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v.l. Achim Wenzel und Pfarrer Klaus Eberhard

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ – Ordination Achim Wenzel

Es ist 23 Jahre her, als Achim Wenzel, der sich ein Handgelenk gebrochen hatte, allein in einem Wartezimmer des Agaplesion Bethesda Krankenhauses seiner Heimatstadt Wuppertal saß und lange auf die Krankengymnastik wartete. Da griff er zu einem der ausliegenden kirchlichen Hefte, schlug es irgendwo auf und las: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Es ist die komprimierte Form eines Verses aus dem 1. Buch Mose, eine Stelle, wo sich Gott an Abraham richtet, bevor dieser nach Kanaan zieht.

Küster und mehr

Wenzel, der damals schon die Zusage hatte, die Küster-Stelle in der Gemeinde Köln-Zollstock zu bekommen, sprach der Vers sofort an; er empfand ihn wie eine Aufforderung Gottes an ihn persönlich. Lange haben ihn die Worte begleitet. Deshalb hat er sie zum Wahlspruch für seine Ordination zum Prädikanten der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Am vergangenen Sonntag ist er von Pfarrer Klaus Eberhard, dem 2. stellvertretenden Skriba des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, in der Melanchthonkirche vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern im Rahmen eines Gottesdienstes mit Pfarrer Oliver J. Mahn in sein Amt eingeführt worden.

Wenzels Werdegang

Kurz ließ Eberhard Wenzels Werdegang bis zur Entscheidung, sich ordinieren zu lassen, Revue passieren. Aufgewachsen in Wuppertal-Barmen, wurde der heute 51-Jährige früh von der Kirche geprägt; so engagierte er sich im Helferkreis für die Kindergottesdienste seiner Gemeinde. Doch es kamen Zeiten, in denen er sich von der Kirche abwandte, weil er bei ihr keine befriedigenden Antworten auf Fragen fand, die ihn bewegten.

Verheiratet und Vater geworden, kam er durch eine Krabbelgruppe in engen Kontakt zu einem Pfarrer, entdeckte den Glauben, den er nie aufgegeben hatte,  neu und besuchte Gottesdienste für „Einsteiger“, in denen er Gitarre spielte. Kirche wurde ihm wieder wichtig. 1996, mit 28 Jahren, gab er seine Tätigkeit als Werksfeuerwehrmann auf und wurde Küster in Köln. Diesen Beruf hat er von Anfang  nicht nur als Broterwerb, sondern als Berufung,  als geistliches Amt verstanden.

Evangelische Theologie

An der Melanchthon-Akademie absolvierte er  vier Semester lang einen „Stark“-Kurs: Ein Laienstudium, in dem die Grundbegriffe evangelischer Theologie vermittelt wurden. Gespräche mit Pfarrer Gerhard Johenneken, der in diesem Jahr in den Ruhestand gegangen ist und am Ordinationsgottesdienst teilnahm, brachten Wenzel zum Entschluss, Prädikant zu werden.  Zwei Jahre, nach Antragstellung konnte er endlich mit der Zurüstung beginnen; Johenneken stand ihm als Mentor zur Seite.

Wenzel übernehme einen verantwortungsvollen Auftrag, sagte Pfarrer Eberhard und zitierte einen Vers des Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

Ordinationspredigt

In seiner Ordinationspredigt sagte Wenzel, jener Vers aus dem 1. Buch Mose habe ihn anfangs eingeschüchtert. Die Aufforderung, den Segen weiterzugeben, sei ihm „einige Nummern zu groß“ erschienen, das nach einem Befehl klingende Wort „sollen“ habe ihn irritiert, ja belastet. Doch dies habe sich im Laufe der Zeit geändert.

Inzwischen verstehe er den Vers so, wie ihn die Zürcher Bibelübersetzung wiedergibt: „Du wirst ein Segen sein.“ Für ihn heiße dies: Wenn man sich auf Gott verlasse, wenn man darauf vertraue, dass „er es gut mit uns meint“ und sich von seiner Liebe erfüllen lasse, dann könne man für andere Menschen ein Segen sein. Wenzel verglich es mit Wasser, das sich in eine Schale ergießt, bis sie überläuft. Sich auf Gottes Auftrag einzulassen bedeute, auf die anderen Menschen versöhnlich zuzugehen, statt ihre Schwächen „auszukosten“, und im Sinne eines friedlichen Miteinanders „etwas Gutes aus der Situation zu machen“.

Text: Clemens Schminke
Foto(s): Clemens Schminke