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Historisches Glasfenster in der Antoniterkirche wird restauriert

Es ist einfach erklärt, weshalb Besuchende der Antoniterkirche in Köln derzeit auf den Anblick des Kreuzigungsmotivs im zentralen Chorfenster verzichten müssen. „Auch ein solches Fenster muss mal gereinigt werden“, begründet Citykirchenpfarrer Markus Herzberg die Abwesenheit der rund 500 Jahre alten Glasmalerei.

Risse im Gewand der Maria
Leitungswasser und andere gewöhnliche Putzmittel sind dafür ungeeignet. Diese können die historische Farbsubstanz angreifen. Ein spezielles Verfahren, die Trockenreinigung, soll das vermeiden. Dafür musste das Fenster nun ausgebaut werden. In der Fachwerkstatt Oidtmann erfolgt nicht nur die Säuberung des empfindlichen Schatzes, der im Zweiten Weltkrieg ausgelagert war. Am Firmensitz in Linnich wird die circa 1520 angefertigte Glasmalerei zudem auf Schäden untersucht und restauriert. So gilt es laut Herzberg festzustellen, ob und wie etwa mit Notblei versorgte Risse im Gewand der Maria, der Schmiss im Antlitz Maria Magdalenas oder Abwitterungen behandelt werden. Bei einem Ortstermin sollen die Probleme genau bestimmt und über die Vorgehensweise entschieden werden.

Bald ist das Werk vollständig zu sehen
Dreieinhalb Tage zogen sich allein der Ausbau der 15 kostbaren Segmente und Einbau der neuen Schutzverglasung hin. Nachdem Glasmalermeister Willi Etzel und Bleiglaserin Rita Schavier innen und außen Gerüste aufgestellt hatten, nahmen sie zunächst das außenseitig montierte Schutzgitter ab. Sie vermaßen die einzelnen Felder, gingen bald den Silikon- und Kittdichtungen an den Kragen. Zudem wurde in den Fensterlaibungen Mörtel entfernt, um die Scheiben freizulegen. Anschließend hob, zog beziehungsweise drückte das Gespann die fragilen Teilstücke behutsam aus ihrer Position. Die alten Kondenswasser-Becken wurden durch flachere ersetzt. „Sie sind komplett mit dem Baukörper verbunden. Dort kann nichts eindringen“, versichert Etzel. Im Zuge dieser Maßnahme konnte er auch das Unterstück des steinernen „Rahmens“ in der Höhe ein wenig reduzieren. Das bietet künftig den Vorteil, dass das Werk künftig vollständig zu sehen sein wird.

"Wenn das Fenster innen ist, kann nichts mehr passieren"
In weiteren Arbeitsschritten behandelten die beiden Handwerker auch die vorhandenen stabilisierenden Quereisen. Sie erneuerten Verbindungselemente und die Deckschienen. Allerdings wird das alte Fenster um einige Zentimeter nach innen versetzt. Seine Abschirmung nach außen übernimmt die bereits montierte Schutzverglasung. Diese Art des Schutzes beschreibt Etzel als ein gängiges Verfahren. Nach derselben Methode seien beispielweise schon vor rund 30 Jahren Fenster der Marburger Elisabethkirche erfolgreich schutzverglast worden. Bis heute habe man dort weder mess- noch sichtbare Veränderungen an der Oberfläche der historischen Scheiben festgestellt. „Wenn das Fenster innen ist, kann nichts mehr passieren“, sagt Etzel. Der historische Teil werde zukünftig umspült von der Raumluft der Antoniterkirche. Damit gehöre Regen- oder Kondenswasser auf dem gläsernen Kreuzigungsbild, das die Malerei angreifen könnte, der Vergangenheit an.

Fenster könnte leuchtender werden
Die Schutzverglasung also macht das Außengitter überflüssig. Von ihr verspricht sich Herzberg eine unverfälschte Wirkung des historischen Fensters. Bislang schimmerte bei bestimmten Lichtverhältnissen in größeren Partien das Gittermuster störend durch. Der Citykirchenpfarrer ist überhaupt sehr gespannt, ob das Resultat insgesamt leuchtender ausfallen wird. Vor geraumer Zeit außen installierte Strahler sollen bleiben und ihren Teil dazu beitragen. Gegen die starke Verschmutzung der Fenster- und Wandflächen durch Kerzenruß sind die Verantwortlichen in der Antoniterkirche bereits im November 2011 vorgegangen.


QR-Codes informieren über die vielfältige Arbeit der Antonitercitykirche


Pfiffige Idee für den Übergang von zwei, drei Monaten
Nach zwei bis drei Monaten soll das restaurierte Fenster an seinen angestammten Platz zurückkehren. Bis dahin kommt eine pfiffige Idee zum Tragen. Da das Team der Antonitercitykirche den Besuchenden den Blick durch die blanke Schutzverglasung auf die triste Fassade des angrenzenden Gebäudes ersparen möchte, wurden die einzelnen Felder mit Milchglas-Folie beklebt. Auf jeder ist ein farbiger QR-Code zu sehen. QR steht für Quick Response (schnelle Antwort). Diese 15 verschiedenen kodierten Abbildungen können mit dem geeigneten Programm auf Smartphones eingelesen werden.

Im AntoniterFoyer gibt es einen Aushang
So erhalten Interessierte direkten Zugang zu Internetadressen von Einrichtungen und Angeboten der Evangelischen Gemeinde Köln und des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Sie können sich etwa informieren über die Antoniterkirche, die Kartäuserkirche und die ThomasChristusKirche, über die AntoniterCityTours, den Weltladen und das Café Stanton, über die Evangelische Informationsstelle Köln und die Kircheneintrittstelle. Ebenso über das Kreuzigungsfenster selbst. Um das Einlesen der Codes zu vereinfachen, befindet sich im Foyer der Kirche ein Aushang mit allen Abbildungen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich