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in der liebe zu gott die widerstand heißt – zum ersten Todestag von Dorothee Sölle

Am 27. April 2003 verstarb Dorothee Sölle im Alter von 73 Jahren. Wir sind traurig über einen großen Verlust.

Dorothee Sölle war eine große Theologin, die uns „das von Gott“ gelehrt und vorgelebt hat. Sie war Weisheitslehrerin. Und sie war Prophetin unserer Zeit: Sie sagte, was ist. Ihr Blick galt den Ausgebeuteten und Machtlosen dieser Erde und der geschundenen Schöpfung. Theologie muss sich von daher erweisen als Widerstand und Protest gegen globale, lebensfeindliche Ausbeutungsstrukturen – das hat Dorothee Sölle gelehrt und das hat sie selbst gelebt in ihrem politischen Engagement für die Armgemachten und Kriegsgebeutelten in Deutschland, in Vietnam, in Lateinamerika.

Dorothee Sölle war eine Mystikerin, deren Anliegen es war, die Mystik für alle zugänglich zu machen, „zu demokratisieren: Alle sind MystikerInnen“. „Mystik ist die Erfahrung der Einheit und der Ganzheit des Lebens…Mystik ist die `Sehnsucht ´ nach Gott´“. Dabei ist Mystik für sie nie nur eine Bewegung nach innen, zu dem „Gott in mir“, sondern Mystik ist in sich immer schon nach außen gerichtet auf Befreiung hin. Die Sehnsucht nach Gott ist untrennbar von der Sehnsucht nach einer Welt, in der alle zu Recht kommen. Aus Mystik erwächst Widerstand, und Widerstand braucht Mystik.

Und Dorothee Sölle war eine große „Theopoetin“. Ihre Gedichte, ihre Gebete spiegeln ihre tiefe Religiösität und ihr unermüdliches Eintreten gegen lebenszerstörende Gewaltstrukturen in einer sehr eindrücklichen Weise wider. „Dass für das Weiterleben der Religion des armen Schluckers von Nazareth eine neue andere Sprache Not tut“ – jenseits klassischer Von-Oben-Nach-Unten-Theologie und jenseits traditioneller Gottesdienstsprache, das hat Dorothee Sölle vielen von uns in ihrer Poesie und Theologie vermittelt.

Zum Anlass ihres ersten Todestages wollen wir am 27.4.2004 um 19.30 Uhr in der Antoniterkirche (Schildergasse 57) eine Konzertlesung veranstalten, in der Dorothee Sölles theopoetischen Texte zu Gehör gebracht werden sollen! Gesang und Gitarre: Renate Bartmann.


Text: Daniela Hammelsbeck, Pastorin für Frauenberatung und Mädchenarbeit im Kirchenkreis Köln-Mitte
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