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Jubiläum und Abschied: Philipp-Nicolai-Kirche feierte ihr 50-jähriges Bestehen

Die Evangelische Kirchengemeinde Mauenheim-Weidenpesch steht vor großen Veränderungen. „Wir sind auf dem Weg zur Traumkirche, auch wenn dies sicher nicht einfach wird“, sagte Pfarrerin Susanne Zimmermann. Denn inzwischen steht fest, dass aus den beiden Standorten Erlöserkirche und Philipp-Nicolai-Kirche perspektivisch ein gemeinsames Gemeindezentrum mit Standort an der Derfflinger Straße entstehen wird. „Es ist notwendig, denn wie viele andere Gemeinden auch, werden wir kleiner und müssen uns für die Zukunft gut aufstellen“, erklärte auch Superintendent Markus Zimmermann und betonte, dass diese Entscheidung nicht leicht gewesen sei.

Und so stand das Gemeindefest zum 50-jährigen Bestehen der Philipp-Nicolai-Kirche ganz im Zeichen der anstehenden Veränderungen. Auch das Motto „Aufschwingen – getragen und frei“ trug dem Rechnung. „Der schöne Satz aus der Bibel stammt ursprünglich aus der Feder des Propheten Jesaja, er richtete sich an Flüchtlinge und Vertriebene“, erklärte Pfarrerin Susanne Zimmermann. Sie erläuterte, warum mit diesem Motto zwei Themen angesprochen wurden, die im Moment alle vor Ort bewegen: „Es soll ein Satz sein, der Mut macht, und der sich stark gegen die Resignation wendet. Diesen Mut wünschen wir uns für alle Menschen, die zurzeit verzweifelt aus ihrer Heimat fliehen. Und diesen Mut wünschen wir uns auch, um die notwendigen Veränderungen hier vor Ort mit viel Kraft umsetzen zu können“, so die Pfarrerin.

Ein unvergesslicher Tag für alle
Das gesamte Orga-Team hatte sich einiges einfallen lassen, damit das 50-jährige Bestehen der Kirche zu einem Festtag werden konnte. „Wir möchte, dass dieser Tag in guter Erinnerung aufbewahrt wird“, meinten Simone Hess und Johannes Freyer, die als Hauptverantwortliche den Tag vorbereitet hatten. Auch hier galt es, das Motto „Aufschwung“ mit Leben zu füllen. Nach dem Familiengottesdienst gab es viele bunte Programmpunkte, sogar eine Vorstellung mit lebendigen Greifvögeln. Ein Falt-Adler-Basteln mit Wettfliegen, eine Ecke zum Vogelhäuschen basteln und „Adlergeschichten“ für Kinder ergänzten den Tag. „Wir haben die Programmpunkte so gewählt, dass wirklich alle Generationen berücksichtigt wurden“, so das Orga-Team.

Spannende Vergangenheit der beiden Gemeinden
Mauenheim und Weidenpesch blicken auf eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte zurück. Einst gehörten beide zu Nippes, dort schied zunächst Weidenpesch 1957 und dann Mauenheim 1965 als selbstständige Gemeinde aus. Am Neujahrstag 1982 wurden beide Kirchengemeinden wieder zusammengelegt. Das Ehepaar Zimmermann kam vor 13 Jahren an die Gemeinde, nicht zuletzt um den großen Standort dort zu unterstützen: „Wir wurden damals gewählt, um die Gemeinden zusammenzubringen. Insofern macht es schon Sinn, dass wir nun gemeinsam ein neues Zentrum erschaffen“, sprach Susanne Zimmermann von der Arbeit der letzten Jahre. Da Markus Zimmermann vor sieben Jahren zum Superintendenten berufen wurde, werden sie seit dieser Zeit von Pfarrerin Christina Schlarp unterstützt. Zu dritt gestalteten sie nun das Gemeindefest – mit vielen Blicken zurück in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft.

Talkrunde mit Christina Schlarp
So bot die Kirche Raum für Erinnerungen mit einer Ausstellung, die die vielen Momente der vergangenen Jahre festhielten. Einige hatten sogar eigene Fotoalben mitgebracht. Nach dem Gottesdienst führte Christina Schlarp mit Zeitzeugen eine Talkrunde, die allen Anwesenden einen lebendigen Eindruck der abwechslungsreichen Kirchengeschichte vermittelte. „Unser langjähriges Gemeindeglied Dr. Herbert Teutsch hatte viele Menschen angesprochen, die Idee fand sofort großen Anklang“, freute sich Susanne Zimmermann. dabei wurde der anstehende Abschied von der Kirche offen thematisiert.

Fotoaktion zum Abschiednehmen
Eine alternative Kirchenführung bot Einblicke und eine Fotoaktion die Möglichkeit, sich ein Andenken mitzunehmen: „Wir haben ein Bild von unserer Kirche malen lassen und mit diesem kann man sich auch fotografieren lassen“, erklärte Christoph Stein. Er hatte das Projekt zusammen mit der Künstlerin Karin Schlechter entwickelt. „Wir haben das bereits beim letzten Gemeindefest an der Erlöserkirche ‚getestet‘, denn auch von dieser müssen wir ja Abschied nehmen“, so Stein, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde zuständig ist und mit der Idee vielen den Abschied zumindest ein klein wenig erleichterten konnte.

Blick in die Zukunft
Der neue Standort Derfflinger Straße wird einen Neubau der Erlöserkirche bedeuten. Anfang des Jahres hatte das Architekturbüro Harris & Kurrle den Architektenwettbewerb gewonnen, die Entwürfe wurden nun im Untergeschoss der Kirche präsentiert. Noch ungeklärt ist, mit welchen Partnern das Bauprojekt gestemmt werden wird. „Es werden etwa sieben Millionen Euro an Kosten auf uns zukommen, die finanzielle und zeitliche Planung ist noch nicht abgeschlossen“, erklärte der Superintendent.

Wohnungen für Flüchtlinge
Die Übergangszeit wird die Gemeinde aber auch nutzen, um sich zugunsten der vielen Flüchtlinge zu engagieren. Denn nachdem der Abschied von der Erlöserkirche schon vollzogen wurde, stehen dort drei Wohnungen leer. Diese vermietet die Gemeinde seit Anfang Juli für eine symbolische Miete von einem Euro pro Quadratmeter auf Beschluss des Presbyteriums an die Stadt Köln. Für mindestens ein Jahr sollen die Wohnungen zur Unterbringung von Flüchtlingsfamilien genutzt werden. „Wir gehen davon aus, dass die ersten sehr bald einziehen“, so Susanne Zimmermann. „Als Christen möchten wir damit in einer Notsituation bei der Unterbringung von Flüchtlingen helfen“, ergänzte Markus Zimmermann.

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Judith Tausendfreund