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In der Lutherkirche: „Aktion Weihnachtswunsch“ für Kinder

Hochwertige, glänzend neue Fahrräder stehen am Altartisch in der Lutherkirche. Unter dem Weihnachtsbaum, über die gesamte Breite der Altarstufen verteilt, türmen sich viele, viele Kartons. Ansehnlich „gekleidet“ in Geschenkpapier. Ob schmale Tüte, kleines Päckchen oder großes Paket – jedes dieser Präsente ist bestimmt für einen jungen Menschen. Vieles davon wurde von Spendern in den letzten Wochen bereits abgegeben. Weitere Wohltäter nutzen dafür den eigens anberaumten Abendtermin. An diesem Datum komponieren Ehrenamtliche auch das „Gaben-Bild“ im Altarraum: An Tischen im Kirchraum wissen geschickte Hände mit Papier und Schere, Klebe- und Dekoband umzugehen. Andere führen Listen, nehmen die mit dem Empfängernamen versehenen Pakete entgegen und drapieren die Überraschungen planvoll in die „Szenerie“.

Weihnachtswünsche wurden eingesammelt
Das festlich wirkende, bunte Geschenk-Arrangement in der Lutherkirche in der Kölner Südstadt ist ein (Teil-)Ergebnis der 6. Auflage der „Aktion Weihnachtswunsch“. 2007 von Hans Mörtter, Pfarrer an der Lutherkirche, und Mitstreitenden initiiert, erfreut sich das Projekt wachsender Beliebtheit. Unverändert geht es dem Team darum, Kinder „in unserer Nachbarschaft“, im Gemeindebezirk und Veedel zu beschenken. Kinder, deren Eltern aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, entsprechende Wünsche zu erfüllen. „Eine meiner Aufgaben ist es, Weihnachtswünsche einzusammeln“, so Mörtter. Dies setze natürlich voraus, dass man die Kinder und deren Eltern kennt.

"Wir reglementieren nicht"
Mörtter sucht die Familien auf, fragt nach. „Die Kinder sollen frei sein im Wünschen“, lautet des Pfarrers Anspruch. „Wir reglementieren nicht, gut, fast nicht“, schließt er etwa Mobiltelefone aus. „Ja, ich darf träumen“ – das soll den Kindern vermittelt werden. „Kinder, die erleben, dass sich auch scheinbar unerfüllbare Traumwünsche erfüllen können, entwickeln eine Visionsfähigkeit, die nicht nur für sie selber, sondern für die Zukunft eines Gemeinwesens wichtig ist.“ Diese Erfahrung des Einbezogenseins, der Wertschätzung, der Teilhabe sei ebenso wesentlich für Eltern. Sie holen kurz vor Heiligabend die für ihren Nachwuchs bestimmten Geschenke in der Lutherkirche ab, um sie auf den heimischen Gabentisch zu legen.

Pfarrer Hans Mörtter (li.) und Helfer sind hoch konzentriert am sogenannten Aufbautag.
Und wer konkret sind die Gönner?

Wer erfüllt die kleinen und großen Weihnachtswünsche, die vom Buch über die Barbie, Legosteine, Kleidung, Sitzkissen, Kameras bis hin zum Fahrrad reichen? Es sind mehrheitlich Menschen aus der Gemeinde, eben in der Nachbarschaft, die sich mit dem Projekt identifizieren. Laut Mörtter häufig selbst „nicht wohlhabend“, besorgen sie eines der innerhalb der Gesamt-Wunschliste im Internet veröffentlichten Geschenke und geben die (in der Regel) Neuware bis zum Aufbautag in der Kirche ab. „Früher hat unsere Tochter der Gemeinde zu diesem Zweck sehr gut erhaltenes Spielzeug überlassen“, berichtet eine der Patinnen. „Wir führen das fort, und schreiben uns regelmäßig für einen der Wünsche ein.“ Ihr Gatte ist begeistert von der „wunderbaren“ Idee. „Die Menschen hier und die Spender machen das mit so viel Engagement. Das kommt nicht von selbst, fällt nicht vom Himmel“, freut er sich über das tatkräftige Zusammenstehen in der Nachbarschaft. Als Sponsoren betätigen sich seit Jahren, auch Inhaber von Geschäften in der Südstadt, darunter Buchhandlungen, Bastelläden, Bäckereien, Metzgereien und das Fahrradgeschäft Stadtrad. Sie stifteten heuer erneut Sachspenden oder ermöglichten sehr hohe Rabatte.

Gesangsunterricht für junge Talente
In diesem Jahr ist zudem wieder eine sehr beträchtliche Summe an Geldspenden zusammengekommen. Aus dieser habe man unter anderem elf Fahrräder und zwei Schlagzeuge finanziert, sagt Mörtter. Ebenso langfristigen Klavier- und Gesangsunterricht für junge Talente. Die liebevoll – als eigene Kunstwerke – gestalteten Gutscheine, mit denen die Unterrichtsstunden einzulösen sind, zeigen beispielhaft, wie engagiert und kreativ die Akteure der Weihnachtswunsch-Aktion sind. Einzelne Beträge werden auch verwendet, um Alleinstehende oder Familien mit einer Reise zu überraschen. Insgesamt würden zu diesem Weihnachtsfest über 50 Kinder und Heranwachsende im Alter von zwei Monaten bis 21 Jahren bedacht, so Mörtter. Auch mit Unterstützung von Menschen aus anderen Stadtteilen, die von der nicht nur in Köln einzigartigen Aktion angetan seien.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich