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„Himmlische Lichter“ in der Zeltkirche

„Es war eine unvergessliche Nacht, die mich sehr berührt hat“, schwärmt eine Teilnehmerin. Und eine andere spricht vom „schönsten Gottesdienst, den sie je erlebt hat“. Dabei war es kein Gottesdienst im klassischen Sinn, sondern ein ganz neues Format, das in der Zeltkirche zu später Stunde stattfand.

Mithilfe professioneller Lichttechnik, Taizé-Gesängen und selbst geschriebenen Texten wurden die Aussagen des biblischen Psalms „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“ interpretiert, beleuchtet und hinterfragt. Die rund 90 Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten die Motive wie Angst und Bedrohung durch die Lichteffekte hautnah erleben und sich fragen, wie sie selbst heute mit Menschen oder Ereignissen umgehen, die sie bedrohen. Unter dem projizierten Sternenhimmel am Zelt(kirchen)dach wurde aber auch die tröstliche Botschaft deutlich: dass Menschen mit Gottes Hilfe Halt finden und Angst überwinden können.
Das Dach der Zeltkirche erstrahlt in leuchtendem Rot
Herzenswünsche

Am Ende gab es Gelegenheit zu einer besonderen Form des Gebetes: Herzenswünsche wurden auf dem See in Form von leuchtenden Papierlaternen auf die Reise geschickt. „Die Wunsch-Lichter auf dem See werden noch lange in Erinnerung bleiben “, meint Pfarrerin Birgit Dwornicki. Sie freute sich mit ihrem Team, dass das Konzept der „Nacht der Psalmen“ aufgegangen ist. Bei Gulaschsuppe und Kölsch kam man dann über die Konfessions- und Ortsgrenzen hinweg ins Gespräch. Besucher aus Kürten, Porz und Refrath waren sich einig: „Beim nächsten Mal sind wir wieder mit dabei!“
Papierlaternen mit "Herzenswünschen" auf dem See
Mit Psalmen Brücken bauen
Das Programm in der Zeltkirche war die letzte von drei Stationen, mit der die Refrather Kirchen an der rechtsrheinischen Aktion „Nacht der Kirchen“ teilgenommen hatten. In Refrath wurde der Abend in das ökumenische Projekt „Mit Psalmen Brücken bauen“ einbezogen und war deshalb begleitet von weiteren Aktionen. So wurde ein „Refrather Psalmenbuch“ präsentiert, in das Gemeindeglieder ihre Lieblingspsalmen geschrieben, gemalt oder kalligraphisch gestaltet hatten. Es waren selbstgemalte Bilder zu verschiedenen Psalmen zu sehen, sowie ein Plakat mit Aussagen von Seniorinnen und Senioren, die ihre Erfahrungen mit dem Psalm „Der Herr ist mein Hirte“ zu Protokoll gegeben hatten. „Im Krieg habe ich unvorstellbar schlimme Dinge erlebt. Mir blieben die Worte weg. Aber ich hatte immer noch die Worte dieses Psalms, um mit Gott zu sprechen und nicht verrückt zu werden“, berichtete ein Bewohner aus einem Seniorenheim. So wurden tatsächlich mit dem Projekt Brücken geschlagen: aus biblischen Zeiten in die heutige, von der ältesten Generation zu den Jüngeren.

Das Licht als roter Faden
Während an der ersten Station im Garten des evangelischen Gemeindezentrums am Vürfels Psalm 36 in einem familiengerechten Programm mit allen Sinnen erfahrbar wurde („Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“), ging es an der zweiten Station in der katholischen Kirche St. Johann Baptist mit einem stimmungsvollen Evensong weiter. Die Chorgemeinschaft St. Johann Baptist präsentierte u.a. die Motette „The Lord bless you and keep you“ und die Gemeinde stimmte in verschiedene Psalmgesänge ein. An allen drei Orten wurden Lagerfeuer entzündet, und wer von einer zur nächsten Station zog, wurde von einer Fackel begleitet. Mit so viel Licht vor Augen und im Herzen wurde die kürzeste Nacht des Jahres noch ein bisschen kürzer: Gegen viertel vor zwei zogen die letzten Gäste vom Lagerfeuer am Kippekausener See beseelt nach Hause.

Text: Birgit Dwornicki
Foto(s): Georg Cürten/ Winni Patzer