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Jürgen Becker, Boris Becker und Rango Bohne beim 111. Jubiläum der Christuskirche

Über das ganze Jahr erstreckt sich das Programm, mit dem die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide das 111. Jubiläum ihrer Christuskirche feiert. Die Lesung des Schriftstellers Jürgen Becker, verbunden mit einer Ausstellung der Werke seiner Frau Rango Bohne und seines Sohnes Boris Becker, war eines der „Highlights“.

Zum ersten Mal trat der Büchner-Preisträger mit seiner Frau, der Malerin Rango Bohne, und seinem Sohn, dem Fotografen Boris Becker, bei einem gemeinsamen Projekt auf. Mit einer Lesung aus seinem Journalroman „Jetzt die Gegend damals“ eröffnete der Prosaist und Lyriker die 22. Ausstellung in der Reihe „Kunst in der Christuskirche“ mit Bildern seiner Frau und Fotoarbeiten seines Sohnes.

Sein alter ego Jörn
„Evangelische und katholische Kinder spielten auf der Straße zusammen, gingen aber in getrennte Schulen. Die Nazis steckten beide Konfessionen in eine Schule, wo sie getrennt saßen und Völkerball gegeneinander spielten“. In seinem Journalroman „Jetzt die Gegend damals“ lässt der Autor Jürgen Becker sein alter ego Jörn das Köln-Dellbrück der Vorkriegszeit erleben, mit Beginn des Polenfeldzugs siedelt die Familie nach Thüringen über. Dort träumt er sich in den Kriegswirren anhand seines Schulatlas' an Sehnsuchtsorte wie die Nordsee, in der Nachkriegszeit folgt die Rückkehr nach Köln. Die Kulturszene der Kölner Nachkriegszeit und Begegnungen mit den Gründern heute noch prägender Kultureinrichtungen wie Marianne Jentgens, Gründerin der Schauspielschule des „Theater der Keller“, schildert Becker in weiteren Kapiteln.

Wurzeln in Dellbrück
Der Stadtteil Dellbrück taucht in Beckers Journalroman regelmäßig auf, auch der 1957 fusionierte Fußballverein „Preußen Dellbrück“. Bezüge zur Christuskirche hat die Familie ebenfalls: „Meine Eltern haben dort 1929 geheiratet, ich wurde dort 1932 getauft“, bekundete Becker wenige Tage vorher gegenüber der Tagespresse. Initiator der „Familienlesung“ mit seiner Frau Rango Bohne und seinem Sohn aus erster Ehe war jedoch Pfarrer Otmar Baumberger, der das Ehepaar ebenfalls seit Jahren kennt und schätzt.

Halb- und ganzfigurige Frauenporträts
„Er hat ein unheimliches Gespür für Sprache“, lobte Baumberger Beckers Lyrik und Prosa. Sohn Boris attestierte er Beobachtungsgabe. Dieser, Schüler von Bernd Becher, stellte Fotografien aus Algerien aus. Die dort abgebildeten Ziegengehege, Zeugnisse der archaischen Lebensweise, sind zusammengebaut aus Teilen von Ölfässern und tragen die Logos großer Ölkonzerne. Die Seitenwände zieren übermalte Collagen von Rango Bohne. Ihre Landschaftsbilder inspirierten Becker regelmäßig auch zu Texten. Eindringlicher sind ihre halb- und ganzfigurigen Frauenporträts, basierend auf collagierten und übermalten Fotografien.

Öffnungszeiten der Ausstellung
Mehr als 40 Kunstwerke von Rango Bohne zieren noch bis zum 29. April die beiden Seitenwände der 111 Jahre alten Kirche (Dellbrücker Mauspfad 361). Zu sehen sind Aquarelle von grünen Landschaften – Gärten, Wiesen und Feldern – aber auch vom Ostseestrand, außerdem Ganzkörperporträts von Frauen und Collagen aus Fotografie und Malerei, mit Wellpappe zu Reliefs geformt, so zum Beispiel auch ein Kruzifix. Geöffnet ist sie mittwochs von 15 bis 17 Uhr, sonntags von 12 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0221/ 99291615.

Text: Annette v. Czarnowski/MS
Foto(s): Annette v. Czarnowski