Was bedeutet eigentlich „jeck“? Das Wort kommt aus dem Mittelhochdeutschen: „geck“. Als geck bezeichnete man jemanden, der außergewöhnlich gekleidet war, der sozusagen alternativ war und sich gegen das damalige Establishment richtete. Jeck bedeutet: sich zu kostümieren, um sich vom Alltäglichen abzusetzen, um anders zu sein. Jeck bedeutet auch: verrückt zu sein. Und auch: Fan von etwas sein, für etwas zu brennen, so sehr, dass die anderen es nicht verstehen.
Möglicherweise kommt „der Jecke“ auch von „Jakob“. Der war so verrückt, dass er schon im Mutterleib versuchte, seinen Zwillingsbruder an den Füßen festzuhalten, um vor ihm auf die Welt zu kommen. Und er war verrückt genug, mit seinem künftigen Schwiegervater zwei Sieben-Jahres-Verträge abzuschließen, um endlich seine große Liebe heiraten zu dürfen.
Jeck sein ist eine christliche Grundhaltung. Paulus schreibt im Ersten Korintherbrief, Kapitel 4, Vers 10: „Wir sind Narren um Christi willen.“ Ins Rheinische übersetzt: Wir sind „Jecke“ um Christi willen.
Paulus kritisiert damit die Überheblichkeit derjenigen, die meinen, sie seien durch Christus etwas Besseres. Stattdessen stellt er sich und seine Apostelkollegen als Vorbild hin: „Wir sind geworden wie Abschaum der Menschheit“ (1. Kor 4, 13) und weiter: „Folgt meinem Beispiel!“.
Das hat mit Minderwertigkeitsgefühlen aber nichts zu tun. Paulus gewinnt daraus sein Selbstbewusstsein und seine Stärke. Als Paulus Gott um Kraft bat, habe der zu ihm gesagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor 12, 9). Und er begnügte sich damit, so dass er paradoxerweise sagen konnte: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ – Verrückt.
Wir sind Jecke um Christi willen. Das stimmt, denn wir fallen aus dem heraus, was andere denken und tun: Kraft, Macht und Stärke erwarten wir im Leben und im Sterben von einem schwachen, Mensch gewordenen Gott.
Wir sind verrückt. Wir ver-rücken die Perspektiven und die Zustände: Wir setzen uns ein für alle Menschen, auch für die Schwierigen, Unkonventionellen. Weil wir einem vertrauen, der an der Seite der Schwachen ist, sind wir es ebenso. Und wir brennen für das Evangelium, für Gottes gute Botschaft der Liebe.
Also sind wir Jecke, nicht nur in der Karnevalszeit.
Foto(s): Jürgen Schulzki