Acht inspirierende rheinische Frauen der Geschichte – von der Reformation bis heute – erwarteten am vergangenen Samstag ihre Gäste zum „Frauenmahl am Morgen“ in Köln-Weiden. In der Tradition der Reformation warben sie in der Kleidung ihrer Zeit mit ihren Leitsätzen dafür, weiter für Gleichberechtigung zu kämpfen. Mit „Bleib unbequem!“ „Frauenwille siegt!“ oder „Erfahrung mit Köpfchen“ hatten sie sich ihre Ziele wortwörtlich auf die Fahnen geschrieben und machten deutlich: Reformation war kein einmaliges Phänomen. Reformation war ein Prozess und er geht weiter.
Reformation geht weiter
Gut vorbereitet auf ihre Rollen als Elly Heuss-Knapp, Anna Maria von Schürmann, Freya Gräfin von Moltke, Ina Gschlössl, Friederike Fliedner, Magdalene von Waldthausen, Hertha Kraus und Laura von Oelbermann traten die Rednerinnen des Theologinnenkonvents des Kirchenkreis Köln-Nord beim Frauenmahl auf. „Uns ging es nicht nur darum, optisch die Epochen widerzuspiegeln“, erklärte Susanne Zimmermann, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch. „Wir haben uns das Wirken und die Ziele dieser Frauen genau angeschaut und ihre Privatleben durchforstet, um sie authentisch wiedergeben zu können. Uns war wichtig zu erfahren: Was waren die persönlichen Auslöser für ihr Engagement? Welche Leitziele hatten sie?“
Viele der Namen klingen vertraut. Sie mit historischen politischen Ereignissen und Errungenschaften in Verbindung zu bringen fällt nicht schwer, wenn Straßen oder Schulen nach ihnen benannt wurden. Andere, deren Wirken bis heute nachhallt, sind aus dem öffentlichen Gedächtnis jedoch fast verschwunden. Vielleicht wird man sich an sie in anderem Zusammenhang erinnern. Dass Elly Heuss-Knapp als Werbetexterin mit Erfindung des Radio-Jingles die Werbelandschaft revolutionierte und ihn im Auftrag renommierter Unternehmen wie Nivea und Persil einsetzte, ist Vielen ebenso wenig präsent wie die Gründung des Müttergenesungswerkes durch sie als Sozialreformerin. Elly Heuss-Knapp gedanklich als Gattin dem ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss zuzuordnen, fällt leichter.
Was schreiben wir uns auf die Fahne?
Das Anliegen der damaligen Reformerinnen entspricht auch heute noch dem des Theologinnenkonvents, schildert Susanne Zimmermann das Anliegen der Veranstaltung, die nun jedes Jahr um den Reformationstag herum stattfinden soll: „Wir möchten etwas für die Frauen tun und unser Know-how dafür nutzen.“ Über das große Interesse am Samstag freute sie sich sehr und dankte darüber hinaus dem Team der Gemeinde herzlich für einen „großartigen 5-Sterne-Brunch“. Gemeinsam mit den 60 Teilnehmerinnen stimmte sie zum Ende hin das Bürgerinnenlied an, bei dem die Fahnen mit eigenen Leitsprüchen geschwenkt wurden.
Das erste „Frauenmahl am Morgen“ des Kirchenkreises Köln-Nord war als Auftakt der neuen jährlichen Veranstaltungsreihe ein voller Erfolg. Er löst den bisherigen Frauentag des Kreises ab und setzt neue Schwerpunkte. Frei nach dem Wahlspruch der Anna von Schürmann (1607-1678): „Frauenbildung ist fromme Pflicht!“
Foto(s): Claudia Keller