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‚Ich brauche Kontakt zu den Menschen‘ – zum Abschied von Pfarrer Helmut Spengler in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal

„Mein Beruf ist mein Leben“, sagt Helmut Spengler und wer ihn kennt, der weiß, dass es so ist.  Er ist ein Allradantrieb Gottes, ein pastoraler Allrounder, der singen, predigen, unterhalten, trösten und organisieren kann. Ein Pfarrer mit Herz und Hand und ein toller Kollege.  Seit 1994 ist der Lenneper Pfarrersohn in unsere Gemeinde Köln-Lindenthal tätig. Die Kirche hat sein Leben geprägt und er hat sein Hobby der kirchlichen Jugendarbeit als junger Mann zum Beruf gemacht. Nach dem Studium in Wuppertal, Tübingen, Heidelberg und Bonn kam er wieder zurück ins Bergische Land und war dort bis Anfang der 90-er Jahre. Dass er dann auch noch gut 11 Jahre nach Köln kam, das war für ihn ein Geschenk und ein Glück – wie er im Rückblick sagt – ein Glück auch für uns als Gemeinde.


Von Remscheid  nach Lindenthal
Die längste Zeit seines Pfarrerberufes war Spengler in Remscheid in der Johannis-Kirchengemeinde tätig. Was er in seinen vielen Dienstjahren dort alles aufgebaut, gelebt und gestaltet hat, das ist beeindruckend. 1970 wurde er dort ordiniert und hat sein kleines – sagen wir „Spengler-Imperium“ – aufgebaut. Da gab es eine florierende offene Jugendarbeit, Kindergottesdienstarbeit, Ehepaarkreise und später auch Seniorinnenfreizeiten. Und alles in nicht ganz unbescheidenem Umfang, sowohl was das Engagement und die Zeit betraf, die Helmut Spengler eingesetzt hat als auch bezüglich der Menschenscharen, die er angelockt hat. Zuweilen scheint es so zu sein:  Je mehr Leute, um so lieber packt er an.

Jeden Tag drei Besuche
Auch in Lindenthal hat er die Traditionen von Freizeiten fortgeführt. Jedes Jahr eine Seniorenfreizeit, die gibt es seit 1980. Ob Bad Salzschlürf oder Bad Wildungen, wer einmal dabei war, weiß was er oder sie verpasst, wenn die Anmeldung für`s nächste Mal nicht direkt wieder gemacht wird.  Der Kontakt ist ihm in jeder Arbeit wichtig und deshalb auch die Besuche. Das hatte ihm sein Vater und Mentor schon in der Vikarsausbildung an`s Herz gelegt: „Denk` dran: Jeden Tag drei Besuche“. Das hat er geschafft. Alle seine Seniorinnen und Senioren ab 70 Jahre und alle seine Lieben aus dem Club werden, wenn er nicht im Urlaub ist, besucht oder im Krankenhaus, im Altersheim oder wo sie auch immer sind.  Neben der Arbeit in der Gemeinde war er in der Diakonenausbildung tätig und vor allem in der Kirchentagsarbeit.

Der schwierigste Balanceakt
Auf die Frage was er denn – trotz allem Erfolg und allem Segen auf der Arbeit – anders machen würde, wenn es denn möglich wäre, noch einmal zu beginnen,
sagte er: „Ich würde mich bemühen, mehr Zeit für die Familie zu haben“.  Das ist bei dieser leidenschaftlichen Einstellung zum Beruf und zur Berufung sicher der schwierigste Balanceakt. Heute ist Helmut Spengler in zweiter Ehe mit seiner ihn in Vielem liebevoll unterstützenden und auch kritisch zur Seite stehenden Frau Petra verheiratet.  Und er ist weiterhin sehr eng und innig mit seinen vier Kindern und vier Enkelkindern verbunden. Die Zahl ist seiner Meinung nach noch ausbaufähig.

Keine Sitzungen, keine Rückenschmerzen mehr
Helmut Spengler ist auf das, was er bewegt und gestaltet hat und ihm geschenkt wurde stolz, aber nicht eingebildet. Und er hatte im Laufe seiner vielen Dienstjahre keine Ambitionen zur Macht, vielleicht schon deshalb nicht, weil ihm Gremien und Sitzungen ein kleines Gräuel sind. Darauf freut er sich in seinem bald beginnenden Ruhestand am meisten: keine Sitzungen mehr, keine Rückenschmerzen mehr wegen langatmiger Verhandlungen und Papierkram.  Das bleibt ihm jetzt erspart. Ansonsten bleibt er uns Gott sei Dank erhalten, denn er ist weiterhin präsent in der Gemeinde, vor allem für seine Seniorinnen und Senioren. Aber auch in manch anderem Bereich wird Herr Spengler weiterhin anzutreffen sein.  Also: Wir brauchen uns wenig Gedanken, um seinen Ruhe-Stand zu machen, er ist weiterhin unruhig und unterwegs im Auftrag des Herrn.

Wir Christen können viel bewegen
Und die Botschaft, die ihm am Herzen liegt, wird er auch in Zukunft vielfältig weitertragen: „Wir als Christen können viel bewegen. Wir leben zwar in einer gefährdeten Welt, doch wir haben die Verheißung, dass am Ende alles heil wird. Nichts ist umsonst, alles ist von Gottes Heil umfangen, auch unsere Vorläufigkeit, unser Gebrochensein, unsere Fehler…“

Text: Armin Beuscher
Foto(s): privat