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„In der Versöhnungskirche muss jeder seinen Platz haben“

Im Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der Versöhnungskirche der Gemeinde Dellbrück/Holweide sprach Pfarrer Ulrich Kock-Blunk über das, was die Kirche in ihrem Namen trägt: Versöhnung. „Ob im Talar oder im Kindergarten“, sagte der Pfarrer, „ob jung oder alt, ob arm oder reich – in einer Versöhnungskirche muss jeder seinen Platz haben.“

Pfarrer Kock-Blunk erinnerte auch daran, dass Versöhnung in den vergangenen fünf Jahrzehnten für Christinnen und Christen oft genug oberstes Gebot war: Immer dann zum Beispiel, wenn die grauenhafte Realität der Menschenwelt mit ihren Kriegen von Vietnam bis Syrien der Botschaft der Bibel allzu sehr widersprach. Aber selbstverständlich auch im direkten Umgang miteinander.

Dem Eingennutz und Egoismus etwas entgegensetzen
Dass jeder in der Kirche seinen Platz haben müsse betreffe auch Menschen mit anderen Glaubensüberzeugungen, nicht zuletzt Menschen, die aus anderen Ländern und Erdteilen geflüchtet seien, so Kock-Blunk. Aber die für ihr positives Menschenbild „viel belächelte Kirche“ mit ihren hauptamtlichen Mitarbeitern aber auch den zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern habe in diesen 50 Jahren bewiesen, gerade auch in Holweide, dass Christen dem Eigennutz und dem Egoismus etwas entgegensetzen, dass sie bereit und willens seien, einander, aber auch bedürftigen Menschen außerhalb der Gemeinde zu helfen.

Viele Flüchtlinge aus Pommern und Thüringen
Das war schon in den Anfangsjahren der Versöhnungskirche so, wie Zeitzeuge Ulrich Hoffmann, Pfarrer im Ruhestand und ehemals in Dellbrück/Holweide tätig, erzählte: „In den 50er und 60er Jahren siedelten sich viele Flüchtlinge aus Pommern und Thüringen in Holweide an, der Stadtkirchenverband beschloss damals, hier gleich zwei neue Kirchen zu errichten.“ Neben der Versöhnungskirche war das die Pauluskirche in der Thurner Straße, die am 4. Juli 1965 geweiht wurde, die Versöhnungskirche folgte eine Woche später: „Die Kirchenleitung hätte es gern gesehen, wenn das am selben Tag stattgefunden hätte. Aber wir dachten, jede Kirche sollte eine eigene Feier haben“, so Hoffmann. Damals wurden Termine noch eingehalten: Wie gewünscht wurden beide Gotteshäuser rechtzeitig vor dem Kirchentag fertig, der am 28. Juli 1965 in Köln begann.

Besonders auffällig: die Zahlensymbolik
Besonders auffällig an der Versöhnungskirche sind ihre kubischen Formen und vielen quadratischen Grundrisse: Helmut Kühne, seinerzeit Pfarrer an der Christuskirche – der ursprünglichen Kirche der Gemeinde, die heute über drei Gotteshäuser verfügt – hatte den Architekten Georg Rasch beauftragt, sich bei den Maßen an der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes zu orientieren, wie Pfarrer Hoffmann berichtete. Die Versöhnungskirche ist insofern eine Vorwegnahme der Ewigen Stadt, des Himmlischen Jerusalems, wo Pfarrer Kühne seine Schäfchen wieder anzutreffen hoffte. Die Strenge des Gebäudes wurde später im Inneren durch Wandbehänge abgemildert – eine der Änderungen, die Pfarrer Erhard Himmeröder, der mehr als drei Jahrzehnte an der Versöhnungskirche tätig war, initiierte.

Pfarrer Himmeröder sorgte für ein Geläut
Pfarrer Himmeröder sorgte nicht nur für ein Geläut, er richtete am Gotteshaus auch den Kindergarten der Gemeinde ein. „Wir sind die Kleinen, wir machen mit in der Gemeinde, ohne uns geht’s schief“ sangen etwa 20 Pänz der Kita denn auch selbstbewusst zusammen mit Pfarrer Kock-Blunk vor dem Altar. Mitgestaltet wurde der Festgottesdienst auch von der Kantorei Coro con Spirito unter Leitung von Mechthild Brand und dem Posaunenchor Heilix Blechle unter Leitung von Tobias Wembe. Danach ging’s zum Feiern mit Kölsch und gegrillten und gebackenen Leckereien in den Hof. Mit dabei auch die Brüder und Schwestern von St. Anno und St. Mariä Himmelfahrt – in dieser Hinsicht hat man in Holweide mit der Versöhnung auch keine Probleme.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans