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Jubiläum: 25 Jahre „Coro con Spirito“

„Dellbrück ist ein gutes Pflaster“, sagt Mechthild Brand, die als Kirchenmusikerin an der Christuskirche tätig ist und damit vor allem das lebendige Musikleben in und um die Gemeinde herum meint. Für alle Altersstufen, für Klassik- und Gospelfans gibt es Musik zum Mitmachen und Genießen – so auch, als die Kantorei „Coro con Spirito“ mit einem Konzert in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche ihr 25-jähriges Jubiläum feierte.

Für das Konzert mit Werken von Mendelssohn und Haydn waren sogar Gäste aus Tübingen angereist: Mit dem Chor der dortigen Stiftskirche unter der Leitung von KMD Ingo Bredenbach verbindet den „Coro con Spirito“ seit 2013 eine intensive Partnerschaft. Durch die süddeutsche Verstärkung traten beim Jubiläumskonzert über 70 Sängerinnen und Sänger auf, die den klangschönen Raum der Christuskirche mit wunderbarer Chormusik erfüllten – abwechselnd dirigiert von Mechthild Brand und Ingo Bredenbach.

Sopranistin Christine Reber aus Tübingen
Eine großartige Überraschung war auch die aus Tübingen mitgebrachte Sopranistin Christine Reber, die ihre Solopassagen ausdrucksstark und einfühlsam gestaltete. Die Tücken in Mendelssohns Chorsätzen für vier bis acht Stimmen, das Zusammenspiel mit der Sopranistin und die Chorsoli meisterten die Chöre als harmonisches Ensemble überzeugend und mit ausgezeichneter Textverständlichkeit. Trotz der Größe des Chores bewiesen Tübinger und Kölner, dass sie nicht nur berauschend laut, sondern auch berührend leise singen können – so wurde die Passage „Was betrübst du dich, meine Seele?“ in Mendelssohns bekannter Vertonung des 43. Psalms „Richte mich, Gott“ zum echten Gänsehaut-Moment.

25 Jahre Chorleben
Ein Blick in die Geschichte des „Coro con Spirito“, wie sie in der „so called Festschrift“, die zum Jubiläum herausgegeben und präsentiert wurde, zeigt, wie positiv sich der Chor seit seiner Gründung 1991 entwickelt hat. Unter der damaligen Kirchenmusikerin Heidi Bigalke entstand die Neue Kantorei Dellbrück/Holweide, mit 11 Gründungsmitgliedern. Inzwischen ist der Chor auf 55 Sängerinnen und Sänger angewachsen. Neben der Gestaltung von Gottesdiensten hat er sich auch als erfolgreicher Konzertchor etabliert, der regelmäßig in Köln und Umgebung und über die Länder- und Landesgrenzen hinaus singt. Stationen waren dabei: London, Leipzig und Montepulciano. Darüber hinaus prägt auch das gesellige Miteinander das abwechslungsreiche Chorleben. Musikalische Partnerschaften mit anderen Ensembles erweitern das Repertoire, wobei vor allem die Kooperation mit der benachbarten Pauluskantorei hervorzuheben ist. Eine erste Zusammenarbeit im Jahre 2002 führte zu regelmäßigen, gemeinsamen Projekten. In diesem Jahr werden am 3. Dezember Magnificat-Vertonungen von Thomas Becker und C.P.E. Bach in der Trinitatiskirche zu hören sein. Am 4. Dezember wird das Konzert um 18 Uhr in der Dellbrücker Christuskirche wiederholt.

Auch junge Menschen begeistern sich für Chormusik
Mechthild Brand leitet den „Coro con Spirito“, seit sie 1997 nach Köln zog. Nach einjähriger Vakanz der Kirchenmusikerstelle, durch die sich die Kantorei mit viel persönlichem Engagement ihrer Mitglieder gerettet hat, begann sie ihre Arbeit mit etwa 20 Sängerinnen und Sängern. Inzwischen ist der „Coro con Spirito“ ordentlich gewachsen: ein Gospelchor kam dazu und aus dem kleinen Kinderchor, der 1998 gegründet wurde, sind heute drei Chöre für junge Menschen entstanden. Sie singen je nach Alter in der Spatzenkantorei (für 5- bis 7-jährige Kinder), der Kinderkantorei (für 8- bis 11-Jährige) und in der Jugendkantorei (ab 6. Schuljahr bis 20 Jahre). Mechthild Brand ist stolz auf ihre jungen Musiker, die bereits dreistimmig singen. Auf dem Programm stehen vor allem Popsongs, „aber auch die sind gar nicht so einfach“, meint die Chorleiterin.

Auftritte in der Philharmonie und bei Kindermusicals
Ein Ausflug der Jugendlichen in die Klassik war das „Speak!“-Projekt mit Mozarts Requiem, das im vergangenen Jahr in der Kölner Philharmonie aufgeführt wurde. Als nächstes tritt die Jugendkantorei am Sonntag, 12. Juni, um 11 Uhr in der Versöhnungskirche auf, wo sie gemeinsam mit dem Gospelchor einen musikalischen Gottesdienst mit Auszügen aus Leonard Bernsteins „Mass“ (1971) gestaltet.
Und auch die Kleinen Sängerinnen und Sänger sind schon szenisch unterwegs, zum Beispiel in aufwändig gestalteten Krippenspielen und in den wiederkehrenden Kindermusicals, für die dann sogar eine Regisseurin engagiert wird. In diesem Jahr werden die Spatzen- und Kinderkantorei gemeinsam ein Konzert unter der Überschrift „Singt in Gottes Haus!“ an folgenden Sonntagen präsentieren: am 19. Juni in der Versöhnungskirche und am 11. September in der Christuskirche.

Leidenschaft für den Gesang
Wer so viel singt und singen lässt, braucht dafür eine große Begeisterung. Bei Mechthild Brand fing die schon im Kindesalter an. Mit sechs Jahren stieg sie in den Kinderchor ein und begann mit dem Klavierspiel. Im Alter von 17 Jahren kam die Orgel dazu, so dass sie zwei Jahre später die C-Prüfung abgelegen konnte: „Für die Aufnahmeprüfung in Freiburg habe ich dann aber noch ein Jahr ordentlich geübt“, erinnert sie sich heute. Dort wurde die gebürtige Oldenburgerin auch Assistentin des Landeskantors Martin Gotthard Schneider, dessen Ohrwurm „Danke für diesen guten Morgen“ zum wohl berühmtesten, modernen Kirchenlied wurde. Das A-Studium absolvierte sie anschließend in Hamburg, bevor sie gemeinsam mit ihrem Mann, der Musikwissenschaftler und Germanist ist, nach Köln zog. „Singen ist meine Leidenschaft“, sagt Mechthild Brand, und man glaubt es ihr sofort. In verschiedenen Kammerchören hat sie schon gesungen und bei CD-Einspielungen mitgewirkt (unter der Leitung von Frieder Bernius, Fritz Terwey, Windfried Toll und Peter Neumann). Zudem war sie etliche Jahre Mitglied im vierköpfigen Kölner Frauenvokalensemble "Die Himmelstöchter".

Ein großes Dankeschön!
Wie gut die passionierte Musikerin in ihrer Kölner Gemeinde mittlerweile angekommen ist, wurde beim Jubiläumskonzert noch einmal besonders deutlich. Nach dem Konzert richtete Gemeindepfarrer Otmar Baumberger das Wort an den Chor und lobte ihn augenzwinkernd für das gekonnte Umsetzen des „Protestantischen Prinzips“ (damit meinte er sein präzises Herausarbeiten der Botschaft des Evangeliums mit Hilfe der Musik). Als er dann Mechthild Brand für ihre 18 Dienstjahre dankte, brachten Zuhörer und Musiker ihre Wertschätzung und Anerkennung für „ihre“ Kirchenmusikerin in einem warmen und herzlichen Applaus zum Ausdruck.

Text: Kristina Pott
Foto(s): Kristina Pott