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„Himmlische Musik zu Kölner Engeln“ in der Trinitatiskirche

„So schrecklich häufig ist das nicht, dass Engel im Gottesdienst vorkommen“, konstatierte Kirchenmusikdirektor Johannes Quack in den Eröffnungsworten zu der Führung „Himmlische Musik zu Kölner Engeln“. Stadtführer Günter Leitner pflichtete ihm in der Kölner Trinitatiskirche umgehend bei – zumindest im evangelischen Bereich: „Protestanten konnten noch nie so viel mit Engeln anfangen, das war für die eher Dienstpersonal“. Trotzdem hat das Evangelische Stadtführungsprogramm „AntoniterCityTours – Köln mit anderen Augen“ schon seit Jahren regelmäßig Engelführungen im Angebot, ob nun zu Engeln in der Stadt, zum Barlach-Engel in der Antoniterkirche oder zu Engeln auf dem Melatenfriedhof. Ein neues Format stellt nun diese Kooperation mit dem Förderverein Musik an der Antoniterkirche dar, in dem es mit einem thematisch passenden Orgelprogramm zu den Engeln in die Trinitaitskirche und die Antoniterkirche ging.

Engel in der Evangelischen Kirche
Wenngleich Engel in der evangelischen Kirche keine so große Rolle spielen, unevangelisch ist die Beschäftigung mit den himmlischen Boten wiederum nicht. So wies der Musiker Johannes Quack darauf hin, dass in fast jedem Gottesdienst ein Gloria gesungen werde, das mittelbar auf Engel verweist. Das Gloria geht nämlich auf eine der prominentesten Stellen in der Bibel zurück – die Weihnachtsgeschichte bei Lukas – und dort wird von den Engeln gesungen: „Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Hierzu passend spielte der Organist Quack dann auch Bearbeitungen dieses Gloria in der Trinitatiskirche, unter anderem zwei Kompositionen von Johann Sebastian Bach über „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ und eine „Kleine Toccata über Hört der Engel helle Lieder“ von Jan Janca. Er begann sein Programm mit einer Orgelbearbeitung von Georg Friedrich Händels „To Thee Cherubim“ aus dem „Dettinger Te Deum“, um über die Werke von Théodor Dubois, Charles Tournemire und Jean Langlais bei Wolfgang Sieber zu enden. Die meisten Teilnehmenden blieben hierbei andächtig sitzen, andere erkundeten die Kirche und die aktuelle Ausstellung von Rango Bohne.

„Geflügelte Wesen finden sich in allen Weltreligionen“
Günter Leitner lieferte zum Orgelkonzert das kunsthistorische und kulturgeschichtliche Hintergrundwissen. „Geflügelte Wesen finden sich in allen Weltreligionen“, berichtete er und verwies unter anderem auf die Sphinx in Ägypten und auf den geflügelten Götterboten Hermes. Sodann gab er einen Überblick über die Engel der Bibel, von dem Engel, angefangen bei Abraham, der gerade im Begriff war, seinen Sohn Isaak zu schlachten, als ein Engel zur Rettung eilt: „Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.“

Engelsdarstellungen verändern sich
Leitner berichtete, wie sich die Engelsdarstellungen in der Christenheit verändert haben, dass sie anfangs allesamt männlich, bärtig und noch ohne Flügel waren – vielleicht damit sie nicht zu sehr nach der römischen Siegesgöttin Viktoria aussahen. Im Laufe der Zeit wurden dann die Engel immer weiblicher dargestellt. Besonders im Barock beliebt waren dann schließlich die Putten, wie man sie heute in der Trinitatiskirche antrifft. „Die Engel verdeutlichen hier die Gegenwart des Himmlischen auf Erden“, erläuterte Leitner.

Barlachs Engel
Der Schwebende von Ernst Barlach in der Antoniterkirche war dann der Schwerpunkt bei der zweiten Etappe der Führung. Günter Leitner erläuterte hier die Entstehungsgeschichte der berühmten Bronzeskulptur, ging jedoch auch auf die anderen Engelsdarstellung in der ersten evangelisch genutzten Kirche innerhalb der Kölner Stadtmauern ein: die Engeldarstellung im Fenster und das Bronzekunstwerk von Renate Stendar-Feuerbaum, das ebenfalls auf die Weihnachtsgeschichte verweist und die ersten Worte, die der Engel zu den Hirten spricht: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“.

Improvisationen zu „Angel Eyes“
Musikalisch beendete Johannes Quack dann die Veranstaltung mit einem Programm an der Willi-Peter-Orgel der Antoniterkirche, das mit einer Orgelbearbeitung von „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy begann und über Stücke von Sigfrid Karg-Elert und Johann Sebastian Bach bis zu Improvisationen über den Jazz-Klassiker „Angel Eyes“ reichte, bevor es mit Charles Tournemires „Improvisation sur le Te Deum“ endete.

„Von Protestanten, Gauklern und Schweigemönchen“ am 24. Juni
Die nächste Führung in der Kölner Trinitatiskirche unter dem Stichwort „Kunst und Raum“ beginnt am Samstag, 24. Juni, 15 Uhr, und steht unter dem Thema „Von Protestanten, Gauklern und Schweigemönchen“. Dieser Rundgang mit Günter Leitner geht vom „evangelischen Dom“ (Trinitatiskirche) über die Spielmannsgasse entlang St. Johann Baptist bis zur Kartäuserkirche in der Kartäusergasse. Die Teilnahme kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Musikalischer Spaziergang am 22. April
Zu einer besonderen Führung laden die AntoniterCityTours am Sonntag, 22. April, 15 Uhr ein – zum Orgelspaziergang durch St. Ursula, St. Agnes und die Thomaskirche. Der musikalische Spaziergang mit Günter Leitner und Kirchenmusikdirektor Johannes Quack anlässlich der EXPEDITION COLONIA erläutert Kölner Kirchen und ihre Geschichte. Außerdem wird das Profil der jeweiligen Kirchen an der Orgel vorgestellt. Tickets gibt es zum Preis von 17,40 Euro über KölnTicket, Telefon 0221/28 01, www.koelnticket.de

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer