Für Bastian Campmann, Sänger der Kölner Band Kasalla, ist der Vringstreff in der Kölner Südstadt schon lange in Begriff. Und so ist es für den Musiker schon fast selbstverständlich, sich für die bedürftigen Menschen, die dort mittags ein warmes Essen bekommen, einzusetzen. Campmann ist 41 Jahre alt und hat eine eineinhalb Jahre alte Tochter. Die Heimat seiner Familie ist die Südstadt. Als Veedels-Nachbar fühlt er sich mit der Begegnungstätte und seinen Gästen verbunden – als Frontmann der Kölsch-Rockband Kasalla möchte er seine Popularität nutzen, um für das Hilfsprojekt für Menschen mit und ohne Wohnung Spenden zu sammeln: Noch vor Sommer kommenden Jahres ist ein Benefizkonzert von Kasalla in der Lutherkirche geplant. Der Erlös soll dem „Vringstreff“ zu Gute kommen, der bis Sommer nächsten Jahres auch von der Diakoniespende 2018/2019 des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region unterstützt wird. Alle Spenden im Rahmen dieser Diakoniespende werden vom Kirchenverband bis zu einem Gesamtspendenaufkommen von 100.000 Euro. So soll die Arbeit des Vringstreff e.V. für die kommenden Jahre auf sichere Beine gestellt werden. Claudia Keller hat mit Bastian Campmann über sein Engagement für den Vrinstreff gesprochen.
Ihren Beruf als Journalist haben Sie 2012 an den Nagel gehängt und sind seitdem Vollzeit-Musiker in der eigenen Band „Kasalla“. Dieses Jahr spielen sie rund 350 Konzerte, auch über die Kölner Region hinaus. Als Fürsprecher des „Vringstreff“ im Rahmen der Diakoniespende engagieren Sie sich demnach – wie auch jetzt – in ihrer freien Zeit. Weshalb liegt Ihnen gerade die Situation der Kölner Wohnungslosen am Herzen?
Der Montag ist mein Sonntag, das stimmt – und den verbringe ich in der Südstadt, in der ich auch meine Heimat habe. Wohnungslose gehören hier seit ich denken kann zum Bild des Veedels, da beschäftigt man sich automatisch mit der Frage, wie man in dieser Situation zurechtkommen kann. Bis zu einem gewissen Punkt habe ich einfach angenommen, obdachlos zu sein, sei ganz weit entfernt von meiner eigenen Lebensrealität. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, nachhakt und ein paar persönliche Geschichten hört, stellt man fest: Nein, das kann ganz schnell gehen. Und was Wohnungslosigkeit heißt, wird jedem spätestens zu Winterbeginn klar. Wenn ich meine Tochter im Nieselregen mit dem Rad zur KiTa gefahren habe, bin ich danach froh, wieder ins trockene und warme Zuhause zu kommen. Das Glück hat aber nicht jeder.
Wie kamen Sie in Kontakt mit „Vringstreff“?
Konkret an den „Vringstreff“ hat uns Hans Mörtter als Pfarrer der Lutherkirche herangebracht. Über Nachbarschaftsaktionen wie zum Beispiel Straßenfeste haben wir uns näher kennengelernt und uns auch mit unserer Musik eingebracht. Die ganze Band steht selbstverständlich hinter diesem Projekt, das ich aber persönlich unterstütze. Überhaupt ist dies ein Thema, für das sich Menschen unabhängig von ihrem eigenen Hintergrund oder ihrer Konfession einsetzen sollten. Ich selbst bin römisch-katholisch erzogen worden; wenn auch nicht streng. Gemeinsam, ökumenisch erreichen wir hier aber viel mehr. Wir wollen auch nicht einfach nur „Gutes tun“, sondern tatkräftig helfen, den Vringstreff für die kommenden Jahre auf finanziell solide Beine zu stellen. Der Evangelische Kirchenverband verdoppelt die eingehenden Spenden bis zu einer Gesamthöhe von 100.000 Euro und rund die Hälfte dieser Summe ist schon erreicht. Geben wir Gas, damit der Topf voll wird!
Das Thema beschäftigt Sie.
Stimmt! Es sind letztlich einfach Menschen, um die es hier geht, nicht in erster Linie Menschen ohne Wohnung. Darunter gibt es freundliche und unfreundliche, wie überall. Um wirklich zu helfen, müssen wir auch reden – um zu verstehen, wie sie in diese konkrete Lebenssituation gekommen sind und welche Hilfen sie brauchen. Gerade unterwegs im Viertel habe ich in Gesprächen interessante und vor allem unerwartete Geschichten gehört. Gut, ein oder zwei Male ließ sich auch keine Gesprächsbasis finden und ich bin abgeblitzt. So ist das eben: Ob mit oder ohne Wohnung sind es ganz normale Menschen, die man nicht über einen Kamm scheren kann. Aber reden und helfen kann man.
Diakoniespende 2018 / 2019: Vringstreff e.V.
Der Vringstreff e.V. ist ein eingetragener und gemeinnütziger Verein. Ins Leben gerufen wurde er als Initiative aller evangelischen und katholischen Kirchengemeinden „rund um den Chlodwigplatz“, der BISA – Bürger Initiative Südliche Altstadt – und des Johannesbundes e.V. Aus der Kölner Südstadt ist er längst nicht mehr wegzudenken – und aus dem Leben der Besucherinnen und Besucher erst recht nicht. Einer von ihnen fasste zusammen, was den Treff für ihn ausmacht: „Vringstreff ist, wo sich Menschen für Menschen einsetzen und ihnen weiterhelfen. Die Küche kocht mit Herz.“
Damit dies auch in Zukunft so engagiert weitergehen kann, braucht der Vringstreff e.V. neben seiner Grundfinanzierung auch Spendengelder. Die Diakoniespende 2018/2019 ist deshalb mehr als nur eine „gute Sache“. Sie sichert vielen hilfsbedürftigen Menschen in Köln einen wichtigen Teil des täglichen Lebens: eine warme Mahlzeit in einer geborgenen Umgebung.
www.diakoniespende.kirche-koeln.de
Foto(s): Claudia Keller