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Im Jugendwerk Köln gibt es nach dem Umzug der ehemaligen Jugendwerkstatt Klettenberg jetzt noch bessere Möglichkeiten, „fit für den Arbeitsmarkt“ zu werden

Fit für den Job, das trifft heutzutage auf viele Menschen leider nicht mehr zu. Fehlender Schulabschluss, Sprachprobleme, Schulden, Suchterfahrungen oder schlecht entwickelte soziale Kompetenzen bedeuten für viele das Aus auf dem Arbeitsmarkt. Fit für den Job aber will das Jugendwerk Köln (JWK), die frühere Jugendwerkstatt Klettenberg, machen. Und der Bereich „Beschäftigung und Qualifizierung“ hat dazu jetzt noch bessere Möglichkeiten.

Umzug hat neue Möglichkeiten eröffnet
Im Gewerbegebiet „Am Butzweiler Hof“ hat das JWK an der Mathias-Brüggen-Straße eine 600 Quadratmeter große Halle sowie Schulungsräume und Büros auf weiteren 230 Quadratmetern angemietet, die jetzt offiziell eröffnet wurden. „Und wir haben hier das Potenzial, uns zu vergrößern, falls wir unser Angebot ausdehnen“, betonte Dr. Stephanie Bohn, Leiterin des Geschäftsbereichs. Im Mittelpunkt steht die große Maschinenhalle, in der Jugendliche und Erwachsene in den Bereichen Kfz-Technik und Metallverarbeitung ausgebildet werden. „Vor allem der Servicebereich, also die Pflege und Aufarbeitung von Autos, hat sich sehr gut entwickelt“, erzählte Stephanie Bohn. Allein im Vorjahr konnten 33 Teilnehmer der so genannten Integrationsjobs erfolgreich an andere Betriebe vermittelt werden. 2005 wurde dieser Geschäftsbereich neu eröffnet. Nach den Anfängen an der Xantener Straße in Nippes wurden die Jugendlichen zuletzt an der Leyendecker Straße in Ehrenfeld betreut. Der Metallbereich saß dazu noch in Zollstock. „Jetzt ist hier alles unter einem Dach zusammengefasst“, freute sich Stephanie Bohn. Auch Bezirksbürgermeister Josef Wirges war froh, dass die Berufsförderung im Stadtbezirk geblieben ist. „Es kann gar nicht genug davon geben“, stellt er fest.

Evangelische Gemeinde Klettenberg gründete die Jugendwerkstatt
Das JWK wurde 1979 gegründet, und zunächst von der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg getragen. 1995 übernahm der eigenständige Verein „Jugendwerkstatt Köln-Klettenberg“ die Geschäfte. Am 1. März 2007 wurde das operative Geschäft des Vereins auf die „JWK gGmbH – Jugendwerk Köln“ übertragen. Sie ist, wie auch der Verein, Mitglied im Diakonischen Werk der evangelischen Kirche im Rheinland.

Stärken und Schwächen der Teilnehmer entwickeln
Am Anfang steht für die Teilnehmer immer das so genannte „Profiling“, bei dem das individuelle Profil mit allen Stärken und Schwächen der Teilnehmer ermittelt wird. Neben der reinen Vermittlung von beruflichen Qualifikationen kommen dann, je nach Bedarf, Schulungen für soziale und persönliche Kompetenzen hinzu. Auch hilft das JWK bei Schulden oder Suchtproblemen oder organisiert Sprachkurse. „Wir leisten hier gute
Arbeit im Vorfeld, bevor es zu einer möglichen Festanstellung in einem Betrieb kommt“,
betonte Dr. Utz Ingo Küpper, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins der JWK.

„Es ist angenehm, hier zu arbeiten“
Zu einem Großteil werden die Klienten von der Arge vermittelt. So wie Sedat Söyleyenoglu. Der 38-jährige gebürtige Türke hat bereits eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolviert, fand aber keinen Job. Seit vier Monaten arbeitet er in der Werkstatt des JWK, bildet sich weiter und bleibt so in seinem Berufsbereich am Ball. „Es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten“, erzählte er in fließendem Deutsch. Sprachprobleme waren es offensichtlich nicht, die bislang eine Festanstellung verhinderten.

Zusammenarbeit mit Betrieben
Neben den Zuweisungen durch die Arge akquiriert das JWK aber auch selbst, indem es sein Programm an Schulen vorstellt oder mit den Jobbörsen zusammenarbeitet. Knapp 100 Teilnehmer sind zurzeit in verschiedenen Programmen untergebracht. „Mit dem Görlinger Zentrum haben wir einen sozialen Brennpunkt direkt vor der Tür“, sagte Stephanie Bohn. Tür an Tür befinden sich die neuen Räume des JWK aber auch mit zahlreichen Betrieben in dem Gewerbegebiet. „Hier erhoffen wir uns eine starke Kooperation, um unsere Klienten in Praktika zu vermitteln“, erklärte Bohn, „die praktische Ausbildung ist schließlich unersetzlich.“ Gerade im Kfz-Bereich wurden da schon gute Kontakte geknüpft, Ford beispielsweise ist Mitglied im Förderverein.

Praktische Ausbildung ist wichtig
Finanziert werden die Kurse durch Mittel der Arge oder durch Förderprogramme. Sechs feste Mitarbeiter und zahlreiche Honorarkräfte kümmern sich um die Klienten. Praktisch wird aber auch in der Kfz-Halle an der Mathias-Brüggen-Straße gearbeitet. Unter der Anleitung von Kfz-Meister Siegfried Rohrbach haben die Jugendlichen und Erwachsenen beispielsweise einen alten Mercedes aufgearbeitet oder bringen verwitterten Autolack wieder zum glänzen. „Mitarbeiter von diakonischen Einrichtungen bringen schon mal ihre Autos vorbei, wenn sie Probleme damit haben. Das hilft natürlich bei der praktischen Ausbildung“, erzählte Stephanie Bohn. Eine Konkurrenz zu andren Gewerbebetrieben, so betonte sie, sei man aber nicht.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer