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„Ich habe nicht erwartet, dass so viele Kölner mitmachen wollen“ – Unterzeichnung der Kölner Friedensverpflichtung

Religion wird immer wieder für die Anwendung von Terror instrumentalisiert und missbraucht. Um dem entgegen zu stehen, antworteten in Köln die großen Religionsgemeinschaften mit der öffentlichen Unterzeichnung einer gemeinsamen Friedensverpflichtung, gleichzeitig Start eines bundesweiten, gemeinsamen Lernprozesses unter dem Titel „Weißt Du, wer ich bin“? Der begann schon 2004 und fand in Köln Ende Oktober 2006 einen ersten Höhepunkt, als in der Piazetta des Historischen Rathauses Vertreter und Vertreterinnen der Synagogengemeinde, der Moscheegemeinden, des Stadtdekanats, des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region und der ACK-Kirchen die „Kölner Friedensverpflichtung“ als unterzeichneten.


Zeichen setzen: alle gemeinsam
Dieser Tag hat Zeichen gesetzt. Für Köln und auch darüber hinaus. Vertreter der christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinden Kölns unterzeichneten in der Piazetta des Rathauses die „Kölner Friedensverpflichtung“. Für den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region setzte Stadtsuperintendent Ernst Fey seine Unterschrift unter das Dokument. Die Katholiken waren vertreten durch Stadtdechant Johannes Bastgen und Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in der Stadt Köln. Die Türkisch-Islamische Union/DITIB repräsentierte unter anderem deren Dialogbeauftragter Rafel Öztürk. Von der Synagogengemeinde Köln war der Rabbiner Netanel Teitelbaum entsandt worden.

Unterschriftenlisten: viele wollten mitmachen
Hannelore Bartscherer war überrascht, dass in der Piazetta kein Stuhl frei blieb und etliche Gäste sogar mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten: „Ich habe nicht erwartet, dass so viele Kölner bei dieser Aktion mitmachen wollen.“ Diese Aktion läuft bundesweit unter dem Titel „Weißt Du, wer ich bin?“ und ist ein Projekt der drei großen Religionen für ein friedliches Zusammenleben ist Deutschland. Das Projekt wurde 2004 angestoßen und will Neugier für die jeweils anderen Religionen wecken sowie Vorbehalte überwinden helfen. Deshalb war die Vertragsunterzeichnung im Rathaus auch nur ein erster Schritt. In den Gemeinden, in Schulen, Kindergärten und an den Arbeitsplätzen sollen bis Mitte des kommenden Jahres Unterschriftenlisten ausgelegt werden, in die sich jeder eintragen kann.

Die Botschafte: eine klare Aussage
Die zentrale Botschaft der Verpflichtung ist eindeutig: „Als jüdische, christliche und muslimische Frauen und Männer erklären wird, dass Gewalt und Terror um Gottes Willen nicht sein dürfen und dem authentischen Geist unserer Religionen widersprechen. Unsere Religionen zielen auf ein friedliches und konstruktives Zusamenleben aller Menschen gleich welcher Religionszugehörigkeit. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar: die Würde eines jeden Kindes, jeder Frau und jedes Mannes.“

Die Zukunft: aufeinander zugehen lernen
Die Schirmherrschaft für die Kölner Friedensverpflichtung hat Oberbürgermeister Fritz Schramma übernommen. Er wies auf die Symbolik des Ortes hin: „Das Rathaus ist das Haus aller Bürger. Die Aktion ,Weißt Du, wer ich bin?‘ hat ja auch das Ziel, alle Bürger zusammenzubringen.“ Einig waren sich alle, dass mit der Frage „Weißt Du, wer ich bin?“ auch die Frage nach der eigenen Identität gestellt sei. Nur wer die beantworten könne, habe die Möglichkeit, auf andere zuzugehen. Dies Möglichkeit nutzten die Gäste nach dem offiziellen Programm, in dem es umjubelte Auftritte des Bläserensembles Heilix Blechle, des Schalomchors der Synagogengemeinde und tanzender Derwische gab.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann