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Carmen Bornefeld und Hans-Georg-Brinkmann engagieren sich im Bundefreiwiligendienst

Im Ruhestand auf der Couch sitzen? Undenkbar!

Für Hans-Georg Brinkmann ist im Ruhestand „auf der Couch sitzen“ undenkbar. Zumal der Beamte erst 56 Jahre alt ist. Brinkmann nimmt am „Engagierten Ruhestand“ von Post, Postbank und Telekom teil. Das Programm bietet eine Rente ohne Abschläge, verpflichtet aber zu einem nachberuflichen Engagement zum Beispiel in einem Bundesfreiwilligendienst (BFD). Den macht Hans-Georg Brinkmann jetzt bei der Diakonie: Als Schulbegleiter arbeitet er ca. 25 Stunden pro Woche in einer Grundschule. Hier unterstützt er zwei Schüler während des Unterrichts und bei den Hausaufgaben. Dafür bekommt er zusätzlich zu seiner Pension ein „Taschengeld“ in Höhe von rund 200 Euro monatlich. Bei einer Vollbeschäftigung wären das etwa 402 Euro monatlich. Brinkmann ist einer von etwa 120 Menschen im BFD Ü 27 im Bereich des Diakonischen Werkes RWL. „Mir war wichtig, dass meine Vorstellungen aufgegriffen wurden“, so Brinkmann, der im Berufsleben eine Abteilung der Telekom mit mehreren hundert Menschen geleitet hatte. Von der Diakonie RWL fühlt er sich gut beraten und begleitet. Bei Schnuppertagen konnte er die Arbeit eines Schulbegleiters kennenlernen. An 15 Bildungstagen, die die Diakonie RWL organsiert, werden die Erfahrungen im Einsatz reflektiert und hilfreiche Wissensbausteine vermittelt.

Am vergangenen Dienstag hat die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) hat zusammen mit dem Diakonischen Werk Köln und Region und der Diakonie Michaelshoven in der Melanchthon-Akademie über die Möglichkeiten des Bundesfreiwilligendienstes für Menschen, die über 27 Jahre alt sind, (BFD Ü 27) informiert. Die Diakonie RWL ist mit insgesamt 2.000 begleiteten Freiwilligen einer der größten Träger des Freiwilligendienstes in Deutschland und unterstützt Interessierte bei der Suche nach einer passenden Einsatzstelle vor Ort. Christian Carls vom Zentrum Freiwilligendienste der Diakonie RWL sieht den größten Vorteil für die diakonischen Einrichtungen darin, dass Menschen nach der Berufs- und Familienphase Klienten und Mitarbeitende bereichern können. „Sie bringen mit allen Lebens- und Berufserfahrungen viel Potenzial ein.“ Wichtig sei es, vorab zu hospitieren, sich auszuprobieren und gut beraten zu lassen. „Und wir von der Diakonie gucken, dass beide Seiten gut zusammen passen“, so Carls.

Auch Carmen Bornefeld kann die gute Betreuung durch die Diakonie nur bestätigen. Sie ist ebenfalls 56 Jahre alt und engagierte Ruheständlerin der Telekom. Ihren Bundesfreiwilligendienst beginnt sie in Kürze bei der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe, wo sie sich um Kleinkinder kümmert, die in Obhut genommen wurden. Bornefeld hat 40 Jahre bei der Telekom, zuletzt in leitender IT-Position, gearbeitet. Sie hofft, auch ihre Lebenserfahrung als Mutter von drei eigenen und einem angenommenen Kind in die neue Aufgabe einbringen zu können.

Die Möglichkeit, das eigene Wissen weitergeben zu können, schätzt auch Monika Zier besonders an ihrer Tätigkeit. „Ich will mich erproben und gucken, was ich noch kann“, sagt die 63-Jährige. Die studierte Soziologin engagiert sich im Flüchtlingswohnheim für Frauen und Kinder beim Diakonischen Werk Köln und Region. Hier unterstützt sie die Sozialarbeiterin vor Ort im Büro, hat aber auch Kontakt mit den geflüchteten Frauen, denen sie zum Beispiel bei der Wohnungssuche hilft. Die Kölnerin musste ihr Berufsleben wegen einer schweren Erkrankung immer wieder unterbrechen. Sie freut sich darüber, durch den BFD wieder in ein Team eingebunden zu sein, Kontakte zu haben und Wertschätzung zu erfahren. Und auch ihre Rente bessert sie mit ihrem Engagement auf. Denn alle BFD-Teilnehmenden sind während ihres Einsatzes, der in der Regel 12 Monate dauert, auch renten- und sozialversichert.

Weitere Informationen:
www.diakonie-rwl.de/themen/freiwilligendienste
www.fsj-bfd.de/engagierter-ruhestand-bfd-ue27

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Martina Schönhals