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Jane Dunker ist neue Kulturreferentin in der Kirchengemeinde Köln Brück-Merheim

Die Rezitation eines indonesischen Texts, in dem es um die Rolle der Frau geht, dazu eine Tanz-Performance und eine erneute Rezitation des Texts, aber diesmal in deutscher Übersetzung: An der Aufführung von „Magdalenas Gebet“ im Rahmen des Gottesdiensts zu Gründonnerstag in der Johanneskirche ließ sich schon recht gut erkennen, wie das Konzept des neu geschaffenen Kulturreferats der Gemeinde Brück-Merheim aussieht: „Ich möchte interreligiös, interkulturell und interdisziplinär arbeiten, dabei möglichst unterschiedliche Generationen ansprechen“, sagt die ehrenamtliche Kulturreferentin Jane Dunker.

Kindheit
Die in Indonesien aufgewachsene Fotokünstlerin mit chinesischen Wurzeln ist keine Unbekannte in der Gemeinde. Seit ihre Kinder vor etwa 30 Jahren die Kita besuchten, hat sich Jane Dunker immer wieder mit künstlerischen Projekten am Gemeindeleben beteiligt. Noch gut in Erinnerung ist ihre Arbeit „Wie klingt, was du glaubst?“, für die sie Menschen aus verschiedenen Religionen nach dem passenden Klang für ihren Glauben fragte: Die Antworten wurden verlesen, die entsprechende Musik gespielt und die fotografischen Porträts waren an den Wänden der Johanneskirche zu sehen. Im Mai wird „Wie klingt, was du glaubst?“ in der Melanchthon-Akademie aufgeführt.

Netzwerke
„Frau Dunker ist unglaublich gut vernetzt in der Kunst- aber auch in der Musikszene und kann Künstler, die etwas zu sagen haben, hierher einladen“, sagt Pfarrerin Wilma Falk-van Rees. Und ergänzt lachend. „Ich glaube, es war meine beste Idee im vergangenen Jahr, als ich sie fragte, ob sie das machen möchte.“ Denn zuletzt seien zahlreiche junge Familien nach Brück und Merheim gezogen, das kulturelle Angebot halte da nicht Schritt. „Wenn wir zum Beispiel hier Konzerte mit klassischer Chormusik anbieten, dann ist die Kirche voll, man sieht Leute, die auch in die Philharmonie gehen würden“, sagt die Pfarrerin. „Das ist auch gut so, aber wir möchte daneben Gruppen ansprechen, die normalerweise eher nicht am Gemeindeleben teilnehmen.“

Neue Wege
Etwa die Geflüchteten, die in Brück-Merheim leben und denen es oft trotz der Unterstützung durch Willkommensinitiativen noch an persönlichen Kontakten zu den Alteingesessenen fehle. Oder die Gruppe der 20 bis 35-Jährigen, die man in allen Kirchen schmerzlich vermisse. So möchte die Gemeinde mit ihrer Kulturreferentin neue Wege beschreiten. Zur „Langen Nacht der Kirchen“ im evangelischen Kirchenkreis Rechtsrheinisch, die am 27. Juni stattfinden soll, wurde etwa der irakische Komponist Saad Thamir eingeladen, der orientalische Klänge mit der klassischen europäischen Tradition verbindet. Und gegen 0 Uhr werde ein Rapper aus Kalk auftreten: „Für die Besucher besteht dann die Möglichkeit, in der Kirche zu übernachten und morgens gibt‘s ein gemeinsames Frühstück“, erzählt Wilma Falk-van Rees.

Lokale Künstler
Die Pfarrerin und die Kulturreferentin betonen, dass auch Künstler aus der direkten Umgebung hier Auftrittsmöglichkeiten erhalten sollen. Da unterscheide sich das Konzept schon von dem der Nippeser Kulturkirche, es sei eine Nummer kleiner: „Grundsätzlich möchte ich auch nur Künstler einladen, deren Arbeit ich schon einmal gesehen oder gehört habe, das Niveau ist mir sehr wichtig“, sagt Dunker. Zu kopflastig werde es aber nicht, viele Veranstaltungen sollen eher niederschwellig angelegt sein und zum Mitmachen einladen, wie etwa die „offene Sommerkirche“ in den Ferien mit Kunst-, Musik- und Literaturangeboten.

Kooperationen geplant
Denn selbstverständlich sollen die Veranstaltungen nicht zuletzt dem Kennenlernen und dem
Austausch vor Ort dienen. So wird neben der Johanneskirche in Brück regelmäßig die Petruskirche in Merheim bespielt, um die beiden Bezirke der Gemeinde enger aneinander binden. Außerdem sind Kooperationen mit der katholischen Gemeinde geplant: Am diesjährigen Reformationstag beispielsweise wird der Musiker und Klangkünstler Simon Rummel zunächst 40 Minuten lang auf der der Orgel der Johanneskirche improvisieren, dann wandern die Besucher gemeinsam 600 Meter hinüber zu St. Hubertus, wo Rummel zur Aufnahme seiner Improvisation auf der dortigen Orgel erneut extemporieren wird.

Team gesucht
Und man wird gemeinsam essen und trinken, um über das Erlebte zu reden. „Das kenne ich so aus meiner Heimat, und es soll auch hier regelmäßiger Bestandteil der Veranstaltungen sein“, sagt Jane Dunker. Um das alles organisieren zu können, soll nun ein Team aufgebaut werden, außerdem muss das Presbyterium noch über die künftige Finanzierung der Kulturarbeit nachdenken: „Bisher lief alles nach dem Prinzip ‚Eintritt frei, Spende willkommen‘, aber jetzt sollten wir auch über Querfinanzierungen nachdenken: Da müssen Veranstaltungen, die gut besucht sind, über Eintrittsgelder vielleicht andere tragen, zu denen weniger Leute kommen“, meint Wilma Falk-van Rees.

Text: Hans-Willi Herrmans
Foto(s): Hans-Willi Herrmans