„Für dich ist das der letzte Gottesdienst in deinem Berufsleben, du wirst heute von allen Ämtern entpflichtet. Ab jetzt machst du alles freiwillig.“ Mit diesen Worten hat Superintendent Markus Zimmermann Pfarrer Hanser Brandt-von Bülow und die anwesende Gemeinde begrüßt, um ihn in der Kartäuserkirche von seinen kirchlichen Ämtern zu entpflichten. „Wir wünschen dir ein lachendes Auge, weil ein neuer Lebensabschnitt kommt und danken Gott für das, was du getan hast.“
Zunächst schickte Hans Brandt-von Bülow ein Gebet zum Himmel. „Herr wir bringen unsere Dankbarkeit, unsere Sorgen und unsere Nöte zu dir. Wer im Arbeitsleben steht, ist dankbar für seine Aufgaben, wer aus dem Ruhestand kommt, ist dankbar für die Zeit, die er noch hat. Wir wollen hier heute innehalten und unsere unerfüllten Sehnsüchte wahrnehmen“.
„Du darfst es weiterhin tun, musst es aber nicht“
Markus Zimmermann erinnerte zunächst an einige Stationen in Hanser Brandt-von Bülows Berufsleben. „Ein langer Weg legt hinter dir. Du hast jungen Menschen, die wahrlich nicht kirchenaffin sind, unsere Botschaft weitergegeben und nahe gebracht. Du hast die Sache so übersetzt, dass es die Menschen berührt. Du hast viel für die Ökumene getan. Du hast Konflikte gelöst und unsere Kolleginnen und Kollegen an Schulen begleitet.“ Auch schwierige Zeiten habe man im Kirchenkreis zusammen erlebt.
Ein anderes großes Thema sei für Hanser Brandt-von Bülow die Nachhaltigkeit gewesen und werde es sicher bleiben: „Da warst du immer Missionar, das Thema wirst du als Ruhestandspfarrer ja noch weiter stärken.“ Hanser Brandt-von Bülow sei auch ein begnadeter Musiker. „Wie sollen die Montags-Andachten nur ohne dich gehen?“ Besonders zu schätzen wusste der Superintendent die menschlichen Qualitäten des bald ehemaligen Pfarrers: „Du hast immer wunderbar und mit viel Humor Konflikte gelöst. Du warst ein zuverlässiger und treuer Kollege. Du warst immer bereit, bei Bedarf im Gottesdienst zu vertreten. Für all das spreche ich dir meinen herzlichen Dank aus.“ An die Gemeinde appellierte der Superintendent: „Achtet Hansers Dienst, betet weiter für ihn und seine Familie“.
Dann folgte der entscheidende Satz: „Ich entbinde dich hiermit von allen kirchlichen Ämtern. Hanser, jetzt bist du offiziell frei. Du darfst es weiterhin tun, musst es aber nicht. Wir freuen uns darauf.“ In einem Gebet dankte die Gemeinde dem früheren Pfarrer für seine Verdienste. Anschließend trug Gisela Berndt begleitet von Thomas Frerichs das Lied „Treibgut“ vor, was zur Predigt von Hanser Brandt-von Bülow überleitete.
Treibgut sein bedeutet Freiheit – aber nicht nur
„Jetzt bin ich Treibgut“, stellte der ehemalige Pfarrer lächelnd fest. Aber was steckt dahinter? „Man muss überlegen, was jetzt kommt. Treibgut sein, ist zunächst einmal eine tolle Aussicht. Die ganze Sache hat aber zwei Seiten.“ Zunächst einmal die Freiheit und der Zufall: „Strömungen bestimmen, wo ich lande. Ich genieße das ungeregelte, die Freiheit“. Dann kommt aber die Sache mit der Planbarkeit: „Vieles ist aber nicht planbar. Viele Ereignisse im Leben sind nicht vorhersehbar, man muss mit Glück und mit Leid umgehen.“ So bleibt Hanser Brandt-von Bülow ein klares Fazit: „Das Steuer meines Lebensweges ist nicht vollständig in meiner Hand. Manchmal werden Menschen auch dahin getrieben, wohin sie nicht wollen.“ Er befinde sich hier in guter Gesellschaft mit dem Apostel Paulus, der auch nicht alles erreicht habe. „Paulus war allerdings ergriffen von Jesus Christus. Er wusste genau, Gott überfordert mich nicht, Gott stärkt mich“.
Nach dem Segen suchten viele Gemeindemitglieder und Gäste noch das Gespräch mit ihrem früheren Pfarrer, der sich auch künftig für seinen Glauben engagieren möchte.
Foto(s): Dr. Klemens Surmann