die Domian zitierte. Toleranz gegen die islamistischen Kreuzzügler sei falsch, so die streitbare Journalistin. Die seien nämlich die Faschisten des 21. Jahrhunderts. Und sie seien gefährlicher als die der Vergangenheit, weil sie über eine weltweite Organisation verfügten. „Wo sie herrschen, herrscht Terror“, so Schwarzer. Dem schloss sich Domian an und berichtete von seinen Beobachtungen. „Ich wohne in Ehrenfeld. Hier sind Parallelwelten entstanden. Mädchen, die in der zweiten oder dritten Generation bei uns leben, werden zwangsverheiratet, leben auf der Flucht, um diesem Diktat zu entkommen. Toleranz endet da, wo man uns Intoleranz aufzwingt.“ Er erinnerte daran, dass die große Mehrheit muslimischer Frauen kein Kopftuch trage. „Für mich ist das Kopftuch ein Symbol für die Unterdrückung der Frau im Islam. Es hat an einer öffentlichen Schule nichts zu suchen. Genauso übrigens wie Nonnen.“

Ein Besucher befürchtete, dass Lehrerinnen unter Berufung auf die Freiheit der Religionsausübung ja auch in der Burka, der Ganzkörperverschleierung, unterrichten wollten. Undenkbar für Domian. Auch zu dem geplanten Bau einer Moschee in Ehrenfeld bezog der „Night-Talker“ am frühen Abend Stellung: „Natürlich soll diese Moschee gebaut werden. Aber ich will nicht fünf Mal am Tag den Imam rufen hören.“

Text: Rahmann
Foto(s): ran