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HöVi-Land erobert den Himmel – und Stadtsuperintendent Domning besuchte als Schirmherr die Kinder des ökumenischen Ferienlands am Stadtrand

Wo liegt „HöVi-Land„? Dieses Land, das jedes Jahr auf einer Wiese am Vingster Ring neu entsteht, kennt in Höhenberg und Vingst im wahrsten Sinne des Wortes jedes Kind. Rund 500 Kinder aus beiden Stadtvierteln, die sonst häufig auf Urlaub verzichten müssten, verbringen hier drei spannende Ferienwochen. Über 300 ehrenamtliche Helfer sorgen für Spaß, leckeres Essen, spannende Spiele, Ausflüge und fürsorgliche Betreuung. Organisiert wird HöVi-Land ökumenisch, von den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden vor Ort, unterstützt von der Stadt Köln. Zwei der drei Schirmherren, der Kalker Bezirksbürgermeister Winfried Dohm und Stadtsuperintendent Rolf Domning besuchten jetzt das Kinerferien-Land. Der katholische Weihbischof Manfred Melzer war verhindert.

Launisches Wetter, himmlisches Motto, fröhliche Kinder
„Als Schirmherr hoffe ich doch sehr, dass Ihr heute keinen Schirm braucht“ scherzte Domning angesichts des launischen Wetters, als er die Kinder und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von der HöVi-Land-Bühne aus begrüßte. Kölns neuer Stadtsuperintendent besuchte zum ersten Mal als Schirmherr die Zeltstadt auf der Wiese. „Bunt, fröhlich, vielfältig“ fasste er seine Eindrücke zusammen und fühlte sich geehrt, bei so einer „alten“ Institution als Schirmherr dabei sein zu dürfen. In der Tat: Das HöVi-Land wurde 1994, also vor 15 Jahren gegründet.
Damit es nicht nur bei „schönen Worten“ blieb, übergab Domning gemeinsam mit seinem „weltlichen“ Kollegen, Bezirksbürgermeister Dohm, dem Organisationsteam als Mitbringsel 100,- Euro und eine Süßigkeitenspende. Dohm hatte zusätzlich eine Spende in Form von 500 Eislutschern im Gepäck. „Himmel, schau den Himmel, schau die Sonne, Wolken, Sterne, Himmelszelt…“ schmetterte es dafür zum Dank und als Abschied aus rund 500 Kinderkehlen über die Wiese.

Flugtiere, Flugmenschen und Flubobjekte
Seit 15 Jahren gibt sich HöVi-Land jedes Jahr wieder ein neues Motto. Dieses Jahr stand der Klassiker „Cheek to cheek“ von Irving Berlin, bekannt durch Frank Sinatra und Fred Astaire, Pate: „HöVi-Land erobert den Himmel“, so das Motto-Lied 2009. Auch die Namen der Gruppen, in denen die Kinder ihre Ferienwochen verbringen, „verleihen Flügel“: In der jüngsten Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen tummeln sich Gruppen von Spatzen, Rotkehlchen und anderen Flugtieren.
„Flugmenschen“ wie Ikarus, Batman oder der Götterbote Hermes stehen bei den Gruppennamen der Neun- bis Zwölfjährigen Pate. Die „Großen“ zwischen 12 und 14 Jahren nennen sich nach Flugobjekten vom Frisbee bis zum „Feuerblitz“ – dem Namen des sportlichen Flugbesenmodells aus „Harry Potter“.

Schwimmen, Klettern, Fliegen – und regelmäßig essen
„Hoch hinaus“ bringen sollen die Kinder auch die zahlreichen Spielaktionen: In Bastelworkshops entstehen Papierflieger, Mondraketen und Himmelsuhren, auch ein Kletterturm aus Getränkekisten führt in die Höhe. Ein Besuch des Flughafens war leider nicht drin: „Das ist wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen nicht so einfach“ erklärt Jörg Wolke, außerhalb der Ferien evangelischer Pfarrer in Höhenberg. Aber es sind sowieso eher die klassischen Ferienaktivitäten, die bei den Pänz gut ankommen: Schwimmen im nahe gelegenen Naturfreibad Vingst „ist immer der Hit“ weiß HöVi-Mitarbeiter Thomas Burgmer.
Aber nicht nur für Betreuung und Ferienspaß ist in HöVi-Land gesorgt: Der Tag beginnt für die Kinder nach der Begrüßungsansprache mit einem Getränk und einem Milchbrötchen. Was eigentlich als zweites Frühstück gedacht war, ist mittlerweile für viele Kinder aus bedürftigen Familien die erste Mahlzeit des Tages. Frisch gekochtes Mittagessen und ein Snack am Nachmittag sorgen dafür, dass auch tagsüber kein Magen knurrt.

Alle gemeinsam für die Kinder: katholisch und evangelisch, haupt- und ehrenamtlich
Der Planungsprozess für das HöVi-Land liegt in den Händen des so genannten „Orga-Teams“. Hierbei handelt es sich um drei hauptamtliche Mitarbeiter der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden Höhenberg und Vingst, die das Projekt in letzter Verantwortung der Trägergemeinden leiten. Dies sind zur Zeit die evangelische Jugendleiterin Petra Kempe, der evangelische Pfarrer Jörg Wolke, Pastoralreferent Thomas Burgmer und Jugendstadtteilmanager Andreas Hildebrand. Darüber hinaus stellen die Kirchengemeinden Finanzierungshilfen, Material, Ausweich- und Lagerräume zur Verfügung. Ferner werden in den jeweiligen Kirchengemeinden Volontäre gewonnen, die das Rückgrat des Projekts auf Jahre hinaus bilden.
Damit die drei Ferienwochen für die Kinder auch wirklich zum Erlebnis werden, sind allerdings nicht nur Geld und Organisation nötig: Ohne die 300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, vom Arzt bis zur Nachtwache, von der Köchin zu den Gruppenleitern, ginge gar nichts. Eine Seniorengruppe baut regelmäßig die Gruppenzelte auf, die dank der Unterstützung der Stiftung „Pro HöVi„in diesem Jahr neu angeschafft werden konnten. Mittlerweile wechseln die Generationen: Mitarbeiter Burgmer freut sich besonders, dass in diesem Jahr viele junge Erwachsene als ehrenamtliche Helfer dazukamen. „Viele von ihnen waren als Kinder oder Jugendliche selber in HöVi-Land“. 16 ist das Einstiegsalter, in dem Jugendliche sich als Leiter einer Kindergruppe melden können.

Im Schatten der Krise
Finanziert wird HöVi-Land außerdem durch Spenden, städtische Zuschüsse und natürlich die Beiträge der Eltern: 15 Euro pro Woche und Kind. Rund 100.000 Euro jährlich kostet die Zeltstadt, etwa 50.000 Euro, so Hildebrand, kommen von der Stadt Köln. Rund 20.000 Euro werden durch die Eltern-Beiträge abgedeckt. Fazit: „Rund 30.000 Euro brauchen wir jährlich an Spenden“ so Hildebrand – und die fließen in diesem Jahr spärlicher, sowohl Firmenspenden als auch Spenden von Privatpersonen. Für den Moment sieht Hildebrand die finanzielle Situation von HöVi-Land gesichert, schaut aber trotzdem sorgenvoll auf die kommenden Jahre.
Armut ist in den Stadtteilen Höhenberg und Vingst ein vertrautes Phänomen: Wenn diese Namen in den letzten Jahren in den Medien auftauchten, dann meist im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit, einem hohen Anteil von Hartz-IV-Empfängern und Alleinerziehenden. Doch es gibt noch Steigerungen, wie Pfarrer Wolke registriert hat: „Die Familien haben deutlich weniger Geld. Viele fragen an, ob sie den Beitrag von 15 Euro pro Woche und Kind abstottern können“. Auch die Zahl der Anmeldungen ist gestiegen, weil sich viele Familien gar keinen Urlaub leisten können. So verbringen in diesem Jahr rund 550 statt der üblichen 500 Kinder ihre Ferien in HöVi-Land.

Text: Annette v. Czarnowski
Foto(s): v.Czarnowski