Friedhöfe sind Orte der Hoffnung. Das waren sie schon immer, doch nun soll dieses Grundprinzip deutlicher zum Ausdruck kommen: „Evangelischer Friedhof – Ort der Hoffnung“ heißt eine neue Initiative der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche, die am Ewigkeitssonntag 2018 gestartet ist. Mit dabei ist auch der Evangelische Friedhof Köln-Mülheim.
„Die christliche Hoffnung gründet im Vertrauen darauf, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“, sagt Präses Annette Kurschus. „Ein Friedhof ist ein Ort der Erinnerung, wo neben Trauer und Schmerz auch die Zuversicht ihren Raum hat, dass die Verstorbenen bei Gott geborgen sind“, so die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihr Kollege Präses Manfred Rekowski von der Evangelischen Kirche im Rheinland fügt hinzu: „Die Initiative ‚Ort der Hoffnung‘ rückt ins Bewusstsein, wofür evangelische Friedhöfe stehen. Sie sind ein Ort gelebten Glaubens. Wie wir Friedhöfe gestalten, drückt aus, wie wir als Gemeinde mit dem Tod umgehen. Er behält nicht das letzte Wort, sondern weist ins Leben zurück.“
Gemeinden, die sich an der Initiative „Ort der Hoffnung“ beteiligen, legen Wert auf eine besondere Friedhofsgestaltung und sorgfältigen Umgang mit Beerdigungen. Wenn Verstorbene keine Angehörigen haben, gehen Gemeindemitglieder zur Beerdigung. Der Mülheimer Pfarrer Sebastian Baer-Henney hat auf dem Friedhof seiner Gemeinde im Rahmen der Aktion einen „Baum der Trauer“ eingerichtet. „Die Idee kam von unserem Friedhofsverwalter, Herrn Kolbenschlag“, erinnert sich Baer-Henney. Sie wählten einen holen Baum auf dem Friedhof aus und installierten dort einen Briefkasten, in den Trauernde Briefe für ihre Hinterbliebenen einwerfen können. „Die Briefe werden von niemandem gelesen“, erklärt der Mülheimer Pfarrer weiter. „Der Baum muss natürlich regelmäßig geleert werden. Wir überlegen, die Briefe nach der Leerung zu verbrennen.“
Viele evangelische Friedhöfe haben ein Grabfeld für „Sternenkinder“: Tot- und Fehlgeburten können hier beerdigt werden. Oder sie gestalten ihre Friedhofskapellen so, dass Trauernde dort Ruhe und Besinnung finden können, platzieren Stelen mit Bibelversen auf Gehwegen, die zum Nachdenken anregen. Ein eigenes Logo auf Schildern, in Schaukästen, auf Briefpapier oder Postkarten weist auf die „Orte der Hoffnung“ hin.
Am „Ort der Hoffnung“ gibt es keine anonymen Grabstätten. Dazu Landessuperintendent Dietmar Arends, Lippische Landeskirche: „Niemand ist ohne Namen – zu jedem Menschen gehören Erinnerungen, Würde, Identität und Einzigartigkeit.“ Oft tut es den Hinterbliebenen gut, einen bestimmten Ort zu haben, wo sie ihren Schmerz und ihre Trauer zulassen können.
Die Initiative unterstützt Gemeinden, die sich in Trauerbegleitung engagieren und Friedhöfe ins Gemeindeleben einbeziehen, beispielsweise durch Andachten auf dem Friedhof und Besuch von Gemeindegruppen. Weitere Informationen zu der Aktion gibt es unter: www.ort-der-hoffnung.de
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