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HöVi-Land: Ferienspaß in der Nachbarschaft

"Ich möchte dem HöVi-Land das zurückgeben, was es mir gegeben hat.“ Der 18-jährige David Plura arbeitet als Gruppenleiter in der Ferienfreizeit in Köln-Vingst. Zusammen mit vier weiteren Jugendlichen betreut er eine Gruppe Kinder von acht bis zehn Jahren.

Seine ist nur eine von insgesamt 24 Gruppen, die für drei Wochen ihre Zeit im Hövi-Land verbringen, "HöVi" steht für die Stadtteile Höhenberg und Vingst. Die 24 Gruppen sind in drei „Kontinente“ eingeteilt. Im kleinen Kontinent befinden sich die Acht- bis Zehnjährigen, im mittleren die Zehn- bis Zwölfjährigen und im großen die Zwölf- bis 14-Jährigen. In diesem Jahr sind 500 Kinder angemeldet. „Vor 21 Jahren haben wir noch mit 150 Kindern gestartet. Schon nach ein paar Jahren hat sich dieser Andrang entwickelt“, erzählt Jörg Wolke, Gemeindepfarrer und Mitglied des Organisationsteams.

David Plura war vor einigen Jahren noch selber eines dieser Kinder. „Mit zwölf Jahren war ich das erste Mal dabei und ich war und bin immer noch begeistert. Du lernst hier so viele neue, andere und interessante Leute kennen.“ Mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Mehr als 80 der knapp 100 jugendlichen Helferinnen und Helfern verbrachten als Kind ihre Ferienzeit im HöVi-Land.


„Echte Gemeindearbeit“

„Das HöVi-Land ist vor allem für Kinder aus finanziell schwächeren Familien, die sich nicht so einfach einen Urlaub nach Mallorca leisten können“, erklärt Jörg Wolke. Die Angebote reichen von Ausflügen in den Zoo, Wandertouren und Workshops bis zu Sportangeboten. „Das meiste bieten die Bewohner aus den Stadtteilen selber an.“

Aus diesem Grund finanziert sich das HöVi-Land hauptsächlich aus Zuschüssen des Landes NRW und der Stadt Köln sowie durch Spenden. Lediglich ein Viertel der Kosten sind durch die Anmeldebeiträge gedeckt. Doch vor Mühen scheuen sich die Familien nicht. Viele Eltern und Großeltern arbeiten ehrenamtlich in den Gemeinden und helfen bei der Umsetzung des Ferienprojekts HöVi-Land.

Das HöVi-Land hat sich als Antwort auf die Abschaffung der sogenannten Stadtranderholung, das die Stadt Köln lange anbot, gebildet „Wir wollten eine Alternative schaffen,“ sagt Pfarrer Wolke. Somit bildete sich das ökumenische Projekt des HöVi-Landes. Damals war der katholische Höhenberger Pfarrer Franz Meurer die treibende Kraft.


Größtmögliche Freiheit

Aber es gibt auch eine Abgrenzung: „Eltern möchten wir tagsüber jedoch nicht hier haben“, sagt Pfarrer Jörg Wolke. Die Kinder sollen die größtmögliche Freiheit genießen. Auch bei Streitigkeiten werden nicht sofort die Eltern angerufen. Im HöVi-Land gilt das Prinzip der Ruheinsel. Dabei setzen sich bei Problemen der betroffene Teilnehmer, die Gruppenleiter und – falls nötig- einer der Organisatoren zusammen an einen Tisch. Dann werden beispielsweise Streits und Fehlverhalten besprochen.

Reflektion ist dabei das zentrale Ziel. „Die Kinder sollen verstehen, was sie falsch gemacht haben. Manchmal erfahren wir selber aber auch erst, warum sich ein Kind so verhält. Dann finden wir gemeinsam eine Lösung“, so Wolke. Oft ist das jedoch noch nicht nötig gewesen. Wolke: „Die meisten Dinge dringen zu uns Organisatoren gar nicht durch. Die Gruppenleiter lösen die meisten Probleme selber. Das machen die schon sehr gut."

"Kinderbelustigung" auf der Bühne des Hövi-Landes - mit Spaß und Erfolg, wie man sieht!
Integration, Inklusion und Förderung

Das HöVi-Land ist nicht nur ein reiner Vergnügungsort. Die Einrichtung leistet auch einen großen Beitrag zu Integration und Inklusion. Dieses Jahr ist beispielsweise eine Rollstuhlfahrerin dabei. Viele Jahre besuchte auch ein Autist das HöVi-Land. „Nach ein paar Tagen kannte er den Tagesablauf und wusste über alle Dinge genau Bescheid. So war er es, der die Gruppenleiter auf die Ausrüstung für Ausflüge aufmerksam machte“, erzählt Jörg Wolke.

Derjenige, der sonst für die Ausrüstung für Ausflüge zuständig ist, ist Dieter Menne. „Ich kümmere mich darum, dass die Gruppen pünktlich ihre Ausflüge beginnen und dabei alles, was sie dafür brauchen, mitnehmen. Das sind zum Beispiel Erste-Hilfe-Kästen, Geld für die Fahrt und Proviant.“ Menne arbeitet eigentlich als Angestellter für die Stadt Köln. Doch schon seit vielen Jahren nimmt er sich im Sommer für die Arbeit im HöVi-Land Urlaub.


Es gibt auch eine HöVi-Post

Neben den recht pragmatischen Aufgaben wie diese von Dieter Menne, bieten andere Ehrenamtler beispielsweise die HöVi-Post an. Das Ziel ist, dass die Kinder lernen wie man Briefe schreibt und formal gestaltet. Es sind auch einfache Rechtschreibübungen enthalten, die den Kindern das Lesen und Schreiben erleichtern.

Dabei können auch Kinder mit Migrationshintergrund, die kaum Deutsch können, die deutsche Sprache erlernen. So erzählt Pfarrer Wolke:„ Einmal besuchten uns Kinder aus den Philippinen. Sie kamen erst zwei Wochen zuvor nach Deutschland und konnten deshalb kein Wort Deutsch. Zuerst haben sie sich mit Händen und Füßen mit den anderen verständigt, doch es wurde immer besser. Schon nach den drei Wochen bei uns konnten sie vollständige, deutsche Sätze sprechen.“


David beginnt nach den Ferien seine Ausbildung

Ob Sport, Kreativangebote oder Ausflüge, für jeden ist etwas dabei. Vielleicht sind die Kinder von heute die Leiter von Morgen. Wer einmal dort gewesen ist, ist Teil einer 650-köpfigen Familie. Einer dieser Familie ist David. Der 18-Jährige beginnt bald eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.

Heute ist er mit seiner Gruppe Fußball spielen gegangen. Die Kinder haben jedoch nicht nur gekickt, sondern auch Trainings- und Gruppenübungen gemacht. Gerne würde David dies auch in den nächsten Jahren im HöVi-Land anbieten.

Text: ekir.de / Moritz Jahns
Foto(s): ekir.de / Moritz Jahns