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Ausschnitt aus der szenisch-musikalischen Aufführung „Entscheidung“. Rechts sitzt Regisseurin Marie-Joelle Wolf.

Herbstsingwoche des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd: Kreative Kinderaufführung „Entscheidung“ begeistert Publikum

Ihr Spaß an Spiel und Darstellung, ihre große Freude an gemeinschaftlichem Gesang waren sicht- und hörbar. Der oftmals zitierte „Funke“ sprang sofort über. Und es lag nicht allein daran, dass überwiegend ihre erwartungsvollen Eltern, Großeltern und Familien im Publikum saßen, das in der Emmanuelkirche in Köln-Rondorf die szenisch-musikalische Aufführung für Kinderchor verfolgte.  Betitelt mit „Entscheidung“, bildete diese den Abschluss der 7. Herbstsingwoche des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd für Sieben- bis Zwölfjährige.

Das etablierte Angebot unter zunächst Mitwirkung und seit einigen Jahren Gesamtleitung der Kirchenmusikerin Ruth Dobernecker führt Kinder mit oder ohne Chorerfahrung für einige Tage zum Singen, Spielen und Proben zusammen. Seit 2013 ist sie mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendchor in der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl tätig. Zusätzlich zeichnet sie seit acht Jahren für das Projekt „Kinder- und Jugendchor im Fokus“ im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd verantwortlich.

„Wunderbare Zusammenarbeit“

Insgesamt, so Ruth Dobernecker, biete die Herbstsingwoche ein „schönes Miteinander über Altersgruppen hinweg“. Besonderes Augenmerk werde darauf gelegt, dass die Teilnehmenden ihre eigene Stimme spielerisch entdeckten und weiterentwickelten. Ebenso ihre (schau)spielerischen Fähigkeiten. Schließlich werden die erarbeiteten Lieder und Spielszenen am Ende der Woche in einer der Kirchen des Kirchenkreises aufgeführt. Seit drei Jahren ist die Schauspielerin und Regisseurin Marie-Joelle Wolf leitend eingebunden. Ruth Dobernecker spricht von einer „wunderbaren Zusammenarbeit“.

Zuletzt weilten 19 Kinder im Schullandheim des Eifelortes Kronenburg. Wesentlich für die 7. Auflage ist laut Ruth Dobernecker, „dass wir gemeinsam mit den Kindern ein eigenes Stück entwickelt haben. Für mich war das totales Neuland.“ Das mit der Regisseurin erstellte Konzept zum Thema „Entscheidung“ sei sehr gut aufgegangen. Sie selbst habe Lieder ausgesucht, die dazu passen könnten, beispielsweise ein „Kleines Lied vom Brauchen“ und „Zwischen Krieg und Frieden“. Wolf habe ihre Vorstellungen etwa vom Bühnenbild und der Gestaltung der Szenen unter Verwendung von Umzugskartons eingebracht.

Ruth Dobernecker würdigt im Gespräch die starke Einflussnahme der Kinder auf die Ausformung des Stücks. „Wir haben sie aufschreiben lassen, was sie für einen Aufenthalt auf einer fernen Insel Materielles oder Immaterielles in einen der Kartons packen würden. Oder: Wenn die Kiste zu ist, und nur ein Wunsch kommt heraus: Was wäre das für einer?“ In der Folge seien mit einigen dieser Wünsche die Szenen aufgebaut worden. Auf der letzten Probe, schon mit den begleitenden vier Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, habe man die Bestandteile zu einem zusammengehörenden Stück gefügt.

Umzugskartons als bewegliche Requisiten

Nachdem der Rondorfer Pfarrer Gregor Wiebe Darstellende und Besuchende zur Aufführung in der Emmanuelkirche herzlich willkommen geheißen und einen gelingenden Abschluss der Herbstsingwoche gewünscht hatte, wurde schnell deutlich: Umzugskartons sind nicht nur praktisch, sondern vielseitig einsetzbar. Die stabilen Hüllen dominierten die Szenen nicht als starre Kulisse, sondern in Form beweglicher Requisiten. Die Mädchen und Jungen errichteten mit ihnen etwa einen Sichtschutz oder stapelten sie zu Türmen und ließen diese umfallen. Sie stiegen in die Behältnisse hinein, um „unsichtbar“ zu werden, zu „fahren“ oder zu „fliegen“. Mit ihnen erzeugten die Heranwachsenden unterschiedliche Geräusche und Klänge. So dienten sie als Trommeln und imaginäre Gitarrensaiten, die man zupft oder über die man streicht…

Dazu interpretierten die Kinder Strophen wie diese: „Zwischen Worten und Taten liegt ein weiter Weg. Zwischen Not und Hilfe liegt ein weiter Weg. Jeden Tag gehen wir diesen Weg. Jeden Tag einen kleinen Schritt.“ Und: „Wenn ich ein Fluss wär, dann bräucht ich nicht viel, …nicht viel. Räume zum Fließen, Fische zum Grüßen, Steine zum Schmeicheln, Beine zum Streicheln. So komm ich bald ans Meer, find meinen Weg nicht schwer.“ Mit stürmischem Beifall zollten die Besuchenden ihre Anerkennung.

„Ihr habt uns Bilder gezeigt, die aus euch entstanden sind“, zeigte sich auch Kreiskantor Samuel Dobernecker, der zuvor auf dem Klavier begleitet hatte, von der Darbietung der Kinder begeistert und dankbar. „Wie schön, dass ihr diese Erfahrung machen konntet. Was ihr erlebt habt, ist nicht banal, das geht ganz tief“, ging er auch auf die Gemeinschaftserfahrungen in der Ferienwoche ein. Kurz vor der Aufführung hatte Marie-Joelle Wolf die Gruppe nochmal sensibilisiert, dass innerhalb dieser Gemeinschaft jede und jeder Einzelne wichtig sei für ein stimmiges, vollständiges Bild.

„Wir hatten ein schönes Miteinander“

Samuel Doberneckers große Anerkennung galt ebenso seiner Frau Ruth und Regisseurin Marie-Joelle Wolf, „die die Kinder über die ganze Woche begleitet haben“. Eine solche Betreuung könne nicht „abgearbeitet werden“, sondern sei verbunden mit persönlichem Einsatz. „Es geht nicht allein und auch nicht zu zweit. Wir hatten ein tolles Team dabei“, dankte ihrerseits Ruth Dobernecker jungen Menschen aus der Kirchengemeinde Brühl für ihre Unterstützung als ehrenamtliche Teamer. Die Durchführung diese Woche habe sehr viel Spaß gemacht. Ein solches Projekt sei letztlich aber nicht möglich ohne die Eltern und Familien, wandte sie sich an die Anwesenden.

„Für mich war es ein totales Wagnis, ein neues Konzept zu fahren“, so Ruth Dobernecker im Nachgespräch. Aber es sei gut aufgegangen. „Ich bin so entspannt wie nie in eine Aufführung gegangen.“ Die Kinder seien selber schöpferisch tätig, kreativ gewesen. Das habe doch viel Aufführungsdruck herausgenommen. Schon in den Tagen zuvor sei das zu spüren gewesen. „Wir hatten ein schönes Miteinander“, sprach sie von einer „harmonischen Woche“.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich