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v.l. Bernhard Ottinger-Kasper, Andreas Kock, Peter Roth, Rebecca Halsig,Diena Otten-Zimmer, Guido Steffen, Karin Angersbach, Erwin Wittenberg, Eike Ulbrich, Jutta Rüber, Christian Riebeling, Volker Hofmann-Hanke und Jörg Haake. Auf dem Bild fehlt aus gesundheitlichen Gründen Wilfried Seeger.

Hoffnungsgemeinde – Ein Start unter erschwerten Bedingungen

Neubeginn der Gemeinden

Die Evangelische Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden ist zu Beginn des Jahres als Zusammenschluss der drei Kirchengemeinden Neue Stadt und Worringen sowie der nördlichen Teile der Gemeinde Niehl an den Start gegangen. Vom äußersten Nordwesten bis in den Südosten des Gemeindegebiets sind es zehn Kilometer Luftlinie, die Fläche der neuen Gemeinde ist groß und darauf verteilt leben rund 7.300 Gemeindeglieder. Und diese leben teilweise fast schon ländlich, teilweise auch mitten in den Hochhäusern Chorweilers – ein breites Spektrum an Lebensstilen ist hier vertreten und die neu gegründete Gemeinde wird für alle diese Menschen Ansprechpartner sein.

Zu der ohnehin bestehenden Herausforderungen, sich als neu gegründete Gemeinde aufzustellen, ist die Corona-Krise gekommen. Vor allem gilt es nun, die Gesundheit der Menschen zu schützen. Neben den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen, die es zu lösen gilt, stehen auch die Gemeinden vor einer neuen Situation: Es finden keine Gottesdienste statt, alle geplanten Ideen müssen neu gedacht werden.

Vieles ist neu, vieles muss sich entwickeln. „Wir hatten gerade mit Blick auf die neuen Strukturen viele Veranstaltungen geplant, doch diese können jetzt nicht stattfinden – dies erschwert den Neuanfang natürlich“, stellt Guido Steffen fest. Er gehört zum neuen Presbyterium und sagt von sich: „Ich möchte mich auch im Kontext unserer neuen, größeren Gemeinschaft als Presbyter, Prädikant und Gemeindebrief-Redakteur nützlich machen“.

Keine Zwischenlösung, sondern auf Dauer im Amt

Nützlich machen und sich beteiligen, dies steht auch auf der Agenda der anderen Mitglieder des Presbyterium. Theoretisch hätte es in der neuen Gemeinde zum 1. März die Presbyteriumswahl gegeben, allerdings konnte diese Wahl auch schon nicht stattfinden. Denn es hatten sich zu wenig Kandidaten gemeldet. Schon zuvor wurde aber beschlossen, dass die evangelische Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden zunächst von einem Bevollmächtigtenausschuss geleitet wird, den der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Köln-Nord eingesetzt hat. Und diese Mitglieder des Gremiums gelten als gewählte Presbyter, die Leitung des Ausschuss hat Erwin Wittenberg übernommen.

„Ich bin der Senior im Gremium“, schmunzelt er hörbar, das Gespräch mit ihm muss aktuell telefonisch stattfinden. „Ich bin in freiwilliger Quarantäne, da ich Kontakt mit einer infizierten Person hatte“, berichtet der 73-jährige. Die Einführung des neuen Presbyteriums muss ohnehin nun verschoben werden, vieles ist unklar und im Umbruch. „Wir haben mit den Pfarrern gesprochen, um zu klären, wie wir jetzt die Gemeindeleitung organisieren. Es gibt viele Notwendigkeiten, den Menschen zu helfen“, so Wittenberg. Zum Beispiel in Heimersdorf würden viele ältere Bürger und Bürgerinnen leben, die momentan besonders hilfsbedürftig seien.

Erwin Wittenberg, der seit 45 Jahren verheiratet ist und drei Kinder sowie bald sechs Enkelkinder hat, ist seit 2008 Mitglied des Presbyteriums. „Ich bin jetzt nochmal in die Bütt gegangen, weil es bei uns in der Gemeinde an Nachwuchs mangelt“, berichtet er. Er war Fluglotse und Finanzkirchenmeister, wichtige Aufgaben liegen ihm. Anstehende Themen sind auch in der Zukunft die Bauangelegenheiten und generell der Umgang mit Gebäuden in der neuen Gemeinde. „Die Stadtkirche ist stark sanierungsbedürftig“, weiß er. Dieses Projekt ist ein Millionenprojekt, welches auf die Gemeinde zukommt. Noch ist nicht final geklärt, ob die Kirche wirklich saniert werden kann, oder ob auch ein Neubau in Frage kommt.

Aber auch inhaltlich gebe es sehr vieles, was nun angegangen werden muss, betont Wittenberg weiter. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern will er die Gemeinde langfristig aufstellen. „Wir haben vor allem die Menschen, die hier leben, im Blick und keineswegs nur die Gebäude“, betont er. So käme auch eine Pfarrerwahl noch auf die Gemeinde zu.

Gemeinschaftsgefühl

Jutta Rüber, 55 Jahre jung, wohnt in Fühlingen, beruflich ist sie Projektbearbeiterin im kommunalen Umweltschutz, ist ebenfalls Mitglied des neu zusammen gesetzten Gremiums. Sie war bereits in „ihrer“ Gemeinde in Niehl Mitglied des dortigen Presbyterium und hat die Fusion aktiv begleitet. „Endlich nach vielen Jahren der Vorbereitung geht es los mit der neuen, größeren Gemeinde“, beschreibt sie den Start. Gerade Niehl sei mit den Rheindörfer zusammen der kleinster Teil der neuen, großen Gemeinde. „Ich wollte dabei sein, dabei bleiben und das Gemeinschaftsgefühl mit prägen“, schildert sie den Prozess. Schon vorher habe man sich kennen gelernt, es gab Treffen und Unternehmungen. „Da war viel Dynamik, viel Aufbruchstimmung – alle zusammen hatten und haben Lust auf das Neue“, so erlebt sie den Veränderungsprozess und die neue, zusammenwachsende Gemeinde. Anfangs habe es vor Ort auch viele Ängste gegeben, da gab es viele Themen, die angepackt werden mussten. Nun sei man in der Übergangsphase.

Die jetzige, durch die Corona-Krise geprägte Situation empfindet Rüber als sehr schmerzlich. „Das Gottesdienste nicht stattfinden, das ist wohl eine einmalige Sache, so etwas gab es noch nie“. Auch eine Einführung ohne Gottesdienst mitzuerleben, sei nicht einfach. „Gerade auch mit unserem großen Fest, was wir am Fühlinger See geplant hatten, wollten wir vieles nach vorne bringen“, so Rüber weiter. Viele und vielfältige Vorbereitungen hatte es hierzu gegeben, nun ist alles erstmal gestoppt. „Bald ist Ostern und die Kirchen sind nicht wie gewohnt offen, das ist schmerzhaft, ungewohnt und schwierig“, führt sie aus.

Handlungsfähiges Presbyterium

Neben ihr sind Pfarrer Bernhard Ottinger-Kasper, Andreas Kock, Peter Roth, Rebecca Halsig, Diena Otten-Zimmer, Karin Angersbach, Eike Ulbrich, Christian Riebeling, Pfarrer Volker Hofmann-Hanke und Jörg Haake sowie Pfarrer Wilfried Seeger weitere Mitglieder des Presbyteriums. Ursprünglich sollte die Einführung am 29. März mit einem feierlichen Gottesdienst umgesetzt werden. Inzwischen hat die Landeskirche einen Weg eröffnet, das Gremium vorerst ohne Gottesdienst einzuführen. „Danach müssen die neuen Presbyter das Gelübde schriftlich gegenüber dem Vorsitzenden der laufenden Amtsperiode ablegen. Die Mitglieder des neuen Presbyteriums von mir angeschrieben und um Bestätigung des Gelübdes gebeten, damit wird das Presbyterium praktisch im Amt sein“, erläutert Erwin Wittenberg. „Wir sind also handlungsfähig“, so der Vorsitzende, auch wenn bis mindestens 19. April alle Veranstaltungen ausfalle. Anfang ist Mai ist geplant, den Gemeinderaum in Heimersdorf auszubauen, „wir hoffen, dass wir bis dahin dorthin einladen können“.

Alle aktuelle Informationen rund um das Gemeindeleben und auch viele Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen, die im Falle einer notwendigen Unterstützung jederzeit angesprochen werden können, gibt es über die Seite www.hoffnungsgemeinde-koeln.de.

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Klaus Görgen